Deutsch-lettische Kooperation bei Ärzteausbildung
Elbe Klinikum Stade ist offizielle Zweigstelle der Universität Riga

Der Schlüssel als Zeichen der Kooperation zwischen Stade und Riga (v. li.): Landrat Kai Seefried, der Rektor Rigaer Uni, Prof. Dr. Aigars Pētersons, sowie Prof. Dr. Holger Schmidt von den Elbe Kliniken | Foto: jd
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  • Der Schlüssel als Zeichen der Kooperation zwischen Stade und Riga (v. li.): Landrat Kai Seefried, der Rektor Rigaer Uni, Prof. Dr. Aigars Pētersons, sowie Prof. Dr. Holger Schmidt von den Elbe Kliniken
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Die Kooperation zwischen dem Elbe Klinikum Stade und der Riga Stradins University (RSU) in Lettland ist unter Dach und Fach. Das Stader Krankenhaus ist nun Zweigstelle der lettischen Hochschule. Geplant ist, dass an der Stader Klinik stufenweise bis zu 96 Medizinstudenten der RSU ihre praktische Ausbildung erhalten. Bei einem Festakt im Schloss Agathenburg wurde die neue Partnerschaft offiziell besiegelt. Im Rahmen der Feierstunde erfolgte die symbolische Übergabe eines Schlüssels. Er soll für die enge Partnerschaft zwischen den beiden Institutionen stehen. Einen Schlüssel im Wappen führen nicht nur der Landkreis und die Hansestadt Stade, sondern auch die lettische Hauptstadt Riga.

Welche große Bedeutung dem Projekt aus lettischer Sicht beigemessen wird, wurde dadurch deutlich, dass außer dem Rektor der Riga Stradins University, Prof. Dr. Aigars Pētersons, auch der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri angereist war. Die Eröffnung der Uni-Zweigstelle stelle einen wichtigen Beitrag zu Verbesserung der medizinischen Versorgung in der Region dar, heißt es seitens der Elbe Kliniken. Denn damit ist auch mit der Hoffnung verbunden, dass ein Teil des Ärztenachwuchses nach Abschluss der Ausbildung vor Ort bleibt. Der Standort Stade ist die erste Zweigstelle der Rigaer Uni in Niedersachsen.

Der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri sprach von einer neuen Ära in der Geschichte der Universität Riga | Foto: jd
  • Der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri sprach von einer neuen Ära in der Geschichte der Universität Riga
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Ärztenachwuchs für die Region gewinnen

"Die Kooperation mit der RSU ist ein visionäres Projekt, das die regionale Gesundheitsversorgung langfristig stärken wird. Wir sehen uns in der Region mit einer drohenden Unterversorgung konfrontiert, ausgelöst durch ein bundesweites Nachwuchsproblem", erklärt Siegfried Ristau, Geschäftsführer der Elbe Kliniken. Er verweist darauf, dass hierzulande die Anzahl der verfügbaren Medizinstudienplätze deutlich zu gering sei, um den Bedarf an Ärzten zu decken. Hinzu komme der demografische Wandel, der auch vor Krankenhäusern nicht Halt mache. Ristau ist fest davon überzeugt: "Das Kooperationsprojekt mit der RSU wird diesen beiden Problemen entgegenwirken. Wir hoffen, auf diesem Wege angehende Mediziner zu gewinnen, die im Anschluss an ihr Studium die ambulante und stationäre Versorgung in der Region stützen können."

Kooperation zwischen Uni Riga und Elbe Kliniken wird konkret

Treibende politische Kraft bei Umsetzung des Projektes war Stades Landrat Kai Seefried. Der Landrat, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Elbe Kliniken ist, hob in seinen Begrüßungsworten anlässlich des Festaktes ebenfalls die Bedeutung dieser europäischen Kooperation hervor. Hier werde "ein starkes Zeichen für die internationale Zusammenarbeit in der Bildung" gesetzt. Seitens der Elbe Kliniken ist der Chefarzt Prof. Dr. Holger Schmidt maßgeblich an der Planung und Realisierung der Kooperationsvereinbarung beteiligt gewesen. Schmidt betreut die Medizinstudenten im sogenannten "Praktischen Jahr" (PJ), das den letzten Abschnitt des Studiums umfasst.

