Wut und Trauer
160 Menschen gedachten in Stade des erschossenen Flüchtlings Aman Alizada
jab. Stade. Ein Jahr, nachdem der afghanische Flüchtling Aman Alizada (†19) in Stade-Bützfleth bei einem Polizeieinsatz durch Schüsse aus einer Dienstwaffe ums Leben kam, gedachten bei gleich zwei Veranstaltungen insgesamt ca. 160 Menschen seines Todes. Freitag organisierte die Bürgerinitiative Menschenwürde aus Buxtehude auf dem Pferdemarkt in Stade eine Gedenkfeier, am Samstag ging es während einer Demonstration der "Initiative Aman Alizada" aus Hamburg durch die Hansestadt. Dabei zeigten die Teilnehmer ihre Wut und Trauer über die Tat und die zunächst eingestellten Ermittlungen im Fall Alizada.
Gedenkfeier am Pferdemarkt
Rund 60 Teilnehmer kamen am Freitag mit Blumen, Plakaten und Fotos auf den Pferdemarkt, um des erschossenen Flüchtlings Alizada zu gedenken. Auf den Plakaten wurden zudem weitere Ermittlungen im Fall Alizada sowie bessere Betreuung für "junge (kranke) Flüchtlinge" gefordert. In Reden eines Freundes sowie der Tochter von Alizadas Betreuerin, die die Worte ihrer Mutter vorlas, wurde die Lebensgeschichte des Flüchtlings thematisiert und sein fleißiges, freundliches und hilfsbereites Wesen hervorgehoben. Eine schwere Erkrankung und Traumata seien nicht in Erscheinung getreten, hieß es.
Demonstration durch Stade
Am Samstag nahmen ca. 100 Demonstranten, vorwiegend junge Menschen, an dem Protestzug teil. Die Polizei zeigte mit mehreren Beamten sowie Mannschaftswagen Präsenz. "Wir sind gut vorbereitet", so Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Nur einen Tag zuvor erhielten die Veranstalter die Erlaubnis, doch entlang der Harsefelder Straße an der Teichstraße, dem Sitz der Polizei, vorbeizumarschieren.
Die Demo begann mit Redebeiträgen, in denen die bisherigen Ermittlungen sowie ein "System, das auf rassistischer Ausbeutung aufbaut", kritisiert wurden. "Dass das Verfahren zunächst eingestellt wurde, ist ein Schlag ins Gesicht derer, die gegen Rassismus kämpfen", hieß es. Per Sprachnachricht richtete sich der Bruder Alizadas an die Demonstranten und bedankte sich für die Unterstützung.
Während des Protestmarsches waren immer wieder die Rufe "Aman A. - Das war Mord", "Feuer und Flamme den Abschiebebehörden" oder "Nazis morden, der Staat schiebt ab. Es ist das gleiche Rassistenpack" zu hören. Als der Zug an der Teichstraße vorbeikam, richteten sich die Rufe mit "Blut klebt an euren Händen" sogar direkt an die Beamten.
Auch auf dem Exerzierplatz, dem Endpunkt der Demo, richteten Freunde das Wort an die Polizei. An wen sie sich jetzt wenden sollten, da sie in ein sicheres Land gekommen seien und nun auch hier erschossen werden, wurde gefragt. "Wenn ein Fehler passiert, darf nicht gleich geschossen werden. Wir sind hier nicht in Afghanistan", so ein Freund.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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