Kunstobjekt oder neuer Aufreger?
Ein knallbuntes Boot für den Stader Hansehafen
Das könnte der neue Aufreger in Stade werden: Im altehrwürdigen Hansehafen soll ein von Künstlern gestaltetes Boot einen farbenfrohen Kontrast zum pittoresken Ensemble mit Hafenbecken, Fachwerkhäusern und Schwedenspeicher bilden. Geplant ist laut Stadtmarketing-Chef Dr. Andreas Schäfer, dass das knallbunte Boot seinen festen Liegeplatz an der Kaimauer vor dem Schwedenspeicher erhält. Also dort, wo die frechen Cartoons von Tetsche vor anderthalb Jahren für erhitzte Gemüter sorgten.
Bei dem schwimmenden Kunstobjekt handelt es sich um eine alte Schute, die die Stadt erstanden hat. "Es die älteste noch erhaltene Hamburger Alsterschute, Baujahr 1904", berichtet Schäfer. Das maritime Kleinod sei als "Fundstück" im Harburger Binnenhafen entdeckt worden. Dort war es von einem Ehepaar zum Hausboot umgebaut worden. Die Schute ist bereits in den Stader Hansehafen überführt worden und wird derzeit von Handwerkern entkernt und auf Vordermann gebracht.
Künstlertruppe macht Schute zum Kunstobjekt
Der Plan ist, dass die Schute im April oder Mai per Kran in das Becken des Hansehafens gehievt wird. Dann soll die Berliner Urban-Art-Künstlertruppe "44flavours" für eine Woche loslegen, um der Hausboot-Schute eine kunterbunte Optik zu verpassen. Schäfer ist fest davon überzeugt: "Das wird der neue Hingucker in der Altstadt - quasi als Kontrapunkt zum gediegenen Ambiente rund um den Hansehafen." Er weiß aber auch: "Das wird nicht nur positive Reaktionen geben." Moderne Kunst sorge meist dann für Diskussionen, wenn diese im öffentlichen Raum präsentiert werde.
Anders als die Tetsche-Cartoons soll die Schute dauerhaft vor Ort bleiben. Sie ist Bestandteil des Projektes "Reaktivierung Hansehafen" im Rahmen des Programms "Perspektive Innenstadt", für das die Stadt Fördergelder in Millionenhöhe eingeworben hat. Um künftig auch einen direkten Zugang zum Wasser zu ermöglichen, sollen neben der Schute Pontons installiert werden. Ziel sei es, den Bereich aufzuwerten und dort die Aufenthaltsqualität zu verbessern, so Schäfer.
Die "Stader Uul" geht aufs Wasser
Die Schute wird aber nicht nur bloßer Hingucker bleiben. Mit ihr soll eine Tradition wiederaufleben: Das Hausboot wird künftig die "Stader Uul" beherbergen. Bis Corona kam, hatte die Hansestadt seit 2003 jedes Jahr jeweils für drei Monate Künstlerinnen oder Künstler zu Gast, die als Stipendiaten gratis Kost und Logis erhielten. Als Nest für die Uul (Eule) diente das alte Pförtnerhaus des ehemaligen NOGA-Werkes, das die Stadt dafür eigens der Stader Stiftung für Kultur und Geschichte übertragen hatte. Die Stiftung, die das Stipendium mit 3.000 Euro dotiert hatte, ist inzwischen liquidiert.
Die Wohnstätte will nun das Stipendium für die "Stader Uul" übernehmen, während die Stadt die Schute als Unterkunft und einen Raum im Schwedenspeicher als Atelier zur Verfügung stellt. In den übrigen Monaten soll die Schute anderweitig genutzt werden. Schäfer denkt hier an Kleinkunst oder besondere Veranstaltungen. Denkbar sei auch, die Schute für Events oder gastronomische Zwecke zu vermieten.
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