Das Los der "Überflieger"
Sonja Janke (38) aus Stade gründet ersten Stammtisch für Hochbegabte und Hochsensible
tp. Stade. "Ich trug seit meiner Kindheit das Gefühl der Andersartigkeit mit mir herum", sagt Sonja Janke (38) aus Stade. Auf die Idee, sie könnte "ja tatsächlich klug sein", kam sie erst im Erwachsenenalter. Heute steht fest: Sonja Janke gehört zu dem kleinen Bevölkerungsanteil von zwei Prozent Hochbegabter. Jetzt initiierte sie den in der Region ersten Stammtisch für hochbegabte und hochsensible Erwachsene.
Ihren Intelligenzquotienten verschweigt Sonja Janke bescheiden. Diverse Tests hätten ihr aber eine überdurchschnittliche Begabung bescheinigt, sagt sie. Bereits als Kind war sie außergewöhnlich wissbegierig, interessierte sich brennend für Zahlen und Symbole, lernte früh Lesen, Englisch und Klavierspielen.
Typisch für hochbegabte Kinder: Nach anfänglich sehr guten Leistungen in der Grundschule pendelten sich auch bei Sonja Janke die Schulnoten am Gymnasium auf ein eher durchschnittliches Niveau ein. Ähnliches Bild beim Studium der Betriebswirtschaftslehre: "Ich lernte strategisch, um mir Freiraum für meine Jobs und zahlreichen Interessen zu schaffen", berichtet Sonja Janke. Sie liebt Beach-Volleyball, backt und näht gerne, fotografiert, spielt Geige und ist "süchtig nach Büchern".
Bei allen Vorteilen, die die Fähigkeit mit sich bringt, Zusammenhänge rasch zu erfassen und sich Fähigkeiten leicht anzueignen - Hochbegabung hat ihre Schattenseiten. Betroffene würden von Mitmenschen häufig als arrogant bezeichnet, so Janke. Und auf der Arbeitsstelle gebe es nicht selten Konflikte mit neidischen Kollegen und mit den Vorgesetzten. "Ich habe schon immer Autoritäten hinterfragt", gibt sie zu.
Die Vielseitige arbeitet lieber selbständig. Sie gründete kurz nach ihrem Studienabschluss als Diplom-Kauffrau eine Hochzeitsagentur. Dann kamen Liebe, Heirat und eine "Babypause". Sonja Jankes Kinder (4, 7 und 9) sind ebenfalls hochbegabt und besuchen eine Schule mit besonderem Förderangebot.
Multitalent Janke absolvierte zwischenzeitlich eine Zusatzausbildung zur "Begabungspädagogin" und zum "Psychosozialen Coach". Derzeit macht sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Kürzlich gründete die Freiberuflerin in Stade das "Coachingzentrum Begabungsreich“. Sie berät Hochbegabte dabei, ihre beruflichen Chancen auszuloten. Denn überdurchschnittliche Intelligenz führe nicht automatisch zu einer steilen Karriere und hohem Einkommen, erklärt Sonja Janke.
Viele Hochbegabte seien zugleich hochsensibel: Die Fähigkeit, schneller zu denken, fühlen und Außenreize wahrzunehmen als andere Menschen - gepaart mit dem Drang zum Perfektionismus - berge gesundheitliche Risiken wie dem Burnout.
Um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, die das Schicksal der Hochbegabung teilen, gründete Sonja Janke den ersten Stader Stammtisch für hochbegabte und hochsensible Erwachsene. Beim nächsten Treffen der "Überflieger" am Donnerstag, 11. Juni, um 19.30 Uhr, sind Gäste im Clubraum des Tenniscenters, Am Tennisplatz 5, in Wiepenkathen herzlich willkommen. Anmeldung an E-Mail: stammtisch@begabungsreich.de.
• www.begabungsreich.de.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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