Die Pandemie scheint ausgebremst zu sein
Corona-Infektionen im Landkreis Stade weiter auf niedrigem Niveau: Nur 15 Infizierte
(jd). Das WOCHENBLATT präsentiert regelmäßig die Entwicklung der Corona-Fallzahlen in der Region anhand von Infografiken und bewertet diese. In den beiden aktuellen Diagrammen für die Landkreise Harburg und Stade ist jeweils eine Linie hinzugekommen. Diese orangefarbene Linie weist diejenigen Personen aus, die derzeit mit dem Coronavirus infiziert sind. War dieser Wert zu Beginn der Pandemie logischerweise identisch mit der Gesamtzahl aller bisher positiv getesteten Personen (blaue Linie), hängt er im weiteren Verlauf nun davon ab, wie stark diese Gesamtzahl in Zukunft weiter ansteigt. Denn die grüne Linie, die die bereits Genesenen abbildet, wird natürlich kontinuierlich nach oben weisen. Je nachdem, ob blaue und grüne Linie künftig zusammenlaufen oder aber wie eine Schere auseinandergehen, wird die orange Linie nach unten oder nach oben führen.
Im Landkreis Harburg liegen blau und grün noch relativ weit auseinander. Seit rund drei Wochen verlaufen sie fast wie zwei Parallelen. Folglich bewegt sich die orange Linie mit der Zahl der aktuell Infizierten seitdem auf fast gleichbleibendem Niveau. Seit Anfang April hat sie sich um die 200er-Marke eingependelt, liegt mal etwas darüber, mal etwas darunter. Erst am Sonntag scheint ein Abwärtstrend erkennbar zu sein. Positiv anzumerken ist immerhin, dass die Zahl der bereits Genesenen mittlerweile höher ist als die der noch Infizierten. Die Linien haben sich am 16. April gekreuzt: Da lagen beide Werte mit jeweils 197 Fällen gleichauf.
Ganz anders sieht das Bild im Landkreis Stade aus. Dort verringert sich der Abstand zwischen blauer (alle bisher positiv Getesteten) und grüner (bereits Genesene) zunehmend. Demzufolge sinkt die orange Linie (aktuell Infizierte) immer weiter ab. Sie bewegt sich seit Tagen mittlerweile im Zehnerbereich. Derzeit vermeldet der Landkreis Stade nur 15 infizierte Personen. Bezogen auf die Einwohnerzahl der größten Kommune im Landkreis, die Stadt Stade, wären das nicht einmal vier Personen
.
Doch woran liegt es, dass der Landkreis Stade im bundes- oder landesweiten Vergleich im Gegensatz zum Landkreis Harburg so geringe Werte aufweist? Ein Unterschied zum Nachbarkreis Harburg könnte darin liegen, dass dort gerade Ausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen zu erhöhten Zahlen geführt haben und in der Statistik erheblich zu Buche schlagen, wird im Stader Kreishaus vermutet. Auch die Nähe zur Großstadt Hamburg, wo erheblich höhere Werte verzeichnet werden, wird immer wieder als Erklärung für die relativ hohen Zahlen im Landkreis Harburg ins Feld geführt.
Bisher nicht einmal zwei Prozent der Bürger getestet
Nach Angaben des Landkreises Stade führte das Gesundheitsamt bisher 694 Corona-Tests durch, von denen 84 positiv waren. Beim Testzentrum der Stader Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) wurden 1.480 Abstriche vorgenommen. Daneben führten auch Arztpraxen Tests durch. Deren Anzahl wird aber nicht erfasst. Es gehen nur Meldungen an das Gesundheitsamt, wenn ein positiv getesteter Fall vorliegt. Es ist aber davon auszugehen, dass bisher deutlich weniger als zwei Prozent der Landkreis-Bevölkerung auf Corona getestet wurde.
Daher lässt auch nur schwer beurteilen, wie viele Menschen im Landkreis Stade bisher schon mit dem Coronavirus infiziert waren, ohne typische Symptome aufzuweisen. Eine solche Dunkelziffer zu schätzen, sei seriös kaum möglich, heißt es aus dem Kreishaus: "Aufgrund der noch geringen Kenntnisse über das Coronavirus gibt es selbst unter den Virologen und Epidemiologen unterschiedliche Einschätzungen dazu, wie verbreitet das Virus in der Bevölkerung ist."
Dass angesichts der verschwindend geringen Zahl der aktuell Infizierten bei vielen der Wunsch aufkommt, sich ohne Einschränkungen frei zu bewegen, sei mehr als verständlich, so die Kreisverwaltung. Dennoch müsse die Gesundheit der Bevölkerung unter Abwägung aller Interessen sichergestellt werden. Die Corona-Pandemie stelle nun einmal einen extremen Ausnahmefall dar.
"Die teils einschneidenden Beschränkungen des Alltags haben bisher im Landkreis Stade eine Ausbreitung des Virus offenbar in engen Grenzen gehalten", teilt die Kreisverwaltung auf WOCHENBLATT-Nachfrage mit. Lockerungen seien bisher mit Augenmaß vorgenommen worden und seien auch künftig vorgesehen, sofern die Zahl der Neuerkrankungen weiter zurückgehe.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.