Vorfälle auch in den Kreisen Harburg und Stade
Umfrage: Gewalt gegen Feuerwehrleute weiter ein Problem

Feuerwehrleute setzen sich dafür ein, Menschenleben zu retten - wie hier bei einem Unfall. Umso unverständlicher ist es, wenn sie dann von Unfallbeteiligten oder Schaulustigen bepöbelt oder attackiert werden | Foto: Adobe Stock/Werner
  • Feuerwehrleute setzen sich dafür ein, Menschenleben zu retten - wie hier bei einem Unfall. Umso unverständlicher ist es, wenn sie dann von Unfallbeteiligten oder Schaulustigen bepöbelt oder attackiert werden
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Die Gewalt gegen Einsatzkräfte - egal, ob Polizisten, Rettungssanitäter oder Feuerwehrleute - nimmt zu. Letztere wurden im Frühjahr von der Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen zum Thema Gewalterfahrung befragt. Das erschreckende Ergebnis: Fast drei Viertel der befragten Feuerwehrleute bejahten die Frage nach entsprechenden Erfahrungen, bei einem Großteil davon liegen diese Erlebnisse nicht länger als zwei Jahre zurück. Mehr als 1.300 Mitglieder von Freiwilligen Feuerwehren in Niedersachsen nahmen an der Online-Umfrage teil. Auch in der Region waren Feuerwehrleute in der Vergangenheit wiederholt physischer oder auch verbaler Gewalt ausgesetzt.

Beamte beleidigt und mit Böllern beworfen

Die aktuelle Umfrage der Feuerwehr-Unfallkasse ist das Update einer Befragung aus dem Jahr 2020 und bestätigt überwiegend die damaligen Ergebnisse. Demnach erlebten die Feuerwehrleute am häufigsten Beschimpfungen und Beleidigungen mit Worten und Gesten (88 Prozent der Befragten; Mehrfachnennungen möglich). Als weitere Formen von Gewalt gegenüber den Ehrenamtlichen der Feuerwehr wurden u.a. angegeben: Widersetzen gegenüber Anordnungen - etwa wenn Gaffer eine Unfallstelle verlassen sollen (56 Prozent), Androhung, jemanden mit dem Auto anzufahren - beispielsweise bei Straßensperren (31 Prozent), Einschüchterung und Bedrohung (29 Prozent), Beschimpfungen und Beleidigungen in den sozialen Medien (17 Prozent) sowie Bewerfen mit Böllern (zehn Prozent).

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) erklärte in Hinblick auf die Umfrage, dass solche Angriffe auf Feuerwehrleute sowie Rettungs- und Einsatzkräfte "völlig inakzeptabel" seien. Diese Gewalt dürfe nicht hingenommen werden. "Wer Einsatzkräfte daran hindert, ihre Pflicht zu tun, der greift uns alle an. Wir werden alles dafür tun, um die Menschen, die sich haupt- oder ehrenamtlich für unsere Sicherheit engagieren, zu schützen", sagt Behrens. Das Strafmaß bei solchen Attacken auf Einsatzkräfte müsse voll ausgeschöpft werden. Insbesondere die ehrenamtlichen Einsatzkräfte würden solche Vorkommnisse stark belasten, so die Ministerin. Es sei daher wichtig, gerade den Ehrenamtlichen in der Feuerwehr, die ihre kostbare Freizeit für den Schutz der Gesellschaft opfern, den Rücken zu stärken.

Null Toleranz bei Übergriffen auf Helfer

Vorfälle aus dem Landkreis Stade

Auch etliche Feuerwehrleute im Landkreis Stade hatten bei ihren Einsätzen bereits unangenehme Erlebnisse mit gewalttätigen Personen. Manchmal handelte es sich dabei sogar um Menschen, zu deren Hilfe die Feuerwehr herbeigeeilt war, oder um deren Angehörige. Hier einige Beispiele von besonders schlimmen Vorfällen aus den vergangenen Jahren:

• In einer Silvesternacht mussten sich die Einsatzkräfte der Stader Feuerwehr aus dem Altländer Viertel zurückziehen und auf die Polizei warten, nachdem feiernde Anwohner die Einsatzfahrzeuge mit Böllern und Raketen beschossen hatten. Die Ehrenamtlichen wollten brennende Mülltonnen löschen.

• Ein Absperrposten bei einem Verkehrsunfall auf der B73 in Stade wurde beinahe über den Haufen gefahren. Ein Sportwagen-Fahrer raste auf die Einsatzkräfte zu, die sich mit waghalsigen Sprüngen zur Seite in Sicherheit bringen konnten.

• Am Rande eines Feuerwehreinsatzes in Buxtehude griff ein polizeibekannter Anwohner einen Buxtehuder Feuerwehrmann an. Der Brandschützer forderte den Mann aus Sicherheitsgründen auf, sich von dem Feuerwehrauto zu entfernen. Der Angreifer packte den Feuerwehrmann unvermittelt am Kragen und schubste ihn wiederholt. Dabei stieß er mehrfach Beleidigungen aus.

• Nach einem Verkehrsunfall in Asselermoor griff der schwer verletzte und alkoholisierte Beifahrer die Polizisten an. Der Mann wollte sich trotz blutender Platzwunde am Kopf nicht behandeln lassen. Stattdessen behinderte er den Rettungseinsatz. Die Polizisten setzten Pfefferspray und Kabelbinder ein, um den Mann auf der Trage zu fixieren. Er kam im Rettungswagen mit Polizeibegleitung ins Krankenhaus.

• Die Angehörigen einer Großfamilie störten am Rande einer Hochzeitsfeier in einem Stader Club einen Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsatz. Sie belagerten die Einsatzkräfte und schlugen einer Retterin ins Gesicht. Sechs Insassen waren bei dem nächtlichen Verkehrsunfall im Gewerbegebiet Stade-Süd verletzt worden.

Gewaltbereitschaft gegen Rettungskräfte steigt

Vorfälle aus dem Landkreis Harburg

Auch bei den Feuerwehren in Buchholz sei es in der Vergangenheit schon häufiger zu Vorfällen gekommen "Übergriffe haben in den vergangenen Jahren immer wieder stattgefunden, in jüngster Zeit sind mir allerdings keine größeren Vorfälle bekannt", erklärt Stadtbrandmeister André Emme. Trotzdem habe die Feuerwehr Buchholz sich mit Drohungen, Beleidigungen und Angriffen auseinandersetzen müssen.

An Silvester vor einigen Jahren seien Kameraden mit Böllern und Raketen beworfen worden. Bei den Cyclassics seien Feuerwehrkräfte beim Durchführen von Absperrmaßnahmen beschimpft und bedroht worden. Auch auf Schützenfestumzügen seien die Feuerwehrleute häufig mit Beschimpfungen oder Pöbeleien konfrontiert. In einem Jahr, so Emme, sei ein Kamerad einer der Ortswehren sogar von einem Auto angefahren worden sein. Das Fahrzeug sei plötzlich losgefahren, wodurch der Feuerwehrmann, der vor dem Pkw stand, auf die Motorhaube geriet. Es folgte eine Anzeige.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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