Hoch motiviert trotz Krankheit
10.000 km-Projekt: Er ist durch jede Stader Straße gelaufen

Mario Krömer ist in den vergangenen Jahren durch alle 671 Straßen und Wege in Stade gelaufen | Foto: jd
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jd. Stade. Mario Krömer steigt fast täglich in seine Laufschuhe. Laufen ist für den Stader aber mehr als ein Hobby. Es ist für ihn zum Lebenselixier geworden. Aus dem Laufen schöpft er Kraft und Hoffnung, sich gegen eine schwere Krankheit zu behaupten, die ihn immer wieder - teilweise monatelang - niederwirft: Der 43-Jährige leidet seit 21 Jahren - und damit schon fast die Hälfte seines Lebens - unter Colitis ulcerosa, einer entzündlichen Darmerkrankung. Doch Krömer lässt sich von den Krankheitsschüben nicht entmutigen, plant neue Laufprojekte, um sich zu motivieren. Eines dieser Projekte ist jetzt abgeschlossen: Der Stader ist durch alle 671 offiziell registrierten Straßen seiner Heimatstadt gelaufen, war auf jedem Feld- oder Fußweg, sämtlichen Seitenstraßen und so wie gut wie allen Einfahrten im Stadtgebiet unterwegs. Rund 10.000 Kilometer hat er dabei in den vergangenen Jahren zurückgelegt.

Ein dichtes Netz an Straßen und Wegen: Der passionierte Läufer zeigt auf einem Poster, welche Strecken er abgelaufen hat | Foto: Krömer
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Jede Straße abgelaufen

Sein Projekt hat Krömer "Every Single Street Stade" genannt. "Die Idee dazu kam mir eher zufällig", berichtet er. Seit er vor rund sieben Jahren mit dem Laufen begonnen habe, zeichne er alle Touren per Tracking mit seinem Fitness-Armband auf. "Irgendwann habe ich die gelaufenen Strecken auf eine Karte übertragen und festgestellt, dass es noch einige Lücken gibt." Krömer besorgte sich bei der Stadt ein Straßenregister, wertete Eintragungen über Flurstücke aus und durchforstete verschiedenstes Kartenmaterial.

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Daraus entstand eine lange Liste. Die Routen wurden von ihm auf eine ausgedruckte Karte übertragen - mittels Pfeilen und Entfernungsangaben. "Ich brauche eine Karte in der Hand, da ich einen schlechten Orientierungssinn habe und mich die Navi-App auf dem Handy nur nervt", sagt der passionierte Läufer. Das habe auch schon zu lustigen Situationen geführt: "Manche Leute hielten mich für den Postboten, weil sie dachten, ich hätte einen Brief in der Hand."

Während seines Stader Laufprojektes ist Krömer mit vielen Menschen in Kontakt gekommen. "Es gab häufig nette Gespräche, die Leute fragten interessiert nach und boten mir etwas zu trinken oder sogar zu essen an." In Stade habe er Ecken kennengelernt, in denen er noch nie gewesen sei, obwohl er schon 40 Jahre in der Hansestadt lebe und auch öfter innerhalb der Stadt umgezogen sei.

Auch in den Gassen der Stader Altstadt war Mario Krömer schon häufiger unterwegs | Foto: jd
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Eine neue Herausforderung

Auch wenn das "Alle-Straßen-Projekt" jetzt abgeschlossen ist: Krömer hat bereits eine weitere Herausforderung in Sachen Laufen angenommen. Mit einer Bekannten aus Kopenhagen trägt er seit einiger Zeit eine ganz spezielle Challenge aus: Das sogenannte GPS-Art. Dabei müssen die Laufrouten so gelegt werden, dass die getrackte Strecke auf der Karte am Ende ein bestimmte Figur darstellt. "Angefangen hat es mit einer Katze", berichtet Krömer. Deren Umrisse entdeckte er in den Straßen der Stader Altstadt.

Das erste Figur aus der Lauf-Challenge war eine Katze | Foto: Mario Krömer
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Hat Krömer die Aufgabe erfüllt, darf er sich eine Figur für Kopenhagen ausdenken. So geht es im Wechsel weiter. Zuletzt musste er eine Gitarre "laufen". "Ich brütete über dem Stadtplan und suchte nach Straßenzügen, die zu den Umrissen einer Gitarre passen." Dann sei ihm das Altländer Viertel ins Auge gesprungen. "Das hat hervorragend gepasst."

Krömer betont: "Der Hauptantrieb bei all diesen Laufprojekten ist für mich der Spaß." Dass ihm seine Krankheit oftmals diesen Spaß nimmt, hat er dabei stets im Hinterkopf. Er hoffe, mit seiner Geschichte auch andere Menschen mit einer chronischen Krankheit oder körperlichem Handicap zu motivieren. "Auch wenn die Vorzeichen schlecht stehen, sollte man versuchen, sich nicht aufzugeben und sich etwas zuzutrauen." Was dabei herauskommen kann, hat Krömer auf eindrucksvolle Weise gezeigt.

Kleine Verschnaufpause am Stadthafen, um die Schnürsenkel neu zu binden | Foto: jd
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Jörg Dammann aus Stade

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