"Wenn der Kreistag nicht einstimmig beschlossen hätte, die Kooperation zwischen der Universität Riga und den Elbe-Kliniken im laufenden Betrieb sowie auch mit Baumaßnahmen zu unterstützen, könnten wir heute nicht hier sein. Und das ist für den Kreistag eine sogenannte „freiwillige Leistung“, es ist eben keine Pflichtaufgabe. Aber es zeigt das Bewusstsein des Kreistages für die hohe Bedeutung der
Gesundheitsversorgung und natürlich auch unserer Klinik.
Hierfür Millionenbeträge für den laufenden Betrieb und den geplanten Neubau eines Gesundheits-Campus mit universitären Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, ist aber alles andere als selbstverständlich. Ich danke dem Kreistag sehr für diese Unterstützung."
Landrat Kai Seefried

Prof. Dr. Holger Schmidt ist bei den Elbe Klinken geistiger Vater des Projektes | Foto: jd
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Neue Perspektiven für die Studenten

Schmidt wies auf die Vorteile hin, die sich aus einer solchen Zusammenarbeit ergeben: "Die Errichtung der Zweigstelle der RSU hier am Elbe Klinikum Stade ermöglicht es uns, jungen Medizinerinnen und Medizinern eine praxisnahe Ausbildung auf hohem Niveau zu bieten." Auch Uni-Rektor Professor Pētersons hob die Vorteile hervor: „Diese Zusammenarbeit eröffnet unseren Studierenden völlig neue Perspektiven. Sie erhalten die Möglichkeit, in einem internationalen Umfeld zu lernen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die ihre berufliche Entwicklung maßgeblich prägen werden.“

Der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri unterstrich die enge Verbindung zwischen Riga und Stade: „Diese Kooperation ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie wir gemeinsam die Gesundheitsversorgung verbessern können. Unsere Studierenden werden vom Unterricht in Stade in deren Muttersprache profitieren und dieses Wissen in ihrer medizinischen Laufbahn weitertragen. Für Lettland und insbesondere die Riga-Stradins-Universität ist die Kooperation historisch.“ Der Gesundheitsminister bedankte sich für diesen besonderen und inspirierenden Moment im Beisein vieler an der Kooperation beteiligter Personen.

Medizin-Studium in Stade: Großes Interesse bei Studenten

Die RSU hat sich einen Namen mit ihrem internationalen Programm gemacht. Ein Viertel aller RSU-Studierenden kommt nicht aus Lettland, sondern aus vielen europäischen Ländern, davon mehrheitlich aus Deutschland. Dies trifft insbesondere auf den Medizinzweig zu. Ein Großteil der Studierenden an der Stradins Universität im Fach Humanmedizin sind Deutsche, die hierzulande wegen des Numerus clausus keinen Studienplatz bekommen haben. "Viele Studierende haben den Wunsch, nach ihrem Studium im Ausland in ihr Heimatland zurückzukehren und dort ihre weitere berufliche Laufbahn zu verfolgen", erläutert Professor Schmidt.

Stades Landrat Kai Seefried bedankte sich bei den Politikern des Kreistages dafür, dass sie einstimmig für die Kooperation zwischen der Universität Riga und den Elbe Kliniken votiert haben | Foto: jd
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Medizinischer Campus soll errichtet werden

Die Räumlichkeiten der RSU-Zweigstelle befinden sich auf dem Gelände des Elbe Klinikums Stade. Bislang gibt es zwei Seminarräume, ein Sekretariat, eine Kaffeeküche sowie einen Aufenthaltsraum, in dem die Studierenden sich zum Lernen zurückziehen können. Die Räumlichkeiten sollen aber deutlich erweitert werden: Geplant ist, dass die Zweigstelle der RSU in einen geplanten Neubau auf dem Klinik-Gelände zieht, der dann als Medizinischer Campus auch die Medizinischen Berufsfachschulen beherbergen wird. Der Baustart ist für 2026 ins Auge gefasst.

