Sicherheitsbericht für PI Stade vorgelegt
Polizeipräsident: Übergriffe auf Einsatzkräfte publik machen
Das Thema Sicherheit bewegt die Bürger sehr. Anlass genug für Lüneburgs Polizeipräsident Thomas Ring, jeweils einen eigenen Sicherheitsbericht für die sechs Polizeiinspektionen in seinem Zuständigkeitsbereich vorzustellen. Kürzlich wurde der Bericht für die Polizeiinspektion (PI) Stade vorgelegt. Deren Bereich deckt sich mit der Landkreis-Fläche. Ring kam persönlich ins Stader Kreishaus, um die bunt bebilderte 37-Seiten-Broschüre persönlich zu präsentieren. Dabei hatte Ring sicher auch im Hinterkopf, dass gerade die Bevölkerung in Stade derzeit sehr sensibel reagiert, was die Frage der Sicherheit angeht. Der Hintergrund ist klar: Die Bürger sind vor allem wegen der tödlichen Auseinandersetzungen im Clan-Milieu beunruhigt, die auf offener Straße ausgetragen wurden. Aber auch die Attacken auf Einsatzkräfte, zuletzt vor zwei Wochen in Bützfleth (mehr dazu lesen Sie hier) geben Anlass zu Sorge.
Jeden Fall zur Anzeige bringen
Daher war eine Botschaft, die der Polizeipräsident im Zusammenhang mit Übergriffen auf Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Polizisten mitbrachte, von besonderer Bedeutung: Ring rief dazu auf, jeden einzelnen Fall öffentlich zu machen und den Betroffenen den Rücken zu stärken. Gerade die zunehmende Gewalt gegen Einsatzkräfte bereite ihm persönlich große Sorgen, so der Polizeichef. Allein 664 Gewaltdelikte gegen Polizeivollzugsbeamte wurden 2023 im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg erfasst. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es 446 Fälle. Das ist ein Anstieg um fast 50 Prozent. Auch Feuerwehrleute und Sanitäter seien immer wieder Angriffen ausgesetzt oder würden bei Einsätzen behindert, sagte Ring. Die Dunkelziffer sei hoch. Jeder Fall müsse zur Anzeige gebracht werden, betonte der Polizeipräsident. Hier seien auch die Bürgermeister als oberste Dienstherren der Feuerwehren in der Pflicht.
Bei den anwesenden Vertretern der Politik, allen voran Stades Landrat Kai Seefried, wurden Rings Ausführungen mit Genugtuung aufgenommen. Seefried erinnerte an die Vorfälle aus dem Bereich der Clan-Kriminalität, die in der jüngeren Vergangenheit in Stade für Aufsehen gesorgt hatten. Zeitweise ermittelten bei der Stader Polizeiinspektion zeitgleich zwei Mordkommissionen. Hier müsse der Rechtsstaat mit voller Konsequenz und Härte durchgreifen, sagte der Landrat. Er betonte aber auch: "Ich erlebe bei uns im Landkreis Stade eine große Wertschätzung für die Beamtinnen und Beamten, die tagtäglich für unser aller Sicherheit im Einsatz sind."
Gestörtes Sicherheitsgefühl der Bevölkerung
Ring war von sich aus auf das offenbar gestörte Sicherheitsgefühl in Stade eingegangen. Er sprach in dieser Hinsicht Klartext und nannte Stade einen „Brennpunkt“ im Bereich der Clan-Kriminalität. Allerdings wurde das Thema seitens der Polizei relativiert: Die gefühlte Sicherheit in der Bevölkerung entspreche nicht immer der Realität, wie sie in den Statistiken abgebildet wird, erklärten der Leiter der Stader Kriminalpolizei, Polizeirat Martin Kaliebe, und der stellvertretende Leiter der Stader Polizeiinspektion, Polizeidirektor Wilfried Reinke. Einzelne Kriminalitätsbereiche, die in der Öffentlichkeit als große Bedrohung wahrgenommen werden, seien in der polizeilichen Arbeit eher unauffällig. Die Morde im Clan-Milieu seien Taten, die mit keiner Gefahr für die Bevölkerung einhergegangen wären. Die Beamten betonten, dass Stade zu den sichersten Landkreisen in Niedersachsen gehöre.
Anlässlich der Präsentation des Sicherheitsberichts wurden auch noch einmal Zahlen aus der Kriminalstatistik für 2023 vorgestellt. Hier handelte es sich allerdings - salopp gesagt - um "kalten Kaffee": Über die Kriminalstatistik berichtete das WOCHENBLATT bereits ausführlich im März in folgendem Artikel:
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