Gegen den bundesweiten Trend
Immer mehr Mitglieder bei den Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Stade
jab. Stade. Stetig steigende Mitgliedszahlen und die Hoffnung auf eine baldige Corona-Impfung waren die zentralen Themen bei der Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Stade. Aber es hagelte auch Kritik in Richtung Landes- und Bundesregierung seitens der Feuerwehr sowie auch von Landrat Michael Roesberg.
"Ich hätte nie damit gerechnet, dass wir so eine große und wichtige Veranstaltung auf diese Weise durchführen müssen", sagte der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Stade und Kreisbrandmeister Peter Winter. Aber sie sei notwendig, da bereits im vergangenen Jahr die Sitzung ausfallen musste. Nur wenige Vertreter waren - nach vorherigem negativem Schnelltest - vor Ort in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Stade-Wiepenkathen, die meisten Teilnehmer waren via Internet beispielsweise aus Feuerwehr- oder Dorfgemeinschaftshäusern zugeschaltet. 200 Mitglieder waren insgesamt dabei.
Mitgliederzahl wächst weiter
Eine gute Nachricht gab es stattdessen aus dem Bereich der Mitgliederzahlen. Seit 2018 ist die Zahl der aktiven Mitglieder von 3.999 auf 4.153 (Stand: 31.12.2020) gestiegen. Diese Entwicklung gehe völlig gegen den bundesweiten Trend und das trotz Pandemie, sagte Winter. Die Mitglieder verteilen sich dabei auf 95 Feuerwehren im Landkreis. Hinzu kommen 35 Jugend- und zehn Kinderfeuerwehren. Mit diesen und den zwei nebenberuflichen und einer hauptberuflichen Werkfeuerwehr sind insgesamt 5.189 Personen in Sachen Brandschutz und Hilfeleistung organisiert.
Die positive Entwicklung vor allem im Bereich der Kinder- und Jugendfeuerwehren erklärt sich Winter mit der guten Jugendarbeit der Jugendwarte und Betreuer. Ohne sie wäre das Angebot gar nicht erst möglich und auch nicht so attraktiv. Winter hofft, dass dieser Trend weiterhin bestehen bleibt. "Denn der demografische Wandel ist zumindest kurz- und mittelfristig nicht umkehrbar." Ein wichtiger Baustein dabei sei der Nachwuchs. Er sei die Zukunft der Einsatzabteilung aller Feuerwehren.
Viele Lehrgänge fielen aus
Nicht nur der Nachwuchs muss geschult werden, auch die aktiven Brandbekämpfer benötigen regelmäßig Lehrgänge. Seit mehr als einem Jahr hätten die Feuerwehrleute keine nennenswerten Lehrgänge mehr besucht, berichtete Winter. Und auch für den Rest des Jahres sehe die Prognose schlecht aus. Der Kreisbrandmeister stellte zwar klar, dass die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren im Landkreis zu keinem Zeitpunkt gefährdet war. Dennoch: "Lebensrettende Handgriffe bei Bränden und technischen Hilfeleistungen müssen geübt, neue Techniken geschult und die Bedienung der modernen Technik gefestigt werden." Da der Ausbildungsstand vor der Pandemie gut war, konnten ausgefallene Lehrgänge bisher kompensiert werden. "Aber langsam ist auch hier die Luft sehr dünn geworfen", sagte Winter. Roesberg ergänzt: "Es ist grenzwertig, wenn über Monate keine Lehrgänge stattfinden."
Kritik an Impf-Politik
Winter kritisierte außerdem, wie bei der Vergabe der Impftermine die Aufnahme in die Priorisierungsgruppe 3 abgelaufen sei: Zwar seien die Mitglieder der Feuerwehren zunächst in diese Gruppe aufgenommen, dort seien sie aber neben vielen anderen unter "ferner liefen" aufgeführt. Inzwischen hätten die Verantwortlichen aber erkannt, dass die Feuerwehr ein wichtiger und lebensnotwendiger Bestandteil der kritischen Infrastruktur ist und vorrangig geimpft werden muss. Dazu habe es eine offizielle Pressemitteilung aus dem Niedersächsischen Gesundheits- und Innenministerium gegeben, die besagt, dass sie sich ab 1. Mai impfen lassen können. Es sei zwingend notwendig, dass die Einsatzkräfte durchgeimpft werden, damit sie nicht weiter den großen Ansteckungsgefahren im Einsatz- und Ausbildungsdienst ausgesetzt sind.
Roesberg: "Wir alle leiden unter der Politik der Ankündigungen." Von Landes- und Bundesregierung würden Dinge angekündigt, die bereits am nächsten Tag umgesetzt werden müssten. Mit Hinweis auf die Impfungen der Feuerwehrleute sagte er, dass ein entsprechender Erlass noch nicht eingegangen sei.
Inzwischen sei der entsprechende Erlass eingegangen, bestätigt Kreisdezernentin Nicole Streitz. Noch am Donnerstag seien die Einladungen an die Feuerwehrleute verschickt worden. Somit können sich diese ab dem heutigen Samstag gegen das Coronavirus impfen lassen.
Auszeichnungen und Ehrungen
Eine besondere Auszeichnung erhielt am Schluss Ralf Gronau aus Hagen. Er stand nach 25 Jahren nicht mehr zur Wiederwahl für das Amt des Schriftwartes zur Verfügung. Er wurde zum Ehrenmitglied des Kreisfeuerwehrverbandes gewählt. Als sein Nachfolger wählten die Mitglieder Matthias Brandt aus Hollern-Twielenfleth. Henning Klensang aus Stade wurde für weitere drei Jahre in seinem Amt als stellvertretender Verbandsvorsitzender bestätigt, ebenso wie Kassenwart Stefan Moje aus Bliedersdorf.
Weitere Ehrungen:
Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes Stade in Silber: Jürgen Froböse (Jork)
Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes Stade in Gold: Jens Aldag (Königreich), Uwe Heins (Wangersen), Heinz Heinsohn (Großenwörden), Klaus-Peter Heinsohn (Gräpel), Andreas Höft (Bargstedt), Rico Inauen (Daensen), Gerhard Kramm (Ottensen), Günter Meyer (Neukloster), Hans Peters (Hagen), Arnd Schliecker (Brostel), Wilfried Sprekels (Wiepenkathen) und Gerd Tripmaker (Drochtersermoor)
Ehrennadel des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen in Silber: Thorsten Hellwege (Burweg)
Niedersächsisches Ehrenzeichen für besondere Verdienste: Rolf-Heinrich Heckert (Dammhausen), Jürgen Meyer (Buxtehude) und Torsten Meyn (Hedendorf)
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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