Wenn Straßenbäume gestutzt werden müssen
Baumschnitt - in Stade ein hoch emotionales Thema
jd. Stade. Es ist immer wieder ein Aufreger. Wenn in Stade Bäume beschnitten oder sogar gefällt werden, kann man sich im Rathaus sicher sein: Es hagelt Beschwerden empörter Anwohner. Letztlich ist es natürlich gut, dass sich die Bürger um den Umweltschutz Gedanken machen und sich um den Erhalt des städtischen Grüns sorgen - wie unlängst in der Fritz-Reuter-Straße. Dort war in den vergangenen zwei Wochen eine Kolonne der Kommunalen Betriebe Stade (KBS) unterwegs, um die Straßenbäume - allesamt Linden - zu stutzen. Anwohner kritisierten, dass dies gegen das Naturschutzgesetz verstoße (das WOCHENBLATT berichtete). "Das ist kein Verstoß", sagt hingegen Ralf von Holt. Er ist als Baumkontrolleur bei der KBS tätig und muss sich öfter Beschwerden anhören - meist zu Unrecht, denn die Baumpflegemaßnahmen stehen im Einklang mit dem Gesetz.
Ausnahmen sind zugelassen
"Die Bürger denken fälschlicherweise, dass zwischen dem 1. März und dem 30. September ein Baumschnitt unzulässig ist", sagt von Holt. Doch das Naturschutzgesetz lasse Ausnahmen zu. Außerdem sei ein Rückschnitt jetzt in der Vegetationsperiode bei vielen Baumarten wesentlich sinnvoller, da die Wundheilung viel besser vonstatten gehe. "Wird ein Baum im Winter geschnitten, kann er die Wunden nicht schließen", erläutert der Baumpfleger. Dann könnten Pilze ungehindert ins Holz eindringen, was wiederum zur Holzfäule führe. "Ein weiterer Aspekt ist die Verkehrssicherungspflicht", sagt von Holt und weist auf Zweige, die tief über dem Fußweg hängen. Diese könnten Fußgänger und Radfahrer gefährden und würden deshalb gekappt. Das Gleiche gelte für den Straßenbereich. "Hier in der Fritz-Reuter-Straße ragten Äste bis über die Fahrbahn und haben Busse und Müllfahrzeuge, aber auch größere Pkw behindert."
Oberste Priorität hat der Erhalt der Bäume
"Viele Bürger meinen, wir führen den Baumschnitt einfach dann aus, wenn es zeitlich am besten passt, und scheren uns nicht um die Natur", sagt von Holsts Chef, der KBS-Leiter Steffen Martin. Das sei eine irrige Annahme, denn oberste Priorität habe der Erhalt der Bäume. Und diesem Ziel diene auch die Rückschnittaktion, ergänzt Wilfried Böhling, der als städtischer Landschaftsplaner die Baumpflegearbeiten fachlich beaufsichtigt.
"Das Thema Bäume ist hoch emotional", sagt Böhling. "Aber wir sind hier nun mal nicht im Wald, sondern befinden uns an einer Straße. Da können wir den Baumkronen nun mal nicht so viele Raum geben wie in der freien Natur."
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