Uferabbrüche gefährden den Küstenschutz
Die Elbinsel Krautsand verliert immer mehr Strand
Zum Schutz des dahinterliegenden Deiches wird an vielen Stellen entlang der Elbe Sand aufgespült - auch im Landkreis Stade. Doch Strömung, Wellenschlag und Sturmfluten nagen an den Stränden, bis fast nichts mehr übrig bleibt. Dann muss neuer Sand her - die Sisyphusarbeit mit Spülschiff, schwimmender Rohrleitung, Bagger und Planierraupe beginnt von vorn. Das ist lästig, aber für den Küstenschutz unabdingbar. Auch auf Krautsand müsste dringend eine Sandvorspülung erfolgen. Doch die zuständige Behörde sitzt die Sache erst einmal aus.
Wellen können nicht mehr ausgebremst werden
Bis vor zehn Jahren fanden hier die legendären Krautsander Trabrennen statt: Der Strandabschnitt der Elbinsel nördlich des Anlegers war auf weite Strecken deutlich breiter als 20 Meter. Inzwischen ist er an manchen Stellen auf wenige Meter geschrumpft. Teilweise hat sich eine regelrechte Abbruchkante gebildet, an der das Wasser unaufhörlich nagt. Das könnte bei einer schweren Sturmflut zum Problem werden: Denn je weniger Strand vorhanden ist, umso heftiger können die Fluten gegen den Deich branden. Es fehlt dann das Vorland, das die Wellen ausbremst.
Doch das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Elbe-Nordsee sah laut Auskunft des Landkreises Stade bislang offenbar keine Notwendigkeit, Spülmaßnahmen am Krautsander Elbstrand vorzunehmen. "Wir haben im zeitigen Frühjahr beim WSA nachgefragt und die Auskunft erhalten, dass dort Vermessungen erfolgt seien", berichtet Landrat Kai Seefried (CDU). Laut WSA bestehe aktuell kein akuter Handlungsbedarf.
Seefried findet die Aussage der Bundesbehörde angesichts der offensichtlichen Uferverluste auf Krautsand befremdlich. Vorspülungen seien schließlich aktiver Küstenschutz. Nicht jede Sturmflutsaison verlaufe so glimpflich wie im vergangenen Winter. "Ich bin sehr unzufrieden, wie die verantwortlichen Stellen mit dem Thema umgehen", sagt der Landrat. Auf Druck des Landkreises soll der betreffende Bereich erneut vom WSA vermessen werden - wahrscheinlich Ende Mai oder Anfang Juni.
Sollte das WSA danach zu dem Ergebnis kommen, dass doch etwas passieren muss, werden Sand-Aufspülungen frühestens im kommenden Jahr erfolgen, so Seefrieds Einschätzung. Auf jeden Fall könne der jetzige Zustand so nicht bleiben: "Früher fanden am Krautsander Strand Pferderennen statt, heute können dort nicht mal mehr Ponys entlangreiten."
• Weggeschwemmtes Deichvorland ist auch anderen Stellen am Elbufer ein Problem. In Nordkehdingen wird in diesem Jahr bei Freiburg noch Sand aufgespült. Im vergangenen Jahr rückte das WSA vor Abbenfleth und Bassenfleth an. An beiden Stellen war der Sand, der den Deichfuß schützen sollte, weitgehend von den Fluten weggerissen. Rund 800.000 Tonnen Sand wurden aufgespült. Die speziellen Saugbagger holten den Sand direkt vor Ort aus der Elbe.
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