Der Impfstoff mit dem miesen Image:
Astrazeneca auch in den Landkreisen Stade und Harburg
jd. Stade. Er galt bisher als das Mittel der Wahl, wenn die Corona-Impfkampagne künftig großflächig von den Arztpraxen fortgeführt werden soll: Der Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astrazeneca ist im Gegensatz zu den Vakzinen von Biontech und Moderna einfacher in der Handhabung und lässt sich wesentlich leichter und länger lagern. Im Kühlschrank bleiben die Astrazeneca-Ampullen sechs Monate haltbar. Doch der Impfstoff ist in Verruf geraten: Seine Wirksamkeit ist geringer als bei den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna. Außerdem häuften sich in den vergangenen Tagen die Berichte über Nebenwirkungen. Doch solche Impfreaktionen seien ganz normal und ein Zeichen dafür, dass die Immunreaktion laufe und Antikörper gebildet werden, meint der Stader Bezirksvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Dr. Stephan Brune. Er findet, dass hier ein Impfstoff zu Unrecht schlechtgeredet wird.
Der gleichen Ansicht ist Dr. Jörn Jepsen, KV-Sprecher im Landkreis Harburg. Jepsen, der auch ärztlicher Leiter des Buchholzer Impfzentrums ist, hält die pauschale Kritik an dem Mittel von Astrazeneca für nicht berechtigt. Leichte Nebenwirkungen, die nach zwei Tagen wieder abklingen, seien völlig im Rahmen. Bei Grippeschutzimpfungen würden diese als ganz normal hingenommen.
Auch in den Landkreis Stade und Harburg sind die ersten Astrazeneca-Lieferungen eingetroffen. Da der Impfstoff derzeit nicht für Senioren zugelassen ist, erhalten ihn unter 65-Jährige aus der Gruppe mit der höchsten Priorität. Im Kreis Stade werden damit aktuell Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste geimpft. Vor der Impfung in den Impfzentren erhält jeder "Impfling" einen Aufklärungsbogen, in dem auf mögliche Nebenwirkungen hingewiesen wird.
Wie bei einem Beipackzettel sind auf dem Merkblatt die bisher bekannten Impfreaktionen aufgelistet. Als häufige Nebenwirkungen werden Erbrechen, Durchfall, Rötung und Schwellung der Einstichstelle sowie Fieber berichtet aufgezählt. Als "häufig" gelten bis zu zehn Fälle pro 100 Geimpfte. Außerdem können Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Abgeschlagenheit auftreten.
Dass sich Geimpfte mit diesen Symptomen ein paar Tage krankschreiben lassen, ist aus ärztlicher Sicht nicht ungewöhnlich. Dr. Brune empfiehlt, dass sich Praxisteams, medizinische Einrichtungen, Krankenhausstationen oder andere Belegschaften aus systemrelevanten Bereichen künftig splitten und sich etappenweise impfen lassen. So ließen sich kurzzeitige Ausfälle von an Nebenwirkungen leidenden Mitarbeitern kompensieren.
In den vergangenen Tagen waren es die Berichte über lahmgelegte Klinikabteilungen und nicht mehr einsatzbereite Feuerwehren und Rettungsdienste, die ein schlechtes Licht auf Astrazeneca warfen. Im Durchschnitt rund ein Fünftel der Geimpften war so stark von Nebenwirkungen betroffen, dass sie nicht zur Arbeit gingen. Inzwischen ist man in Sachen Astrazeneca vielerorts zu der Erkenntnis gelangt, dass es sinnvoll ist, die Belegschaft von Kliniken oder anderen Einrichtungen zumindest in zwei Etappen zu impfen.
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