Alternative zum Heim: Senioren finden in der WG "Hogendiek" ein neues Zuhause
lt. Steinkirchen. Gerd Hagenah und Dieter Bedschun sitzen gemeinsam am Frühstückstisch, lesen Zeitung und trinken Kaffee. Im Nebenraum sitzt Winfried Zinner, der gerade Besuch vom Pflegedienst hat und ein paar Tabletten einnimmt, bevor er sich um den Abwasch kümmert. Wenig später kommt Erich Schneider in Jogginghose die Treppe herunter, begrüßt die anderen mit einem flotten Spruch und schmiert sich eine Scheibe Brot.
So oder so ähnlich läuft es jeden Morgen in der Seniorenresidenz „Hogendiek“ in Steinkirchen ab, in der zur Zeit vier Senioren Ende 70 mit einer Frau (67) zusammen leben.
Die WG besteht seit Ende 2013 (das WOCHENBLATT berichtete). Vor einem Jahr haben die examinierte Altenpflegerin Jutta Wilshusen und ihr fünfköpfiges Team das Haus übernommen. Damals stand die WG kurz vor dem Ende - nur noch ein Bewohner lebte dort. Inzwischen sind alle Zimmer wieder belegt und die Stimmung ist spürbar gut und locker.
„Ich habe hier ein neues Zuhause gefunden“, sagt Winfried Zinner (79). Der Senior aus dem Land Kehdingen ist überglücklich, dass für ihn nach zwei Jahren in einem Seniorenheim noch einmal ein neuer Abschnitt beginnt. Den Platz in der WG verschaffte ihm Jutta Wilshusen - genau wie einem anderen Bewohner, der vorher einen Heimplatz hatte.
Die „Vollblutaltenpflegerin“, die vor knapp sieben Jahren den „Verein für Seniorenbetreuung der besonderen Art“ in Horneburg gegründet hat, sagt: „Manche Menschen gehören einfach nicht in ein Heim“. Sie wolle die Betreuung im Heim nicht schlecht machen, aber das Konzept sei eben ein anderes.
In der Hogendiek-WG leben die Bewohner weitgehend selbstbestimmt und sind aufgefordert, selbst mit anzupacken und Verantwortung zu übernehmen. Sie gehen mit Koordinatorin Rosi Westphal gemeinsam einkaufen, helfen beim Kochen und machen ihre Betten selbst. Morgens und abends kommt ein Pflegedienst ins Haus, die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen.
„Manchmal geht es hoch her, wenn wir beim Essen über Gott und die Welt diskutieren“, sagt Jutta Wilshusen. Für sie ist es selbstverständlich, dass man die Bewohner nicht allein lassen darf und ihren Alltag strukturieren muss. So mancher Herr sei in Gesellschaft noch einmal so richtig aufgelebt, so die Altenpflegerin. Selbst ein Alzheimer-Betroffener führe in der Hogendiek-WG ein selbstständiges Leben, weil man es ihm zutraue.
Ab März wird ein Zimmer in der WG frei, da die Bewohnerin auszieht. Die von einem Schlaganfall gezeichnete Frau lebt dann in ihrem eigenen Haus. Ein Neubau sei immer ihr Traum gewesen gewesen, so Jutta Wilshusen. Und jeder habe doch das Recht, so zu leben wie er oder sie es gerne möchte.
• Wer sich für die Seniorenresidenz „Hogendiek“ interessiert, erhält nähere Informationen bei Jutta Wilshusen unter Tel.: 0176 - 41416509 oder bei Rosi Westphal unter Tel.: 04163 - 6191. Die WG befindet sich in Steinkirchen im Alten Land, Bürgerei 78.
Redakteur:Lena Stehr |
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