Stade
Panik im "Bombenhaus" durch Mega-Druckwelle

Mieterin Angie Borchers zeigt auf die Wohnung, in der die Chemikalien verpufften
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Riskante Chemie-Bastelei in Stade / Nach Verpuffung im Mehrfamilienhaus leben die Mieter in Angst / Polizei findet Granaten

tp. Stade. "Die Druckwelle fuhr mir durch Mark und Bein. Ich hatte Panik", sagt Mieterin Angie Borchers (19) und blickt verstört auf das Mehrfamilienhaus in Stade, in dem am Mittwochabend eine Chemikalien-Mixtur verpuffte. Die Polizei ließ das Haus an der Bremervörder Straße räumen, die zwölf Bewohner kamen in einem Hotel bzw. bei ihren Familien und Bekannten unter. Die Detonation ereignete sich gegen 19 Uhr in einer Dachwohnung eines 35-Jährigen, der sich bei dem riskanten Experiment schwer verletzte. "Er hatte Platzwunden am Kopf und an der Hand, alles war voller Blut", sagt Angie Borchers, die dabei war, als Rettungskräfte den Nachbarn mit einer Trage zum Krankenwagen brachten.

Angie Borchers, die als Servicekraft arbeitet, wollte gerade ihr Apartment im ersten Stock verlassen, als sie vor Schreck zusammenzuckte. "Ein dumpfer Knall hallte durchs Haus, dabei fiel die Wohnungstür aus dem Schloss. Ich dachte zunächst, ein Einbrecher hätte die Tür eingetreten", sagt die junge Frau, die sofort per Handy ihren Vermieter alarmierte. Noch bevor dieser eintraf, rückte ein Großaufgebot an Feuerwehrleuten, Polizisten und Rettungskräften an und brachten die zwölf übrigen Mieter, die unversehrt blieben, sicherheitshalber aus ihren Wohnungen.

Draußen wurde das ganze Ausmaß der Verpuffung deutlich. Ein Brand wurde durch die Explosion zwar nicht ausgelöst, doch Türen und Fenster der Wohnung sowie ein Teil des Daches wurden durch die Druckwelle herausgeschleudert. Mehrere vor dem Haus geparkte Autos wurden durch die Trümmer beschädigt.

Gegen 23 Uhr trafen Sprengstoff-Spezialisten des Landeskriminalamtes aus Hannover und Sprengstoff-Suchhundeführer aus Wilhelmshaven ein, die mit Tatort-Ermittlern der Stader Polizei die Wohnung inspizierten: Neben ca. 30 Litern Chemikalien fanden sie mehrere Granaten, 16 Pistolen verschiedener Kaliber, vier Gewehre sowie diverse Munition nebst Werkzeug zum Bau bzw. Umbau der Waffen.

Das Motiv des 35-Jährigen ist laut Polizeisprecher Rainer Bohmbach noch offen. Ein politischer Hintergrund werde vorerst ausgeschlossen.

Der Bastler ist wegen ähnlicher Delikte wie Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und unerlaubten Waffenbesitzes polizeibekannt. Bereits im Jahr 2008 durchsuchten Spezialeinsatzkräfte das Apartment.

Am Donnerstagnachmittag durften die Mieter in ihre Wohnungen zurückkehren. Angie Borchers traute sich allerdings nicht in das "Bombenhaus" und verbrachte das Wochenende lieber bei ihrer Mutter: "Ganz ehrlich, ich habe noch immer Angst und muss den Schock erstmal verdauen."

• Der Sachschaden beträgt rund 20.000 Euro.

• Einem Antrag der Staatsanwaltschaft Stade auf Erlass eines
Haftbefehls wurde seitens des Amtsgerichts Stade nicht stattgegeben,
der 35-Jährige bleibt damit weiter auf freiem Fuß. Die Ermittlungen gegen ihn dauern jedoch weiter an.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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