Zwei Fußballer standen wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht
Feier in Stader Restaurant endete in handfester Schlägerei
jd. Stade. Weihnachten wird gern als Fest der Liebe bezeichnet. Wenig liebevoll ging es im vergangenen Jahr auf einer Weihnachtsfeier zu. Statt Liebe setzte es Hiebe. Vor dem Stader Amtsgericht sollte die adventliche Prügelei nun aufgearbeitet werden. Es blieb aber nur beim Versuch, den Sachverhalt zu klären. Denn wer damals in einem Stader Lokal und vor dessen Eingang wem wie viele Hiebe verpasst hat, ließ sich nicht mehr eindeutig feststellen.
Was auf jeden Fall feststeht: Es wurde tüchtig gefeiert und entsprechend floss der Alkohol. Unten im Restaurant prostete sich eine Geburtstagsrunde zu, im Obergeschoss stieß eine Fußballmannschaft auf das bevorstehende Fest an. Doch zu später Stunde kippte die weihnachtliche Stimmung. Beide Gesellschaften gerieten in Streit miteinander.
Wie es so ist, wenn Männer zu Streithähnen mutieren: Es ging um Frauen. Diesen Schluss lassen jedenfalls die Aussagen zu, die der Gastwirt und sein Kompagnon bei der Polizei gemacht haben. Die drei Damen, eine Mutter und ihre beiden Töchter, machten sich bei der Geburtstagsfeier offenbar aus dem Staub, um ein Stockwerk höher bei den Kerlen mit den strammen Waden weiter zu feiern.
Das Treiben bei den Kickern fanden die sitzengelassenen Herren aus der Geburtstagsrunde wohl zu bunt: Die Frauen hätten oben ausgelassen mitgefeiert und getanzt, heißt es im Vernehmungsprotokoll. Auf der Treppe soll es die ersten Reibereien gegeben haben. Ein Hemd wurde zerrissen. Nachdem es zunächst drinnen zu Handgreiflichkeiten kam, artete das Ganze vor der Tür zu einer Prügelei aus. Die Polizei wurde gerufen und ein Krankenwagen alarmiert. Statt der Kerzen auf der Weihnachtsdeko flackerte nun draußen das Blaulicht.
Zwei Kicker waren am Ende die Dummen: Sie wurden von den vermeintlichen Opfern, einem Brüderpaar, angezeigt. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung. Die beiden Brüder, die als Zeugen geladen waren, hatte es bei dem nächtlichen Schlagabtausch offenbar böse erwischt. Der Ältere landete im Krankenwagen, der Jüngere wies üble Blessuren im Gesicht auf.
Doch hatten die zwei mit ihrer Anzeige tatsächlich die Richtigen vor den Kadi zerren lassen? Den beiden Verteidigern schien das nicht plausibel. Sie verwiesen auf andere, nicht geladene Zeugen, wonach der ältere Bruder erst durch sein aggressives Verhalten die tätliche Auseinandersetzung herbeigeführt habe.
Zum Prozess waren aber nur drei Zeugen geladen: das Brüderpaar und eine der drei Frauen, die offenbar mit einem der beiden Brüder liiert ist. Doch entsprach es wirklich der Wahrheit, was der jüngere Bruder als Zeuge dem Gericht auftischte? Die Verteidiger hatten erhebliche Zweifel und nahmen den jungen Mann ordentlich in die Zange.
Eine zentrale Rolle spielte dabei ein Mannschaftsfoto der Fußballer: Darauf will der Zeuge unter anderem einen der vermeintlichen Täter erkannt haben. Mit diesem Foto waren die Brüder zur Polizei gegangen, um Strafanzeige zu erstatten. Dann stellte sich heraus, dass dieser Beschuldigte ein lupenreines Alibi besaß: Er war gar nicht auf der Weihnachtsfeier.
Bei einer späteren Vernehmung schwenkte der junge Mann um und identifizierte eine andere Person auf dem Teamfoto als angeblichen Schläger: Nur aufgrund dieser Aussage landete der Fußballer auf der Anklagebank. Für die Verteidiger ein Unding: Sie bewerteten die Einlassung des Zeugen als "Räuberpistole". Dass der Zeuge zudem noch bestritt, sich mit seinem Bruder und dessen Freundin hinsichtlich der Aussage abgestimmt zu haben, brachte die Anwälte erst richtig in Rage: Das sei doch "weltfremd".
Dieser Sichtweise schloss sich auch die Richterin an: "Ich habe Zweifel an dieser Geschichte", so ihr Fazit der Zeugenvernehmung. Sie regte die Einstellung des Verfahrens an - ohne jegliche Auflagen. Ansonsten hätten noch zahlreiche weitere Zeugen aufgeboten werden müssen, um die Vorgänge zu erhellen. Der Staatsanwalt zögerte, wollte zunächst noch die Frau hören. Aber nach ihrer Aussage war auch für ihn klar: "Das klingt irgendwie alles abgesprochen." So wurde beschlossen und verkündet: Das Verfahren wird eingestellt.
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