Besucher aus dem hohen Norden entdeckt Stade
jd. Stade. Manchen ist er bei einem Stadtbummel durch Stade sicher schon begegnet - und einige dürften sich verwundert die Augen gerieben und zunächst angenommen haben, dass sie auf dem Weihnachtsmarkt zu tief in das Punschglas geschaut haben: Seit Beginn der Adventszeit streift ein Gast aus Skandinavien durch die Gassen der Stader Altstadt, bestaunt die Sehenswürdigkeiten wie den Schwedenspeicher und schaut auch mal in den einen oder anderen Laden. Gemeint ist Gustav Karlson. Und wenn ihm die Leute in der Stadt ungläubig hinterherschauen, dann aus einem einfachen Grund: Gustav trägt Fell statt einer Winterjacke. Er ist nämlich kein Mensch, sondern ein Rentier. Hinter dem Ganzen steckt eine originelle Idee der Stader Marketing- und Tourismusgesellschaft.
Erstmals gibt es in der Hansestadt einen skandinavischen Weihnachtsmarkt - mit dem schönen Namen "Nordlicht". Zwar fehlt dort irgendwie noch das original nordische Flair wie in einer skandinavischen Kleinstadt, doch "hyggelige" Atmosphäre herrscht auf der bunten Budenmeile am Fischmarkt allemal. Und was passt in das Konzept dieses Marktes besser als ein Maskottchen, das aus dem hohen Norden stammt. So ist für das Rentier Gustav Karlson, der sich von seiner Heimat Schwedisch-Lappland auf den langen Weg nach Stade gemacht hat, auf dem Weihnachtsmarkt sogar ein eigenes Kämmerlein aufgebaut worden. In dem gemütlich eingerichteten Zimmer kann sich der Besucher aus Skandinavien von seinen Streifzügen durch Stade und dessen nähere Umgebung erholen.
Wem es jetzt noch nicht dämmert, der soll an dieser Stelle aufgeklärt werden: Bei Gustav handelt es sich natürlich nicht um ein echtes Rentier, sondern um ein Exemplar aus Plüsch. Das hat aber durchaus menschliche Charakterzüge erhalten - eben nach dem Motto: So ein Rentier ist auch nur ein Mensch. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass es Gustav besonders geschmerzt haben soll, in einem anderen Presseorgan als Elch bezeichnet worden zu sein. Schließlich hat Gustav so gar nichts von der tölpelhaft-staksigen Art eines Elches.
Auf der Internetseite von "Aboutcities" (aboutcities.de/lustmacher/stadtgesichter/gustav-karlson-ein-rentier-erkundet-stade) ist die fiktive Biographie von Gustav nachzulesen. Hier sei nur so viel verraten: Der arme Gustav musste die geliebten Rentierkühe in seiner Herde einem Nebenbuhler überlassen und entschloss sich daher, seine Heimat zu verlassen, um auf Reisen zu gehen.
Der schwedische Auswanderer gelangte auf Umwegen nach Stade - eine Stadt, die ja enge historische Verbindungen nach Schweden hat. Und an der Elbe ist das Klima allemal angenehmer als in Gustavs kalter Heimat hoch im Norden.
Wie für jeden Urlauber, der in der Hansestadt eintrifft, war Gustav erstes Ziel in Stade die Tourist-Info am Stadthafen. Die Touristiker führten den Besucher aus Schweden mit der Stadtmarketing-Mitarbeiterin Carina Meyer zusammen, die nun im Auftrag von Gustav einen tierisch guten Internet-Blog betreibt und in den sozialen Medien dessen Erlebnisse postet.
Weil er an einem Spreizhuf leidet, hat Gustav nämlich so seine lieben Probleme damit, seine Texte in die Tastatur zu tackern. Unter www.nordlicht-stade.de/gustav-karlson finden sich auch viele schöne Fotos von seinen Touren durch Stade und den Ausflügen in die Umgebung. Inzwischen habe Gustav "viele spannende Eindrücke gesammelt, entzückende Orte kennengelernt und zählt schon beinahe zu den Stader Berühmtheiten", heißt es in seinem Blog. Auch ein guter Arzt zur Behandlung des Spreizhufes sei ihm bereits empfohlen worden.
Bei seinen Spaziergängen durch die Stader Altstadt schaut er übrigens auch des öfteren beim WOCHENBLATT vorbei. Die Lektüre unserer Zeitung gehört für ihn zum festen Programm. Denn als aufgeschlossenes Rentier interessiert sich Gustav brennend für alles, was sich in seiner Wahlheimat ereignet.
Ansonsten ist Gustav abends häufig auf dem "Nordlicht"-Weihnachtsmarkt anzutreffen. Dort begegnete ihm WOCHENBLATT-Volontärin Jaana Bollmann. Bei heißem "Glögg" kamen beide ins Gespräch. Da sie Schwedisch spricht, gab es auch kaum Kommunikationsprobleme. Allerdings musste sie bei einigen Worten nachfragen, denn Gustavs nordschwedischer Akzent war mit jedem Glas Glühwein, das er mehr intus hatte, schwerer zu verstehen.
Wer Gustav einmal persönlich begegnen möchte, hat dazu die besten Chancen am Stader Fischmarkt. Dort ist sein Lieblingsplatz und nicht selten trifft man ihn an, wie er den Blick über den Hansehafen streifen lässt.
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