Bei Minusgraden raus aus dem Haus
Diese Menschen der Region trotzen der eisigen Kälte
jab/thl. Landkreise Stade und Harburg. Glätte, Schneetreiben, beißender Wind: Die Eiseskälte hat die Region derzeit fest im Griff. Dennoch gibt es Menschen, die auch dann noch rausgehen, wenn andere keinen Fuß mehr vor die Tür setzen wollen. Das WOCHENBLATT hat mit einigen von ihnen gesprochen.
Löschwasser wird zum Problem
• "Kalte Temperaturen bringen die Gefahr des Auskühlens mit, daher werden relativ schnell bei großen oder lang andauernden Einsätzen Versorgungskomponenten mitalarmiert, die warme Getränke und Speisen reichen. So wie am vergangenen Wochenende beim Dachstuhlbrand in Buchholz", erklärt Matthias Köhlbrandt, Kreispressewart der Feuerwehr Landkreis Harburg. Grundsätzlich biete die Schutzkleidung aber auch ausreichend Schutz vor der Kälte.
Doch an Einsatzstellen lauern noch weitere Gefahren. "Durch gefrierendes Löschwasser mit Glatteisbildung", so Köhlbrandt. "Hier wird Streusalz von den Feuerwehren mitgeführt und schnell der jeweilige Bauhof zum Streuen nachgefordert." Weiter bestehe die Gefahr, dass Pumpen und Schläuche einfrieren. Dagegen könne man wenig machen. "Da bleibt nur zu hoffen, dass durch die Wasserzirkulation dieses nicht oder nur eingeschränkt geschieht."
Eigene Sicherheit geht vor
• Lars Bräuer und David Wehber sind Polizeikommissare in Stade. Ihre Arbeit im warmen Büro kann jederzeit durch eine Alarmierung unterbrochen werden. Geht es zu einem Unfall kann es schon mal ungemütlich werden. Zwei Stunden Unfallaufnahme auf offenem Feld bei eisigem Wind sind kein Spaß.
Die Straßenverhältnisse wie Glatteis können auch für die Polizisten gefährlich werden. "Wenn wir draußen auf der Autobahn stehen und die Fahrzeuge an einem vorbeirasen, ist das schon ein komisches Gefühl", sagt Wehber. Und auch wenn sie zu einem Einsatz mal etwas schneller unterwegs sein müssen: Die eigene Sicherheit geht immer vor.
Verkaufen bei Minusgraden
• In der Stader Altstadt stehen trotz Minusgraden die Marktverkäufer. Eine von ihnen ist Maren von Ass. Seit fünf Jahren verkauft sie Obst, Kartoffeln und Honig für den Obsthof Köser. Den Stand schützt sie gegen die Kälte und den Wind mit Planen. Für sie ist der Zwiebellook eine gute Möglichkeit, der Kälte zu trotzen.
Doch von Ass hat noch einen weiteren Trick, um sich warm zu halten. Zu ihren Füßen schützt sie ein Teppich vor der Kälte und vor Feuchtigkeit. Im Rücken wärmt sie ein Heizstrahler. Hinzukommt dann noch die Bewegung, während sie die Kunden bedient. "Kalte Füße habe ich nie."
Unterm Zelt zu kalt
• Beim Bauunternehmen Viebrock aus Harsefeld wissen die Verantwortlichen sich bei niedrigen Temperaturen zu helfen. Ab Dezember bis ca. Februar werden Häuser unter einem Zelt gebaut. "Das ist ein schöner Wetterschutz, aber bei sieben Grad minus hilft auch das nicht mehr", weiß Vorstandsmitglied Wolfgang Werner. Probleme bereitet dann unter anderem der Beton, der unter fünf Grad nicht mehr bindet. Aber auch die Handwerker fangen mit der Zeit an zu frieren, auch wenn sie sich permanent bewegen.
Im Unternehmen wird daher darauf geachtet, dass die Rohbauten möglichst noch im Dezember geschlossen werden. So könnten die anderen Gewerke den Innenausbau vornehmen. "Da gibt es dann auch die Möglichkeit, mit Heizgeräten das Haus etwas aufzuwärmen", sagt Werner. Bisher mussten nur ungefähr zwei Tage "Schlecht Wetter" gemacht werden, sagt Werner.
Pferde müssen versorgt werden
• Nina Oldenburg und Julia Martens kümmern sich täglich um ihre beiden Pferde Chucky und Nancy. Um auf der Weide nicht zu frieren, ziehen sie sich zwar warm, aber nicht zu dick an. "Wenn du aussiehst wie ein Michelin-Männchen, behindert das nur", sagt Oldenburg. Ansonsten hilft Bewegung, um warm zu bleiben: Pferdemist aufsammeln, mit der schweren Karre wegfahren, Wasser tragen, Fell- und Hufpflege, keine Chance auszukühlen.
Häufig gehen Oldenburg und Martens mit den Pferden spazieren. "Dabei wird uns nicht so schnell kalt und es stärkt die Verbindung zwischen Mensch und Tier", erklärt Oldenburg. Geritten wird aber auch, wenn es das Wetter zulässt.
Den Pferden hingegen macht der Frost nichts aus. Sie sind es gewohnt, draußen zu sein, haben ein dickes Winterfell und ein Zelt zum Unterstellen. "Wenn wir die beiden nach getaner Arbeit ihr Futter mampfen sehen, dann sind wir glücklich und zufrieden", sagt Martens. Und das wärmt dann auch von innen.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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