Hausdurchsuchungen bei fünf Beamten
Sind Stader Polizisten Impfassfälscher?

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tk. Stade. Die Polizei in Stade wird von einem Skandal um mutmaßlich gefälschte Impfpässe und Testzertifikate erschüttert. Ein Polizeibeamter und vier Kolleginnen (31 bis 44 Jahre alt) sollen die Dokumente nicht nur für sich gefälscht haben. Sie haben sie offenbar auch weitergegeben und - so der Verdacht - sogar verkauft. Bei allen Beschuldigten wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Die fünf Polizisten sind vom Dienst suspendiert. Es laufen straf- und disziplinarrechtliche Ermittlungen gegen sie.

Viele Fragen sind noch offen. Haben die fünf gemeinsam - also bandenmäßig - gehandelt? Wie viele Impf- und Testzertifikate wurden gefälscht, eventuell verkauft und wie viel Geld wurde dabei erlangt? "Welche Dimensionen der Fall hat, steht noch nicht fest", sagt Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade. Nach unbestätigten Angaben sollen die Beschuldigten nicht nur zum Lager der Impfgegner gehören. Es soll auch eine Nähe zu Corona-Leugnern bzw. Kritikern der Schutzmaßnahmen geben. Denkbar sei daher, dass gefälschte Impfpässe eine Unterstützungsaktion für Corona-Leugner gewesen seien. "Wir ermitteln auch den ideologischen Hintergrund", sagt Oberstaatsanwalt Breas dazu.

Die mutmaßlichen Impfpassfälscher flogen auf, weil ein Vorgesetzter bei Testzertifikaten einer 31-jährigen Beamtin misstrauisch geworden war. Ihre Wohnung wurde daraufhin durchsucht. Dabei wurden Hinweise gefunden, so dass die vier Kollegen in den Fokus gerieten. Am Dienstagmorgen durchsuchten 50 Beamte aus Rotenburg und Lüneburg die Wohnungen der Beschuldigten. Laptops, Handys und Speichermedien wurden beschlagnahmt. Laut Staatsanwaltschaft zudem auch Dinge, die zur Herstellung von falschen Gesundheitszeugnissen dienen könnten. Die Federführung der polizeilichen Ermittlungen liegt bei der Polizeiinspektion Rotenburg. Stader Polizisten ermitteln also nicht gegen ihre Kollegen.

"So ein Vorfall ist für die Stimmung schlecht", ist aus Stader Polizeikreisen zu hören. Bei der Arbeit komme es schließlich auf gegenseitiges Vertrauen an. Auch wenn auf einen Schlag fünf Ermittler aus dem Zentralen Kriminaldienst (ZKD) fehlen, bleibe nichts liegen. Das werde intern aufgefangen.

Ein Insider geht nach einer ersten Einschätzung davon aus, dass die fünf Beschuldigten, wenn sich die Vorwürfe bestätigen, kaum noch bei der Polizei werden arbeiten können. Auf Urkundenfälschung, darum geht es juristisch, steht eine Höchststrafe von fünf Jahren. Wenn die fünf Polizisten sich abgesprochen haben, um gemeinsam mit gefälschten Impfpässen Gewinne zu erzielen, kann die Strafe noch höher ausfallen.

Fast zeitgleich gab es auch in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bayern und Baden-Württemberg 22 Durchsuchungen bei Impfpassfälschern. Die sollen aber nichts mit dem Stader Fall zu tun haben. Mehr als 20.000 Verfahren gegen Impfpassfälscher gibt es bereits in Deutschland.

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Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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