Junge Frau aus Fredenbeck hat Kinder für das Thema Geschichte begeistert
Ein FSJ im Museum: Klingt öde, ist es aber gar nicht
jd. Stade. Abiturienten, die sich nach der Schule in Sachen Studium oder Berufsausbildung noch nicht festlegen wollen, absolvieren gern ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Auch Sophia Hammann hat sich für ein FSJ entschieden. Die Wahl der Fredenbeckerin fiel auf das Schwedenspeicher-Museum in Stade. Doch als junge FSJlerin in einem Museum? Das klingt doch irgendwie fürchterlich langweilig und dröge. "Ist es gar nicht", sagt Sophia. Ihr Jahr im Museum und im benachbarten Kunsthaus geht jetzt zu Ende. Das Resümee der 23-Jährigen: "Es war eine spannende Zeit. Man muss vorher kein Streber im Fach Geschichte sein, um als FSJlerin im Museum zu arbeiten."
Zu Sophias positivem Fazit hat sicher beigetragen, dass ihr Aufgabenfeld im Museum ohnehin ihren Neigungen entsprach: Sie war hauptsächlich im museums-pädagogischen Bereich eingesetzt. "Konkret bedeutet dies, dass ich Kita-Gruppen und Schulklassen durch die Ausstellungen geführt und ihnen historische Themen auf kindgerechte Weise vermittelt habe." Ein Museum könne ein toller Erlebnisort für Kinder sein. Man müsse die jungen Besucher aber durch Mitmach-Aktionen einbinden und könne nicht einfach nur trockenes Wissen weitergeben.
"Langweiligen Geschichtsunterricht wie ich ihn von der Schule her kenne, gibt es hier im Museum nicht", meint Sophia. Mal wie früher bei den Kaufleuten der Hanse etwas per Hand auszurechen statt mit dem Taschenrechner oder etwas auf eine Wachstafel zu schreiben statt auf dem Smart-phone-Display herumzutippen, sei für die Kinder eine ganz ungewohnte Erfahrung. Sophia selbst findet das, was der Schwedenspeicher zum Thema Römer und Germanen zu bieten hat, am spannendsten. "Wir haben hier die Nachbildung einer Legionärs-Ausrüstung. Schwert, Schild und Helm sind bei den Kindern immer der Renner."
Sophias Zeit als FSJlerin war aber auch von Corona überschattet: Monatelang gab es kein Gruppenprogramm. Diese Zeit nutzte sie, um gemeinsam mit der museumspädagogischen Leiterin Wiebke Etzold Besuchskonzepte für die Ausstellungen zu überarbeiten bzw. neue zu entwickeln. "Mir war nicht klar, wie viel Arbeit und Aufwand in einem Museum stecken, wovon die Besucher nichts mitbekommen." Für Etzold stellen FSJler wie Sophia eine Bereicherung dar: "Für eine gute Museumsarbeit ist auch mal die Perspektive von jüngeren Menschen wichtig." Diese würden Themen oftmals aus einem ganz anderen Blickwinkel beleuchten.
Viele junge Leute beginnen ein Freiwilliges Soziales Jahr nur, weil sie noch keine Zukunftsperspektive haben und womöglich von den Eltern dazu gedrängt werden, etwas Sinnvolles zu tun. Große Motivation legen solche FSJler aber nicht an den Tag. Nicht so bei Sophia: "Ich habe mich gezielt für die Tätigkeit im Museum entschieden." Mit Kindern zu arbeiten, habe ihr schon immer Freude bereitet.
"Ich hatte zunächst den Berufswunsch Erzieherin", berichtet Sophia, die an der BBS I in Stade ihr Abitur mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik gemacht hat.
Diese "pädagogische Schiene" will Sophia nun fortsetzen: Sie beginnt Mitte September am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück ein Theaterpädagogik-Studium. Die 23-Jährige gehört zu den 18 Studierenden, die unter mehr als 130 Bewerbern ausgewählt wurden - in zwei Durchgängen mit praktischen und theoretischen Prüfungen. Am leichtesten fiel ihr die Theaterimprovisation. "Ich habe bei der Theater-AG der BBS mitgemacht, habe Stücke entwickelt und stand selbst auf der Bühne." Die Improvisationen kenne sie als Aufwärmübungen bei den Proben.
Wenn Sophia nach acht Semestern den Abschluss als Theaterpädagogin in der Tasche hat, steht ihr ein weites Berufsfeld offen: Sie kann an Schulen oder Jugendzentren Schauspielerei vermitteln, in der Erwachsenbildung tätig sein, über die Bühne sozialpolitisches Engagement fördern oder auch wieder an ein Museum gehen und dort mit Hilfe der Theaterarbeit neue Konzepte umsetzen.
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