Krankenkassen übernehmen nur Teil der Kosten
Landkreis Stade stellt mehr Geld für Rettungsdienst bereit
Der Landkreis Stade stockt die Kapazitäten im Rettungsdienst auf. Weil die Krankenkassen nicht alle anfallenden Kosten tragen wollen, soll eine halbe Million Euro aus dem Kreishaushalt bereitgestellt werden. Der Feuerschutzausschuss gab jetzt grünes Licht.
Der Rettungsdienst steht unter Druck: Die Anforderungen an die Notfallsanitäter und die Einsatzzahlen steigen stetig. Hinzu kommt: Die Kliniken entlassen nicht mehr nur tagsüber Patienten, sondern auch abends, nachts und am Wochenende. Dafür müssen Kapazitäten bei den Krankentransporten bereitstehen. Außerdem hat die Schließung von Krankenhäusern in den Nachbarkreisen dazu geführt, dass vermehrt Patienten aus dem weiteren Umland in die Elbe Kliniken in Stade und Buxtehude transportiert werden und durch den Rettungsdienst des Kreises Stade wieder zurückgefahren werden müssen. Die Einsatzdauer hat sich im Bereich der Krankentransporte stark erhöht, da die Fahrtwege länger geworden sind.
Zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz, der Johanniter Unfallhilfe und der Firma Falck als den vom Kreis beauftragten Dienstleistern im Rettungswesen wurden Lösungsansätze erarbeitet. So soll zukünftig eine strikte Trennung zwischen Notfallrettung und Krankentransporten vorgenommen werden. Außerdem soll die Zahl der bereitstehenden Rettungswagen zügiger an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden, dazu soll ein neuer Bedarfsplan erstellt werden. Bereits kurzfristig sollen die Kapazitäten erweitert werden.
Aktuell stehen nicht immer ausreichend Krankentransportwagen (KTW) für alle anstehenden Transporte zur Verfügung. Dadurch entstehen lange Wartezeiten für die Patienten. Zum Teil werden anstehende Krankentransporte durch Rettungswagen (RTW) gefahren, die dann aber nicht für ihre eigentliche Aufgabe, die Notfallrettung, zur Verfügung stehen. Deshalb sollen ab Januar 2023 zusätzliche KTW vorgehalten werden, um die RTW nicht für solche Transportfahrten zu binden.
Einer ersten Berechnung zufolge besteht ein Bedarf von 205 zusätzlichen sogenannten KTW-Wochenstunden. Doch die Krankenkassen als Kostenträger wollen nur einen Teil davon übernehmen. Sie haben bisher nur 144 Stunden anerkannt. Nach Auffassung der Kassen seien die KTW-Schichten nachts und an den Wochenenden nicht wirtschaftlich und müssen daher auch nicht durch sie refinanziert werden. Sollten in diesen Zeiträumen Krankentransporte erforderlich sein, könnte diese Aufgabe von den Teams der Rettungswagen wahrgenommen werden, so die Argumentation der Kassen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Werden die Kapazitäten für Krankentransporte aufgestockt, müssten nachts und an Wochenenden weniger Rettungswagen bereitstehen.
Das wollen Kreisverwaltung und -politik jedoch auf jeden Fall verhindern, um die Notfallrettung nicht zu schwächen. Die Differenz von 61 Wochenstunden im KTW-Bereich muss also aus dem Kreishaushalt bestritten werden. Kostenpunkt: bis zu 520.000 Euro. Einstimmig votierte der Feuerschutzausschuss kürzlich für den Vorschlag der Verwaltung. Das sei auch ein Signal in Richtung der Einsatzkräfte, dass ihre wichtige Arbeit anerkannt wird, hieß es. Einige Mitarbeiter des Rettungsdienstes nahmen an der Sitzung als Zuschauer teil. Das letzte Wort hat der Kreistag in seiner Dezember-Sitzung, eine Zustimmung gilt als sicher.
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