Gefährlicher Arbeitsplatz
Baumpfleger sorgen an der L124 für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer
jab. Landkreis. "Tagträumer können wir nicht gebrauchen." Diese klaren Worte findet Tim Beckmann, Chef der Firma Beckmann, die sich u.a. um Baumpflege und -fällungen kümmert. Seine Mitarbeiter sind derzeit entlang der L124 zwischen Wangersen und Stade unterwegs und kümmern sich dort in sechs Metern Höhe um das Lichtbaumprofil der Bäume und das Totholz - und das gefährlich nah am vorbeifahrenden Straßenverkehr.
Angst haben der Vorarbeiter Sören Brinckmann und sein Kollege Marvin Maier nicht, wenn sie direkt an der Straße arbeiten. "Man gewöhnt sich daran", sagt Maier. Allerdings wird die potenzielle Gefahr regelmäßig besprochen, damit das Thema immer im Fokus bleibt. Denn: "Die Berufe Straßenbauer und Forstarbeiter haben das größte Unfallrisiko. Unser Beruf verbindet beides: die Nähe zur Straße und die Arbeit an den Bäumen", so der Vorarbeiter.
Nicht ohne Grund werden die Bereiche, in denen sie arbeiten, weiträumig abgesperrt. Die Vorgaben, wie die Baustelle ausgeschildert sein muss, erhalten sie von der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. "Da gehen wir aber meist drüber hinaus", sagt Brinckmann. "Schließlich wollen wir abends alle heil wieder nach Hause kommen." An den Baustellen gilt Tempo 50. Daran halten sich allerdings die wenigsten Autofahrer, ebenso wie an das Überholverbot. Das kann ganz schön gefährlich werden: "Autofahrer mussten schon in die Baustelle ausweichen, weil der entgegenkommende Verkehr übersehen wurde", so Maier. Sein Kollege ergänzt: "Das ist nicht der erste Satz Hütchen, den wir aufstellen." Aus Erfahrung wissen sie, dass vor allem Autofahrer sich oft nicht an die Vorgaben halten. Die häufig so kritisierten Lkw-Fahrer hingegen seien rücksichtsvoller.
Die L124 ist vergleichsweise ruhig und hat viele gerade Abschnitte. An anderen Straßen mussten sie schon mal die Arbeit abbrechen, da die Stelle so unübersichtlich war, dass die Maßnahme auf einen Sonntag verlegt wurde, an dem weniger Verkehr herrscht.
Ein weiterer wichtiger Sicherheitsaspekt: ein eingespieltes Team. Jeder hat den anderen im Blick und muss sich auf den Kollegen verlassen können. "Besonders der, der oben im Korb arbeitet, hat von oben einen besseren Überblick, kann noch besser auf den Verkehr und die Arbeiter am Boden achten." Um besser sichtbar zu sein, tragen sie auffällige Schutzkleidung.
Während oben auf der Hubarbeitsbühne mit Hand-, Teleskop- oder Kettensäge gearbeitet wird, ziehen unten ein bis zwei Arbeiter die Äste weg und schieben sie in den Häcksler. Zu ihren Aufgaben gehört aber auch, die Straße und die Wege sauber zu halten. Wenn die Bühne weitergefahren wird, kümmern sie sich darum, dass auch die Absperrung und die übrigen Gerätschaften weiterwandern.
Insgesamt müssen so rund 1.500 Bäume bearbeitet werden. Am Tag schaffen die Baumpfleger ca. 20 bis 30 Bäume, normalerweise wären es 60 bis 70. Das liege am vergleichsweise schlechten Pflegezustand der Gehölze, so Beckmann. Aber auch die Klimaveränderungen machen vor allem den Eichen stark zu schaffen.
Die Arbeiter wünschen sich, dass mehr Rücksicht auf sie genommen wird und die Schilder ernst genommen werden. "Wir machen die Arbeiten nicht, um jemanden zu ärgern", sagt Brinckmann, "sondern für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer."
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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