Auf den Ernstfall vorbereitet
Kreisverwaltungen und Hilfsorganisationen aus den Landkreisen Stade und Harburg proben regelmäßig Katastrophenlagen
(jab/ce). Auch in den Landkreisen Stade und Harburg verfolgt man mit großer Anteilnahme die verheerenden Auswirkungen der Flutkatastrophe, die rund 500 Kilometer weiter westlich Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz erschüttern. Zwar droht eine solche Katastrophe derzeit nicht im Landkreis Stade. Ausschließen lässt es sich aber nicht.
Aus der Vergangenheit gelernt
Schon die Vergangenheit hätte gezeigt, dass Hochwasserszenarien auch hier vor Ort möglich sind. "Horneburg ist ein Bespiel, dass so etwas auch bei uns vorkommen kann", sagt Kreisdezernentin Nicole Streitz, die auch Leiterin des Krisenstabs beim Landkreis ist. Dort und auch in tiefergelegenen Teilen Harsefelds hatte es 2002 Überschwemmungen gegeben. Die Verantwortlichen im Landkreis Stade haben baulich auf das Hochwasser in Horneburg und Harsefeld reagiert. In Harsefeld wurde das Nadelöhr des Rellerbachs beseitigt. In Horneburg wurde eine Spundwand bis zum Bullenbruch-Polder errichtet.
Das Problem im Kreis Stade sei vor allem das Aufeinandertreffen von Sturmflut und Starkregen. Das Wasser der Elbe laufe über die Flüsse ab. Allein bei Sturmflut sei das nicht schlimm. Sollte aber die Elbe einen hohen Pegel aufweisen und dann die Fluttore geschlossen werden, können Schwinge, Este, Oste und Lühe nicht entwässern, wenn noch viel Regen dazukäme.
Krisenstab im Katastrophenfall aktiv
Der Landkreis Stade habe seit 2002 allerdings reagiert und am Katastrophenschutzplan gearbeitet. "Katastrophenschutz ist Arbeit für die Schublade", sagt Streitz. Jeder hoffe, dass die Pläne nicht benötigt werden. Aber im Notfall könne auf sie zurückgegriffen werden. "Wann der Katastrophenfall eintritt, entscheidet letztendlich der Landrat", erklärt die Dezernentin. Dann werde die Kreisverwaltung umstrukturiert und der Katastrophenstab aktiviert. "Das läuft dann ähnlich ab wie jetzt zur Corona-Zeit."
Im Normalfall finden regelmäßig Übungen statt, um verschiedene Szenarien mit den entsprechenden Einsatzkräften, Organisationen und Beteiligten durchzuspielen. Aufgrund der Pandemie sei dies nicht möglich gewesen. Dennoch: "Wir sind gut aufgestellt", so Streitz. Schon deshalb, weil die Verwaltung durch die jetzige Krise geübt wäre und sie ihre Erfahrung auf andere Szenarien anwenden könnte.
Immer wieder wird geübt
"Wir mussten in der jüngeren Vergangenheit kein solches Szenario erleben. Das bislang letzte Großereignis war das Elbehochwasser, das - ähnlich wie jetzt die Flut - durch ein unglückliches Zusammenwirken von Starkregen, dadurch übersättigten Böden und steigenden Flusspegeln ausgelöst wurde", erklärt Winsens Landkreis-Pressesprecher Andres Wulfes. Sollte es an Elbe, Seeve, Luhe oder Ilmenau zu verheerenden Überschwemmungen kommen, gebe es hierfür Katastrophenpläne, deren Handlungsabläufe immer wieder - zuletzt Ende 2018 - geübt würden. Die Pläne enthielten unter anderem auch Angaben zu Notunterkünften und Evakuierungsrouten. "Bei Szenarien, die weniger extrem, aber dennoch bedrohlich sind, gibt es ebenfalls eine enge Kooperation und Abstimmung zwischen der Feuerwehr-Rettungsleitstelle des Landkreises und den kommunalen Einsatzleitungen in den Städten und Gemeinden", so Wulfes.
"Es ist schrecklich, was den Menschen dort gerade widerfährt", zeigt sich Volker Bellmann, Kreisbrandmeister des Landkreises Harburg, gegenüber dem WOCHENBLATT bewegt vom Geschehen.
Acht Feuerwehr-Kreisbereitschaften aus Niedersachsen seien derzeit in den betroffenen Gebieten aktiv, die Retter aus dem Kreis Harburg aber (noch) nicht gerufen worden.
"Beim Hochwasser in Hildesheim 2017 waren wir zur Unterstützung unserer dortigen Kameraden im Einsatz und natürlich, als die Elbe 2013 vor unserer Haustür über die Ufer trat", so Bellmann. Eine Prognose, ob eine ganze Landstriche verwüstende Flut wie in Westdeutschland auch die hiesige Region treffen könnte, möchte er nicht wagen. "In jedem Fall proben die Kreisverwaltung, Feuerwehr, Hilfsorganisationen wie DRK und THW sowie der Deichverband regelmäßig gemeinsam den Ernstfall."
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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