Edel-Tesa für den Riesen-Airbus aus Stade
Bei Web Industries dreht sich alles um Leichtbaustoff von der Spule / Mitarbeiter als Eigentümer
tp. Stade. Unermüdlich rotieren die Spulen - keine Zeit für eine Pause in der Werkhalle von Web Industries ("Gewebe-Industrie") in Stade. Denn die High-Tech-Erzeugnisse des hochspezialisierten Unternehmens auf dem ehemaligen Kasernengelände in Ottenbeck sind heiß begehrt. Web Industries stellt extrem strapazierfähige Bänder aus dem Leichtbauwerkstoff Carbonfaser, imprägniert mit Epoxidharz, für den Flugzeugbau, Fahrzeugbau und die Windindustrie her.
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, nahm Web Industries mit Stammsitz in den USA die Produktion der Faser-Harz-Bänder auf. Räumlich und technisch gut eingebettet, liegt die Produktionsstätte unter dem Dach des Branchenpartners "Hexcel Composites" am Sophie-Scholl-Weg. Web Industries ist Mitglied im Stader Leichtbau-Kompetenznetzwerk CFK-Valley.
Von Hexcel stammt das Rohmaterial: ca. 300 Kilo schwere, rund einen halben Meter breite Rollen mit hauchfeinen Kohlefaserfäden, die Web Industries für seinen Abnehmer konfektioniert. Dazu stehen in der Firmenhalle drei Spezialmaschinen mit je 100 Wickelköpfen bereit, in die das Pionier-Unternehmen zu Betriebsbeginn im Jahr 2012 einen zweistelligen Millionenbetrag investierte.
Die weltweit weitgehend einzigartige Kunst von Web Industries liegt in dem präzisen, computergesteuerten, maschinellen Feinschnitt. Vor der Verarbeitung durch Spezialisten, die Webindustrie im eigenen Unternehmen laufend einarbeitet und fortbildet, müssen die kunstharzgetränkten Kohlefaser-Rollen 36 Stunden auftauen. Denn das empfindliche Material wird tiefgekühlt gelagert und lässt sich am besten bei 20 Grad Raumtemperatur auf den hundertstel Zentimeter genau in etwa Klebeband-breite Streifen schneiden und aufwickeln.
Als etwa Bierfässchen-großen Rollen geht das nahezu klinisch reine Edel-Tesaband zurück an den Auftraggeber Hexcel und von dort mit dem Kühl-Laster in Richtung Abnehmer: Das extrem zugfeste Material "made in Stade", das nach Auskunft des örtlichen Werksleiters, Prokurist und General Manager Dietbert Spicher, "leichter als Alu und härter als Stahl" ist, findet Verwendung beim Flugzeugbauer Airbus. Rumpf- und Tragflächenbauteile von "Jumbo"-Fliegern wie der A380 werden daraus hergestellt, außerdem Autoteile und Windradflügel.
In den fünf Anfangsjahren hat Web Industries in Stade laut Personalleiter Jan Warias 10.000 Einzelaufträge bearbeitet und dabei gut zehn Millionen Quadratmeter Material geschnitten.
Das Unternehmen sucht weitere Produktionsmitarbeiter. Diese werden - ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal - ähnlich wie Aktionäre an der Firma beteiligt. Insgesamt hat das vom amerikanischen Selfmademan Bob Fulton (†) gegründete Unternehmen rund 500 Angestellte in sieben Werken. Am einzigen europäischen und zugleich größten Web-Industries-Standort in Stade stehen 120 Mitarbeiter in Lohn und Brot.
• www.webindustries.com
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.