Dr. Thomas Bardelle ist neuer Landesarchivleiter
Er verwahrt Napoleons Unterschrift
Das Niedersächsische Landesarchiv hat in Dr. Thomas Bardelle einen neuen Leiter gefunden. Zuvor bekleidete Dr. Gudrun Fiedler das Amt für 16 Jahre. Ihr langjähriger Stellvertreter Thomas Bardelle übernahm jetzt, nachdem sie sich in den Ruhestand begab, die Leitung des Landesarchivs.
Thomas Bardelle wuchs in Göttingen auf, wo ihn schnell die Begeisterung für Geschichte packte. Nach seinem Grundstudium der Geschichte und romanischen Philologie in der Heimatstadt machte er seinen Doktor in Trier und wurde dort zum wissenschaftlichen Mitarbeiter. Im Rahmen seiner zweijährigen Ausbildung zum Archivreferendar durchlief der heute 58-Jährige Stationen in Marburg und Osnabrück. Eine glückliche Fügung, denn die Chance auf solch ein Referendariat bekommen nur wenige. Bei seiner ersten Festanstellung in Hannover war Bardelle für "Nichtstaatliches Schriftgut" zuständig. Das können etwa Archivstücke aus Vereinen, Verbänden oder Nachlässen sein, die einer Aufbewahrung würdig befunden wurden. Im Anschluss erhielt er eine Forschungsstelle in Italien, beim Deutschen historischen Institut in Rom. Dort erlebte Thomas Bardelle die Wahl von Papst Benedikt XVI hautnah mit. Im darauffolgenden Jahr 2006 bewarb er sich auf die freiwerdende Stelle in Stade und bekleidete seitdem das Amt des stellvertretenden Landesarchivleiters.
Gemeinsam mit seiner Vorgängerin Dr. Gudrun Fiedler prägte er das Landesarchiv maßgeblich. Befand sich das Archiv zuvor noch in einem viel zu kleinen 1960er-Jahre-Bau, so ist das neu entstandene Landesarchiv ein hochmoderner Gebäudekomplex, der aber weder sonderlich massiv noch steril wirkt. Bardelle setzte sich damals für die attraktive Gestaltung des Gartens ein, der mit alten Apfelsorten aus dem Alten Land, einem Bienenvolk und einem Wildblumen-Beet naturnah angelegt wurde. In der grünbewachsenen Pergola inmitten des Gartens findet man seine Verbundenheit zum Mediterranen wieder.
Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Dr. Thomas Bardelle innehat. Als Archivar entscheidet er über die Aufbewahrung historischer Dokumente - der Rest wird vernichtet. Nur etwa ein bis fünf Prozent der eingeschickten Dokumente, Urkunden und Akten werden aufbereitet, in säurefreien Umschlägen eingelagert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Leidenschaft für seinen Beruf hat der Vater eines Sohnes in all den Jahren nie verloren. Sein Schwerpunkt, die Mittelalter-Forschung, fasziniert Dr. Thomas Bardelle im besonderen Maße bis heute. "Eine originale Urkunde aus dieser Zeit in den Händen zu halten, ist beeindruckend", erzählt der neue Landesarchivleiter. Diese Begeisterung für die Archiv-Arbeit versuchte er auch schon an Grundschulkinder weiterzugeben. Im Rahmen eines Ferienprojekts führte er interessierte Kinder an den Umgang mit historischen Dokumenten heran. Für die Zukunft seines Berufszweiges sollte also gesorgt sein.
Eine Zukunft, die deutlich anders aussehen wird als der Beruf des Archivars heutzutage. "Die Zukunft liegt im Digitalen. Das verändert unser Berufsbild enorm", so Bardelle. Er erklärt, dass Dokumente bereits heute digital erfasst und archiviert werden. Auch mit der Online-Datenbank Arcinsys besteht bereits seit 2015 die Möglichkeit, den Bestand des Archivs online zu durchforsten. "Die historischen Dokumente bleiben bestehen", erklärt Dr. Tomas Bardelle, "die zukünftige Geschichte wird aber in Bits und Bytes geschrieben."
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