Stürme brachten Brandschützer an ihre Grenzen
Zehn Feuerwehreinsätze pro Tag im Landkreis Stade
Wegen der schweren Winterstürme mussten die Feuerwehren im Landkreis Stade 2022 zu deutlich mehr Einsätzen ausrücken als in den Vorjahren. Die Feuerwehrleute aus den kreisweit 92 Ortswehren wurden 3.592-mal alarmiert. Das sind im Schnitt fast zehn Einsätze pro Tag. Im Jahr 2021 gab es lediglich 2.236 Einsätze. "Die Sturm-Einsätze im Januar und Februar 2022 haben die Feuerwehrleute an ihre physischen Grenzen geführt", sagt der Stader Kreisbrandmeister Peter Winter. Glücklicherweise habe es keine Unfälle gegeben.
Gemeinsam mit seinen Stellvertretern Henning Klensang und Thorsten Hellwege legte der Chef-Brandschützer des Landkreises jetzt die Jahresstatistik für 2022 vor. 476-mal heulten die Sirenen oder schrillten die Pieper wegen eines Feuers. Das entspricht ungefähr dem Stand der Vorjahre. Unter die Kategorie Großfeuer fallen u.a. der Brand einer Gaststätte im Ortskern von Freiburg, der Brand einer Betriebshalle der Baufirma Viebrock im Gewerbegebiet in Harsefeld-Weißenfelde sowie der Brand eines Wohnhauses in Goldbeck. Brände von E-Autos oder Batteriespeicher in Gebäude stellen die Brandschützer vor neue Herausforderungen. In dieser Hinsicht seien aber die Feuerwehren im Landkreis gut aufgestellt, so Winter.
Auch die zum Teil langen Trockenperioden als Folge des Klimawandels bescheren den Feuerwehren mehr Arbeit. So gab es im Jahr 2022 insgesamt 39 Alarmierungen, weil vertrocknetes Gestrüpp brannte. Diese Vegetationsbrände habe man aber schnell unter Kontrolle gebracht, erklärt der Kreisbrandmeister.
Hohe Zahl an technischen Hilfeleistungen
Auffällig ist laut Winter die mit 2.156 Einsätzen ungewöhnlich hohe Zahl der Hilfeleistungen (2021: 935). Die Steigerung lässt sich ebenfalls auf die schweren Stürme zu Jahresbeginn zurückführen. Auf dem üblichen Niveau befanden sich die Verkehrsunfälle. 42 Mal wurden eingeklemmte Fahrzeuginsassen gemeldet, die befreit werden mussten.
Sicherheitswachen bei Veranstaltungen waren in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 kaum ein Thema. Im Vorjahr hielten die Feuerwehrleute bereits wieder 483-mal Wache bei Konzerten, Festen oder ähnlichen öffentlichen Veranstaltungen. An dieser Zahl lasse sich ablesen, dass sich das gesellschaftliche Leben nach der Corona-Hochphase wieder normalisiere, sagen die Feuerwehrchefs. Vor Corona gab es im Jahresschnitt 650 Sicherheitswachen.
38-mal rückten 2022 die Umwelteinheiten aus, etwa bei einem Gefahrstoffaustritt im Industriebahnhof in Stade-Brunshausen und bei Gasaustritten. Außerdem verzeichnet die Statistik 49 Wasserrettungseinsätze. Winter und seine beiden Vizes hoben hervor, dass sich das System der örtlichen Einsatzleitungen auf Stadt- und Samtgemeindeebene bewährt habe. Diese Einrichtungen seien eine Entlastung für die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle. Die Ortskenntnis der eingesetzten Kräfte sei ein Vorteil bei der Priorisierung und Abarbeitung der Einsätze.
Notfallgruppen sind schnell vor Ort
Bei der Einsatzstatistik für 2022 sind noch nicht die 412 Einsätze der Notfallgruppen einberechnet. Diese Einsätze mitgerechnet, rückten die Feuerwehren im Kreisgebiet sogar 4.004-mal aus (2021: 2.554). Die Notfallgruppen stellen keine Aufgabe nach dem Brandschutzgesetz dar, sondern sind ein zusätzlicher freiwilliger Service. 2022 gab es 38 dieser speziell geschulten und ausgestatteten Feuerwehr-Einheiten, kürzlich sind in Buxtehude vier weitere Notfallgruppen an den Start gegangen. Diese Einheiten werden beispielsweise zusätzlich alarmiert, wenn Reanimationen erforderlich sind. Sie sind meist vor den Notfallsanitätern und Notärzten vor Ort. Bei einer früh eingeleiteten Wiederbelebung haben Patienten bessere Überlebenschancen.
Kreisbrandmeister Winter kritisierte die mangelnden Ausbildungskapazitäten an den Landesfeuerwehrschulen. Der Bedarf der örtlichen Feuerwehren an Schulungen werde "nicht ansatzweise gedeckt".
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