Positiver Test bei einer Reinigungskraft
Elbe Kliniken Stade: Kein transparenter Umgang mit Corona-Fall
jd. Stade. Die Vorgänge um einen Corona-Fall in den Stader Elbe Kliniken lassen die Informationspolitik des Krankenhauses und des Landkreises in einem fragwürdigen Licht erscheinen. Anfang der Woche wurde bekannt, dass eine Reinigungskraft, die mit ihrem siebenköpfigen Team für den OP-Bereich zuständig war, positiv auf den Corona-Erreger getestet worden war. Zeitgleich hatte das WOCHENBLATT eine Presseanfrage bei den Elbe Kliniken zum Thema Corona laufen. In der Antwort der Klinikleitung fand das aktuelle Geschehen keinerlei Erwähnung. Erst auf Nachbohren gab es ein schmallippiges Statement. Mit dieser Art von Medienscheue verunsichern die Verantwortlichen in der Klinik und bei den Behörden letztlich Mitarbeiter, Patienten und auch die Bürger. Gutes Krisenmanagement sieht anders aus.
Zunächst hieß es, dass die bei einer externen Firma angestellten Reinigungskräfte keinerlei Kontakt zu dem in den Operationssälen eingesetzten Pflegepersonal hätten. Eine Testung der OP-Personals sei deshalb nicht erforderlich. Diese Sichtweise vertrat auch das Gesundheitsamt. Das stellt sich inzwischen anders dar. Es soll ein Aufenthaltsraum gemeinsam vom Pflege- und Reinigungspersonal genutzt worden sein.
Daher bieten die Elbe Kliniken den betroffenen Beschäftigten nun doch die Möglichkeit an, sich testen zu lassen. "Da wir eine gewisse Unsicherheit bei unseren Mitarbeitern verspüren, geben wir für den Bereich des OPs auf Wunsch und nach vorhergehender Beratung Gelegenheit zur Testung", teilen die Elbe Kliniken auf WOCHENBLATT-Nachfrage mit.
Zudem habe man sich in dieser Angelegenheit sehr eng mit dem Gesundheitsamt abgestimmt und sowohl alle gesetzlichen Vorgaben als auch die Vorgaben des RKI (Robert-Koch-Institut) umgesetzt, heißt es weiter in der Antwort der Elbe Kliniken. Aber: "Die Voraussetzungen für eine serielle Testung sind nicht gegeben."
Auf diese Empfehlungen des RKI zieht sich auch das Kreis-Gesundheitsamt im konkreten Fall zurück. "Die Nutzung desselben Aufenthaltsraumes zu unterschiedlichen Zeiten reicht nicht," um einen Corona-Test vorzunehmen, erklärt die zuständige Sozialdezernentin Susanne Brahmst gegenüber dem WOCHENBLATT. "Auch die Begegnung auf dem Flur bietet keinen Anhaltspunkt, eine Ansteckung zu vermuten." Für das Gesundheitsamt gelte die Leitlinie: "mindestens 15 Minuten face-to-face-Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall".
In Hinblick auf den allgemeinen Umgang mit Corona-Fällen verweist Brahmst darauf, dass laut RKI drei Kriterien zu erfüllen sind, um im Verdachtsfall auf Corona zu testen: Es muss ein Kontakt zu einer Person mit einer laborbestätigten Corona-Infektion bis maximal 14 Tage vor Krankheitsbeginn bestanden haben und es muss mit COVID-19-Symptomen vereinbare Hinweise auf eine virale Pneumonie (Lungenentzündung) geben und es muss ein Zusammenhang mit einer Häufung von Pneumonien in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung bestehen.
Im Klartext bedeutet das: Solange das Gesundsheitsamt wortgetreu die Empfehlungen des RKI befolgt, wird es Tests außerhalb dieses sehr eingeschränkten Rahmens wohl nicht geben. Brahmst räumt zwar ein, dass es einen Ermessensspielraum gibt, aber es müsse immer eine "medizinisch begründete Indikation" vorliegen. Sie gibt zu bedenken: "Ein negatives Testergebnis kann eine falsche Sicherheit geben."
KOMMENTAR: Bitte besser informieren
Das Auftreten von Corona-Fällen kann für ein Krankenhaus zu einem Desaster werden. Das zeigte das Geschehen auf der Krebsstation der Universitäts-Klinik Hamburg-Eppendorf (UKE). Die Vorkommnisse beim UKE haben auch gezeigt: Es ist der völlig falsche Weg, wenn eine Klinik die Corona-Erkrankungen beim Personal zu verschweigen versucht, wie es jetzt bei den Elbe Kliniken der Fall war. So verunsichert man die Menschen und trägt dazu bei, dass Gerüchte die Runde machen.
Das WOCHENBLATT stellte der Klinikleitung in Stade die Frage, warum man mit dem Corona-Fall im eigenen Haus nicht offensiv umgeht und gegenüber der Presse nicht transparent die Fakten darlegt? Als Antwort kam lediglich der Hinweis, dass "streng auf die Einhaltung des Datenschutzes und auf die Persönlichkeitsrechte" geachtet werde.
Das klingt schon wie Behörde. Denn auch dort muss der Datenschutz immer wieder als Begründung herhalten, wenn der Presse Auskünfte verweigert werden. Womit wir beim Landkreis wären: Nähere Infos zur Häufung von Corona-Zahlen in der vergangenen Woche wurden auch erst auf zweifache Nachfrage geliefert.
Ein Beispiel sollten sich sowohl die Elbe Kliniken als auch der Landkreis an der Kirche nehmen: Als das Coronavirus im Stader Johannisheim grassierte, wurden die Medien täglich umfassend über die aktuelle Lage informiert. So sieht gute Pressearbeit in Zeiten von Corona aus.
Jörg Dammann
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