Anklage gegen Daniela Klette
"RAF-Rentnerin" wird Überfall auf Stader Marktkauf vorgeworfen
Im Februar wurde die ehemalige Terroristin Daniela Klette gefasst. Die 66-Jährige gehört dem "RAF-Rentner-Trio" an, nach dem der Ermittlungsbehörden jahrzehntelange gefahndet haben. Seitdem sitzt sie im Frauengefängnis Vechta in Untersuchungshaft. Jetzt hat Staatsanwaltschaft Verden Anklage gegen Klette erhoben - wegen versuchten Mordes, unerlaubten Waffenbesitzes sowie versuchten und vollendeten Raubes. Dabei geht es auch um eine Tat in Stade.
Anklage listet 13 Raubüberfälle auf
Um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren, griffen Klette und ihren weiterhin flüchtigen Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub zur Waffe. Die Drei gehörten der dritten Generation der RAF an, die sich 1998 für aufgelöst erklärt hatte. Klette und Co. gingen nun wie ganz normale Verbrecher vor. Sie überfielen Geldtransporte und Supermärkte, um an Geld zu kommen. Insgesamt erbeuteten sie so mehr als 600.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft listet in der Anklage 13 Raubüberfälle auf, davon acht in Niedersachsen. Bei den Taten, die sich zwischen 1999 und 2016 ereignet haben, soll Klette stets am Steuer des Fluchtautos gesessen haben.
Täter überfallen Marktkauf-Kassenbüro
Womöglich wird dies auch Weihnachten 2012 der Fall gewesen sein. Laut Anklage soll das Trio damals den Marktkauf in Stade überfallen haben. Zwei bewaffnete Männer stürmten an Heiligabend morgens in das Kassenbüro und überwältigen die drei Angestellten. Anschließend stiegen die Täter in einen silberfarbenen VW Golf 3 und rasten mit dem erbeuteten Geld - es handelte sich immerhin um 135.000 Euro - davon. Laut Zeugen soll eine Frau das Fluchtauto gelenkt haben. Was besonders dreist war: Um besser im Weihnachtsverkehr voranzukommen, schalteten die Ganoven ein Blaulicht ein, das sie am Golf angebracht hatten. Der Wagen wurde eine Stunde später lichterloh brennend in einem Wäldchen am Fredenbecker Weg in Stade gefunden. Dort waren die Flüchtenden offenbar in ein anderes Auto umgestiegen. Die sofort eingeleitete Großfahndung hatte trotz des Einsatzes eines Polizeihubschraubers keinen Erfolg.
Die Polizei tappte beim Stader Raubüberfall daher zunächst im Dunkeln - obwohl zahlreiche Hinweise eingingen. Erst später kam der Verdacht auf, dass die RAF-Pensionäre hinter der Tat stecken. Es gab zwar kein eindeutiges Beweismaterial wie etwa DNA-Spuren, doch die Täterbeschreibung passte auf die alternden Ex-Terroristen. Auch der Ablauf des Marktkauf-Überfalls ähnelte der Vorgehensweise bei Taten, die zweifelsfrei dem Trio zugeschrieben werden konnten. Ins Visier der Ermittler gerieten die Ex-Terroristen, weil es sehr viele Übereinstimmungen bei den Überfällen auf Supermärkte gibt: Die Täter kaufen ein bis drei Monate vor der Tat von privaten Händlern billige Gebrauchtwagen. Dorthin fahren sie meist mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Autos werden bar bezahlt, aber erst nach Geschäftsschluss abgeholt. Die Verkäufer stellen sie dafür auf einen öffentlichen Parkplatz ab. Das Fluchtauto wird nach der Tat in Brand gesteckt.
Klette wird auch versuchter Mord vorgeworfen. Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter im Jahr 2015 waren Schüsse gefallen. Damit hat das Trio laut Staatsanwaltschaft billigend in Kauf genommen, dass Menschen sterben. Ein Projektil, das in der Fahrerkabine des Geldtransporters gefunden wurde, soll aus der Kalaschnikow stammen, die bei Klettes Verhaftung gefunden wurde. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Klette auch noch wegen der mutmaßlichen Beteiligung an Terroranschlägen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.