WOCHENBLATT-Serie Traumberufe
Berufssoldat wird in Stader Oldtimer-Werkstatt glücklich
"Ich bin heute ein glücklicher Mensch", sagt Frank Mundt zufrieden in seiner Kfz-Werkstatt in Stade. Um ihn herum eine beachtliche Zahl an Oldtimern: Denn Frank Mundt beschäftigt sich ausschließlich mit alten Mercedes. "Die Form dieser alten Fahrzeuge und die Technik sind einfach faszinierend", so der gelernte Kfz-Mechaniker.
Die Besonderheit an seiner Entscheidung, sich mit einer Werkstatt für betagte Mercedes selbstständig zu machen: Die Liebe zu diesen Fahrzeugen wurde ihm schon in die Wiege gelegt. Sein Vater hatte einen alten Mercedes in der Garage, der nicht mehr lief und in dem er als Junge spielen durfte. "Der Funke ist damals bereits übergesprungen", so Frank Mundt. Dieser Funke ließ ihn nicht mehr los, auch wenn sich seine berufliche Laufbahn zunächst in eine anderer Richtung entwickelte.
In den Achtzigern absolvierte er eine Kfz-Mechaniker-Ausbildung bei der Polizei in Stade. "In dieser Zeit entdeckte ich in einer Fachzeitung genau so einen alten Mercedes, wie mein Vater ihn in der Garage stehen hatte", erinnert er sich. "Das ließ das Oldtimervirus erneut ausbrechen - ich war infiziert." Nach der Ausbildung ging Frank Mundt zur Bundeswehr und arbeitete an Hubschraubern. Später war er Bordtechniker und lernte Europa von oben kennen. "Nach acht Jahren wurde ich Berufssoldat und meine Zukunft war gesichert."
Aber das Glücksgefühl wollte sich nicht so recht einstellen. Wirklich zufrieden war Frank Mundt, wenn er an alten Fahrzeugen schraubte. Über seine Schwester lernte er schließlich den Inhaber der Oldtimer-Werkstatt kennen, die er heute besitzt. Schon damals dachte er: "Hier zu arbeiten, wäre das Paradies." Dennoch stand Frank Mundt, als der Vorbesitzer tatsächlich einen Nachfolger suchte, vor einer schweren Entscheidung. Einerseits sah er seinen Lebenstraum zum Greifen nah vor sich, andererseits hätte er, wenn er die Bundeswehr verlassen hätte, seinen Beamtenstatus und damit auch die Absicherung für das Alter verloren. Gerade hatte er sich nach intensivem Abwägen für den beruflichen Neustart entschieden, kam eine glückliche Fügung: Die Bundeswehr ermöglichte dem vierfachen Vater, zunächst Betreuungsurlaub zu nehmen und schließlich in Frührente zu gehen. Damit war der Weg frei für eine neue Karriere als Inhaber der Oldtimer-Werkstatt.
Seit mittlerweile elf Jahren schraubt der Stader mit gleichbleibender Leidenschaft an alten Mercedes, überholt Motoren, Zündverteiler, Vergaseranlagen, Luftfahrwerke, Fensterheber, Reifen und vieles mehr für seine Kunden. "Im Gegensatz zu neuen Fahrzeugen, bei denen die Teile getauscht werden, kann man bei den Oldtimern alles reparieren und restaurieren", geht er in seiner Aufgabe auf. "Ich freue mich jeden Tag, wenn ich in diese Werkstatt komme." Und was sein Glück vollkommen macht: "So einen alten Mercedes, wie mein Vater ihn hatte, habe ich mittlerweile auch!"
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