"Wir profitieren schon jetzt davon, dass hoch motivierte und exzellent ausgebildete Muttersprachler zu uns ins Elbe Klinikum Stade kommen und die Medizin von morgen prägen werden", sagt Professor Schmidt. Die bereits 2022 gestartete Pilotphase mit einigen wenigen Studierenden habe die Erwartungen erfüllt und beide Partner darin bestärkt, eine offizielle Kooperation anzustreben. Im August haben nun jeweils eine Gruppe von Medizinstudenten aus dem siebten und neunten Semester ihr Studium an der Zweigstelle der RSU am Elbe Klinikum Stade aufgenommen.

Auszüge aus den Reden:

Stades Landrat Kai Seefried

Übersetzung des Transkriptes:

Meine Damen und Herren, heute ist ein wirklich besonderer Tag. Nach vielen Diskussionen, Abstimmungen und Verträgen wollen wir heute den offiziellen Start der Zusammenarbeit zwischen der Universität Uiga Australians und der Elevator-Klinik feiern. Heute geht es endlich los. Ich freue mich sehr. Es ist mir eine  besondere Ehre, Sie hier im Schloss Agathenburg  begrüßen zu dürfen.

Chefarzt Prof. Dr. Holger Schmidt

Übersetzung des Transkriptes:

Ich unterrichte seit langem Studierende im sechsten Jahr. Wir kennen jede wichtige medizinische Fakultät in Europa, und durch dieses Wissen wussten wir bereits, dass Riga eine ausgezeichnete Wahl für eine Zusammenarbeit ist, insbesondere mit der Gemeinschaft der deutschsprachigen Studierenden. Es war eine große Ehre, sie bei uns zu haben und ihnen in ihrer eigenen Sprache die besten Lernmöglichkeiten bieten zu können.
Von dem Moment an, als wir uns trafen, wussten wir, dass dies eine großartige Gelegenheit und eine Win-Win-Situation für die RSU und die Elbe Kliniken war, diesen Weg weiterzugehen. Schon im Sommer nach dem Kick-off-Meeting an der PFH in Stade hatten wir bereits die ersten Studierenden hier. Wir haben es schrittweise aufgebaut, langsam gelernt, aber meiner Meinung nach erfolgreich. Letztes Jahr hatten wir bereits die erste Studentengruppe, die für zwei Semester bei uns war. Den Studenten wurde der Unterrichtsstoff vermittelt, der von der RSU gefordert wurde - in der hoffentlich hervorragenden Qualität, die erwartet wird.

Der lettische Gesundheitsminister Hosams Abu Meri

Übersetzung des Transkriptes:

Wir haben den Willen, die Ausbildung fortzusetzen und an verschiedenen Forschungsprojekten teilzunehmen. Zum Beispiel haben wir an der Universität Liga Satish mehrere tausend Studierende aus EU-Ländern und aus Ländern außerhalb der EU. All diese Studierenden sind Botschafter Lettlands, egal wohin sie gehen, weil sie ihr Wissen und ihre moralischen Werte als Mediziner mitbringen.
Wir stehen unter großem Druck, da viele europäische Länder versuchen, unsere Fachkräfte abzuwerben. Dieses heutige Projekt wird die genannten Herausforderungen angehen, denn die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Lettland verbessert sich jeden Tag. Wir haben sowohl auf Bundesebene als auch auf Länderebene sehr gute Beziehungen.
Gestern war ich zum Beispiel in Hamburg und traf den Gesundheitssenator. Außerdem hatte ich ein sehr erfolgreiches und produktives Treffen mit Life Science Nord, einem großen Cluster, das mit unseren lettischen Institutionen, Universitäten und Pharmaunternehmen zusammenarbeiten kann. Wir haben viele gemeinsame Ansatzpunkte gefunden, um zu starten, zusammenzuarbeiten und eine gesunde Zukunft für unsere Bevölkerung zu sichern.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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