Stader Feuerwehr gehen räumliche Kapazitäten aus
Alle Spinde sind belegt
(jab). Der Stader Feuerwehr geht der Platz aus. Daher entschieden sich die Verantwortlichen zu einem gravierenden Schritt: Aufnahmestopp. Ab sofort werden bis zum Ende des Jahres 2020 keine Personen mehr aufgenommen, die nicht schon eine Ausbildung bei der Feuerwehr absolviert haben. Auch im Landkreis Harburg wird der Platz knapp.
Bei der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Stade informierte Ortsbrandmeister Stephan Woitera über die unausweichliche Maßnahme, keine neuen Mitglieder ohne Ausbildung mehr aufzunehmen. "Ein Novum in der fast 160-jährigen Geschichte unserer Feuerwehr", so Woitera. Der Grund für die Maßnahme: Die räumlichen Kapazitäten der Feuerwehrhäuser seien erschöpft. Die Feuerwehr sei zu 100 Prozent ausgelastet und sei nun an ihre Grenzen gestoßen. Früher gab es noch keine Kinder- sowie Jugendfeuerwehr und auch neue Gruppen und Sondereinheiten benötigen Räumlichkeiten.
"Langsam bekommen wir Schwierigkeiten, denn für die Jugendlichen aus der Jugendfeuerwehr müssen wir in der Einsatzabteilung auch einige Plätze vorhalten", so Woitera. Für Jugendliche, die nicht schon in der Jugendfeuerwehr aktiv seien, sei leider kein Platz mehr. Und auch Fälle der sogenannten Doppelmitgliedschaft, bei der eine Person in zwei Feuerwehren aktiv ist, müssten im Einzelnen geprüft werden.
Die Situation bei den Stadern zwang die Verantwortlichen bereits zu "Notlösungen". Feuerwehrkräfte, die nicht mehr ganz so aktiv gewesen sind, wurden gefragt, ob sie ihren Spind nicht räumen und ihre Ausrüstung in den Lagerräumen unterbringen könnten. "Wir wollen aber keinen Druck auf unsere Mitglieder ausüben", betont Woitera.
Probleme mit der Leistungsbereitschaft gebe es aber nicht, so der Ortsbrandmeister. Mit 172 Aktiven sei die Stader Feuerwehr derzeit gut aufgestellt. Aber: "Nur mit hochmotiviertem Personal in adäquater Anzahl lässt sich unsere ehrenamtliche Aufgabe für über 50.000 Einwohner stemmen."
Anders sieht es mit den räumlichen Kapazitäten dagegen in Buxtehude und Harsefeld aus. Buxtehudes Ortsbrandmeister Jürgen Meyer gibt an, dass zu den rund 117 aktiven Mitgliedern noch weitere Ehrenamtliche aufgenommen werden könnten. In Harsefeld gebe es zwar eine festgelegte Obergrenze von 95 aktiven Mitgliedern, so Ortsbrandmeister Olaf Jonas, diese sei aber bisher nicht ausgereizt worden. "Die Anzahl der Aktiven schwankt immer zwischen 80 und 90", so Jonas. Derzeit sind 85, demnächst sogar 88 Freiwillige bei der Feuerwehr tätig. Auch sei 2014 erst das Gerätehaus erweitert worden und bietet so hinreichende Kapazitäten, sagt Jonas.
Wie in Stade sind die Aufnahmekapazitäten in Winsen inzwischen ebenfalls recht knapp. Es sei zwar noch Luft nach oben, feuerwehrtechnisch ausgebildete Anwärter würden noch aufgenommen, dennoch werde es auch hier mit derzeit 110 Aktiven eng - vor allem bei den Damen, weiß Ortsbrandmeister Jörg Micsek. Denn geplant sei das Gebäude ursprünglich für 70 Personen gewesen. "Andere kleinere Ortschaften von Winsen sind allerdings bei baulichen Maßnahmen erst einmal an der Reihe", so der Ortsbrandmeister.
Auch die Buchholzer Ortsfeuerwehr kommt demnächst an ihre Grenze. Bei 100 Freiwilligen sei aus Platzgründen Schluss, so Ortsbrandmeister Ralf Behrens-Grünhage. 93 aktive Mitglieder sind bereits dabei, demnächst kommen noch vier weitere aus der Jugendfeuerwehr hinzu. Wie auch in den anderen Feuerwehren müssten auch in Buchholz Plätze für die jugendlichen Aufrücker vorgehalten werden. Ebenso würden nur noch bereits ausgebildete Feuerwehrleute aufgenommen.
Aber: "Klasse ist nicht gleich Masse", gibt der Ortsbrandmeister zu bedenken. Die Freiwilligen müssten ausgerüstet - das sind für eine Basisausrüstung rund 2.600 Euro pro Person - und verwaltet werden. Aber vor allem tagsüber stehe aufgrund von Berufstätigkeit nur ein Bruchteil der Aktiven für Einsätze zur Verfügung. Daher sollte es auch gar nicht mehr Plätze geben, meint Behrens-Grünhage. Dennoch ist ein Neubau in Buchholz mittelfristig unumgänglich. Schließlich sei das Gebäude einfach zu klein und ohnehin sanierungsbedürftig, so der Ortsbrandmeister.
In Stade hofft man derweil auf die Bereitschaft der Politik. Daher hat man die Verwaltung bereits auf den Zustand aufmerksam gemacht und das Platzproblem angesprochen. Kurzfristig seien kleinere Maßnahmen vorgesehen, z.B. das Ausbauen und Ertüchtigen der Umkleidekabinen und Sozialräume. Mittel- und langfristig müsse aber größer geplant werden. Denn: "Wenn die Stadt wächst, muss die Feuerwehr mitwachsen", so Woitera.
Stadt reagiert auf Aufnahmestopp
(jab). Damit das Platzproblem der Stader Feuerwehr möglichst schnell und kurzfristig behoben werden kann, prüft die Stadt derzeit, ob ein kleinerer Umbau innerhalb des Feuerwehrhauses in der Hansestraße 22 möglich ist. Ein Neubau ist laut Stades Bürgermeister Sönke Hartlef allerdings nicht im Gespräch. "Unsere Feuerwehr leistet eine großartige, sehr engagierte Arbeit, die unseren Respekt und unsere Unterstützung verdient", so Hartlef.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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