Die Kunst des Riechens rettet Menschenleben

Marcus Schulze mit seinem Labrador Gonzo, der nach seinem Fund eine Runde mit seiner Beißwurst spielen darf | Foto: sc
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Der Ortsverband Stade der Johanniter-Unfall-Hilfe bildet Hunde zu Rettungshunden aus / Aktuell sind 14 Hunde mit zehn Hundeführern in der Staffel

sc. Landkreis. Sie kommen, wenn die Menschen nicht mehr weiterwissen: die Rettungshunde der Hundestaffel der Johanniter. Mit ihrer Supernase erschnüffeln die Vierbeiner Fährten und Spuren von vermissten Personen mit einer Schnelligkeit und Präzision, von der Menschen nur träumen können. Dadurch, dass die Hunde imstande sind, bei einer Suche die Vermissten genau zu lokalisieren, steigen die Überlebenschancen im Notfall erheblich. Was die Hunde alles können, ist beeindruckend.

Ein Hund hat circa 220 Millionen Riechzellen in seiner Nase, der Mensch dagegen muss mit 20 Millionen auskommen, so steht es auf dem Informationsblatt der Johanniter zu ihrer Hundestaffel. Einsatz- und Staffelleiterin Monique Martin erklärt: "Hunde können Bakterien auf der Haut riechen." Wenn ein Mensch sich bewegt, hinterlässt er unsichtbare Spuren in Form von Hautschuppen, die bei jedem Schritt abfallen und sich am Boden und in der Luft verteilen. Für uns Menschen ist der Geruch nicht wahrnehmbar, doch ein Rettungshund werde dazu ausgebildet, diese Spuren zu suchen, zu isolieren und unabhängig von Störfaktoren, wie anderen Gerüchen, Rauch oder Lärm, zum Ursprung zu verfolgen. "Die Hundenase ist so feinfühlig, dass die Tiere sogar Verwandtschaften riechen können." Zwei bis drei Jahre dauert die Ausbildung zum Rettungshund, sagt Martin, viele unterschiedliche Hundetypen sind dazu geeignet, doch "sie brauchen eine natürliche Motivation". Doch wie funktioniert so ein Training überhaupt?

Einmal in der Woche trifft sich die Staffel mit insgesamt 14 Hunden und zehn Hundeführern. Das ausgewählte Trainingsgelände werde vorher sorgfältig ausgesucht um Gefahrenquellen und Wild so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Gebiete mit Wildschweinen werden von vorneherein vermieden. "Das Risiko für Hund und Hundeführer ist sonst einfach zu groß", sagt Thomas Ehlers, der zusammen mit seinem schwarzen Labrador Jussi (8) in der Staffel aktiv ist.

Wenn das Gebiet als sicher eingestuft ist, kann das Training starten. Die Staffelleitung positioniert eine versteckte Person, damit die Tiere diese suchen können. Hundeführer und Hunde kennen das Gebiet vorher nicht. Nach der Besprechung der Vorgehensweise geht es los: Mit Talkumpuder prüft Marcus Schulze die Windrichtung, damit er seinen Labrador Gonzo (4) in der Flächensuche dementsprechend richtig einsetzen kann. "Die Stärke dieser Einsatzmethode liegt darin, dass schnell ein großes Areal abgesucht wird", sagt Martin. Bis die Rettungsstaffel zur Hilfe gerufen werde, sei es meist schon dunkel und das Gelände schwer einsehbar. "Selbst bei Tageslicht kann es schwierig werden, jemanden zu finden." Hunde allerdings verlassen sich auf ihre Nase und sind schnell in unwegsamen Geländen unterwegs. Beim Einsatztraining wird besonders die Kommunikation zwischen Mensch und Hund über die Körpersprache geübt. Schulze lenkt mit seinem Körper Gonzo, der frei im Gelände umher läuft, bis er auf eine Witterungsfahne trifft, die er dann verfolgt. Wenn Gonzo eine vermisste Person gefunden hat, dann zeigt er durch anhaltendes Bellen seinem Hundeführer den Fund an.

Die Tiere werden durch positive Motivation, also mit Belohnung durch Futter oder Spielzeug, in ihrem Verhalten bestätigt. Ein Hund könne nur dann freudig und im Team mit seinem Hundeführer diese enormen Leistungen bringen, wenn er Spaß an der Arbeit habe - ohne Strafen und Gewalt. Rettungshundeführer und Hund sind ein Team, wenn die Harmonie bei beiden gegeben ist. Zwei geprüfte Labradore, Jussi und Gonzo, sowie einen geprüften Chesapeake Bay Retriever befinden sich aktuell in der Staffel und sind in der Einsatzbereitschaft für die Flächensuche.

Zusätzlich zu einer Flächensuche gibt es das Mantrailing. Hier wird gezielt eine vermisste Person verfolgt. Jedoch müsse vorher der Punkt des Verschwindens bekannt sein, so Martin. Mantrailing-Hunde können im Gegensatz zu den Flächensuchhunden auch in städtischen Gebieten eingesetzt werden, da der Hund an einer langen Leine läuft und seinen Hundeführer mitnimmt. Ein weiterer Unterschied der beiden Methoden ist, dass der Flächensuchhund die mit der Luft getragenen Gerüche aufspürt und der Mantrailer vor allem die Spur am Boden verfolgt. In der Ausbildung zum Mantrailer befindet sich derzeit Monique Martins Hund Jarik (4). Um die Fährte aufzunehmen, hält Martin ihrem Hütehund eine Geruchsprobe der zur suchenden Person hin. Sobald Jarik die Witterung aufgenommen hat, geht es los. "Wichtig ist, dass der Hund führt", erklärt Martin. Sobald Jarik die versteckte Person gefunden hat, gibt es eine Belohnung in Form von Futter. Das Besondere an Mantrailing: Jarik konnte noch eine vier Wochen alte Spur aufnehmen und mit Erfolg verfolgen.

Um die Zertifizierung zum Rettungshund auf Bundesebene zu bekommen, ist eine mehrteilige Prüfung notwendig. Zuerst müssen die Hundeführer in der Theorieprüfung ihre Kenntnisse unter Beweis stellen, zum Beispiel zu den Themen Karte, Kompass und Einsatztaktik. Danach geht es zusammen mit dem Hund durch einen Verweistest und einen Gehorsamsparcours und erst danach, wenn die drei Prüfungen bestanden wurden, geht es in den letzten Teil der Prüfung: eine Suche nach zwei vermissten Personen. "Auf einem drei Hektar großen Gelände müssen die Hunde in 20 Minuten die gesuchten Menschen finden", weiß Martin. Aber nicht nur Hunde sind bei der Staffel willkommen, "Wir suchen immer neue Mitstreiter auch ohne Hund", so Martin. Leute, die Interesse daran haben mit den Vierbeinern zu arbeiten, sind gerne bei uns gesehen. Alle Helfer bekommen eine Ausbildung als Ersthelfer, in Kommunikation und in der Suchgruppenhilfe.

Ansprechpartnerin: Monique Martin, stade@johanniter.de
www.johanniter.de/dienstleistungen/im-notfall/bevoelkerungsschutz/rettungshundestaffel/rettungshundestaffel-stade/

Redakteur:

Saskia Corleis

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