Bahntunnel in Stade-Campe: Reparieren lohnt sich nicht
bc. Stade. Baustellen gibt es in Stade derzeit zuhauf. Eine weitere könnte in Zukunft dazukommen. Die Überführung der Deutschen Bahn am Gelände des alten Güterbahnhofs ist so marode, dass sie laut Konzernangaben in die schlechteste Zustandskategorie 4 eingestuft werden musste. Das heißt: Die Brücke müsse abgerissen werden, Reparieren sei zu teuer. Ein Neubau muss her.
Gerd Allers, als Tiefbauamtsleiter im Rathaus zuständig für Straßen und Brücken, war die Bewertung der Bahn bisher nicht bekannt. "Unser Interesse ist es, dass die Verbindung zwischen dem Bahnhofsumfeld und dem Stadtteil Campe erhalten bleibt", sagt Allers klipp und klar.
Zum Hintergrund: Mehrere Grünen-Bundestagsabgeordnete hatten bereits im Juni vergangenen Jahres eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, in der sie sich nach dem Zustand der Eisenbahnbrücken in Niedersachsen erkundigten.
Ergebnis: Nach Mitteilung der DB Netz AG sind 74 von 2.109 Brücken in Niedersachsen in die schlechteste Kategorie 4 eingestuft. Eine davon ist besagte Überführung in Campe, die für Ortsfremde schon aus optischen Gründen die Frage aufwirft, ob sie überhaupt noch in Betrieb ist.
Ohnehin ist der irgendwie provisorisch anmutende Tunnel nur für eine maximale Durchfahrthöhe von 2,30 Meter ausgelegt und zudem sehr schmal. Nichtsdestotrotz ist er schon lange kein Geheimtipp mehr. Im Berufsverkehr rauschen die Autos hier im Zehn-Sekunden-Takt durch.
Genau deswegen möchte die Stadtverwaltung diesen "Schleichweg" auch in Zukunft erhalten. Denn: Derzeit wird das Bahnhofsumfeld neu entwickelt. Zum einen überplant die Stader Firma Lindemann das Gelände am alten Güterbahnhof mit einem Büro- und Gewerbegebäude.
Außerdem ist laut Stades Wirtschaftsförderer Thomas Friedrichs eine Erschließungsstraße beginnend vom Kreisverkehr am neuen Staatsarchiv in einem Bogen durch das Benedixland bis zur besagten Unterführung in Planung. Rechts und links der Straße könnte eine Bebauung entstehen. Friedrichs: "Bisher gehe ich davon aus, dass die Brücke bestehen bleibt."
Vorgesehen sei laut Gerd Allers sogar, die Unterführung in Absprache mit der Bahn abzusenken und zu verbreitern, damit auch größere Fahrzeuge die Gleise passieren können.
Von der Deutschen Bahn war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen. Nur so viel: Trotz der gravierenden Schäden am Bauwerk sei die Sicherheit nicht gefährdet, so eine Sprecherin der DB Netz AG.
• Insgesamt schätzt die Deutsche Bahn 1.148 Brücken in Deutschland als so kritisch ein, dass sie wirtschaftlich nicht mehr zu retten sind und ersetzt werden müssen. Weitere 6.859 Brücken haben so umfangreiche Schäden, dass die Wirtschaftlichkeit einer Instandsetzung noch geprüft werden muss.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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