Acht Diakonielotsen nehmen im Kirchenkreis Stade ihre Arbeit auf
Die Helfer in der Not
jd. Stade. Sie werden tätig, wenn das Sozialamt Kürzungen bei Hartz IV vornimmt, die Krankenkasse Leistungen verweigert oder jemand mit dem Ausfüllen amtlicher Formulare überfordert ist: In Stade haben jetzt acht sogenannte Diakonielotsen ihre Arbeit aufgenommen. Die Ehrenamtlichen des Diakonieverbandes helfen Menschen, die Probleme mit Behörden haben und selbst nicht mehr wissen, wie sie aus dem "Schlamassel" herauskommen. Bis auf einen sind die kirchlichen Helfer den einzelnen Stader Kirchengemeinden zugeordnet. Sie stehen bei Bedarf aber auch Betroffenen aus anderen Orten des Kirchenkreises Stade zur Seite.
Initiiert wurde das Projekt Diakonielotsen von den Sozialarbeiterinnen Jenny Rinka und Katrin Rolf. Die beiden jungen Frauen sind in der Stader Beratungsstelle des Diakonieverbandes tätig. Bei ihren Sprechstunden sind sie immer wieder mit der persönlichen Not von Menschen konfrontiert, die sich in einer Situation befinden, aus der sie ohne Unterstützung keinen Ausweg mehr finden. Rinka und Rolf sind froh, dass ihnen nun ein Teil ihrer Arbeit abgenommen wird.
Die Gesetze werden immer komplizierter, die Bestimmungen immer restriktiver, sodass auch die Zahl derjenigen angestiegen ist, die sich hilfesuchend an die Diakonie wenden. "Wir können die Masse an Klienten nicht so intensiv begleiten, wie es wünschenswert wäre", erklärt Jenny Rinka. Da stelle die Betreuung durch die Lotsen eine wertvolle Entlastung dar.
Quasi als erste Sprosse auf der Hilfeleiter fungieren ab sofort die Diakonielotsen, die im benachbarten Kirchenkreis Buxtehude schon länger unter dem Etikett Soziallotsen tätig sind. Nach einem Aufruf u.a. im WOCHENBLATT meldeten sich für den Stader Raum zunächst rund 20 interessierte Bürger, die sich auf einem Infoabend im Dezember erläutern ließen, worin ihr künftiges Tätigkeitsfeld besteht. Ein Teil ist dann wieder abgesprungen, weil ihnen der Arbeitsaufwand offenbar zu hoch erschien.
Die acht verbliebenen Ehrenamtler sind von den zwei Sozialarbeiterinnen auf ihre Aufgabe vorbereitet worden. Auf der Schulung bekamen die Lotsen wesentliche Aspekte des Sozialrechts vermittelt. Außerdem erhielten sie Tipps, wie man bei aller Betroffenheit eine professionelle Distanz zu den Klienten hält.
"Die Diakonielotsen sind natürlich nicht allein auf sich gestellt", sagt Katrin Rolf. Sie und ihre Kollegin würden jeden Fall begleiten und stünden bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite. Sollte es weitergehenden Klärungsbedarf geben, werde man die Klienten an die entsprechenden Stellen weitervermitteln. Die Diakonielotsen seien ein niedrigschwelliges Hilfsangebot. Manchmal gehe es auch nur darum, Unterlagen zu sortieren oder die in Schuhkartons verwahrten Behördenschreiben in einem Ordner abzuheften.
"Bei manchen Menschen besteht auch eine Hemmschwelle, sich hilfesuchend an jemanden zu wenden", sagt Siegfried Romer. Der Rentner ist einer der acht neuen Diakonielotsen. Er möchte Betroffenen dazu verhelfen, dass sie die Leistungen erhalten, die ihnen nach dem Gesetz zustehen. Dabei sind für ihn auch gemeinsame Behördengänge eine Selbstverständlichkeit. "Ich kann mir vorstellen, dass man auch mal zwischen Sachbearbeiter und Klient vermitteln muss und sozusagen als 'Dolmetscher' fungiert, wenn es darum geht, das Behördendeutsch in amtlichen Schreiben in ein Deutsch zu übersetzen, das auch jeder versteht."
• Infos und Termine bei der Kirchenkreissozialarbeit unter ( 04141 - 41170.
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