Ein Zeichen setzen für sexuelle Toleranz
Erster Christopher Street Day in Stade / Dragqueen Sina Valentina aus Hamburg ist mit dabei
jd. Stade. CSD goes Stade: Zum ersten Mal wird im Landkreis Stade ein Christopher Street Day ausgerichtet. Am kommenden Samstag, 29. Juni, will die "queere Community" in der Hansestadt ein Zeichen für gesellschaftliche Toleranz, sexuelle Selbstbestimmung und Anerkennung geschlechtlicher Identitäten abseits der üblichen Normen setzen. Eine schrille Parade wie etwa in Hamburg wird es bei der Premiere in der Provinz allerdings noch nicht geben. Die Aktivisten von der bunten Gemeinschaft wollen von 10 bis 14 Uhr an ihrem Stand am Rande des Pferdemarktes über sexuelle Vielfalt und unkonventionelle Lebensweisen informieren. Highlight des ersten Stader CSD, der unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Silvia Nieber steht, wird der Auftritt der bekannten Hamburger Dragqueen Sina Valentina sein.
Nieber erwartet eine interessante Veranstaltung. "Die Hansestadt Stade ist eine traditionsbewusste und dennoch moderne Stadt. Der erste CSD in Stade zeigt, dass sich Talente, Technologie und Toleranz entfalten können. Stade ist offen für unterschiedliche Lebensweisen und akzeptiert diese. Ich danke den Initiatoren für die gute Idee, den CSD in Stade durchzuführen", sagt die Bürgermeisterin.
Ausgerichtet wird die Aktion von der Stader Beratungsstelle Pro Familia, dem Verein Sociosus und der AIDS-Hilfe Hamburg, die auch bei der Organisation des CSD-Straßenfestes in der Elbmetropole beteiligt ist. Zu den Initiatoren des Stader Events, bei dem es zum Auftakt vorrangig um Aufklärung und den Abbau von Vorurteilen geht, gehört Kai Köser. Der Mitarbeiter der AIDS-Hilfe und Vize-Vorsitzender der Stader SPD hofft auf reges Interesse der Stader Bevölkerung und viele neugierige Nachfragen am Infostand. "Die Vielfalt an Geschlechtsidentitäten ist längst nicht mehr nur ein Thema für die Leute in der Großstadt." Auch im Kreis Stade gebe es mittlerweile transsexuelle Menschen, die selbstbewusst in die Öffentlichkeit treten.
Auf einen Umzug habe man beim ersten Mal bewusst verzichtet, so Köser. "Es stand im Vorfeld noch nicht fest, wer sich am Stader CSD beteiligt." Nur mit einer Handvoll Teilnehmer durch die Altstadt zu ziehen, würde sicher nicht die erhoffte Wirkung erzielen. Inzwischen stehe aber fest, dass sich auch verschiedene lokale Gruppen und politische Organisationen wie etwa die Jusos beteiligen wollen. Aufgrund des althergebrachten Stader Marktrechtes dürfe der Infostand nicht inmitten des Wochenmarktes, sondern nur an dessen Rand aufgebaut werden.
Dennoch wird der Stand sicher nicht zu übersehen sein: Für reichlich Aufmerksamkeit dürfte allein die Anwesenheit von Dragqueen Sina Valentina sorgen. "Ich freue mich auf meinen ersten Besuch in Stade und bin gespannt, wie die Menschen reagieren werden", erklärt die Transgender-Ikone gegenüber dem WOCHENBLATT. Es sei toll und wichtig, dass in der Hansestadt der erste CSD stattfinde. "Es ist mir ein Anliegen, mich nicht nur in der Kunstfigur der Dragqueen zu präsentieren, sondern auch die Transgender Community zu unterstützen. Schließlich habe ich mich selbst vor ein paar Jahren für diesen Weg entschieden und ich bin der Meinung, dass in dieser Hinsicht noch viel passieren muss."
50. Christopher Street - Jahrestag
Die Stader CSD-Premiere findet im 50. Jubiläumsjahr der sogenannten Stonewall Riots statt. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 widersetzte sich eine Gruppe homo- und transsexueller Menschen den Schikanen der New Yorker Polizei während einer der üblichen Razzien im „Stonewall Inn“ in der Christopher Street.
In Erinnerung an diese Ereignisse finden seitdem in aller Welt jährliche politische Paraden statt, die Christopher Street Days (CSD).
Rechte in der Verfassung verankern
Die Aktionen rund um den Hamburger CSD finden in diesem Jahr vom 27. Juli bis 4. August statt. Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto „Grundsätzlich gleich – für eine bessere Verfassung“. Auf der bunten CSD-Parade am Samstag, 3. August, soll gefordert werden, den Gleichheitsgrundsatz in Artikel 3 unserer Verfassung um die Merkmale sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität zu ergänzen.
Bisher sind die Rechte der Menschen der "LSBTTIQ-Community" (Lesbische, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle, Intersexuelle und Queere) nicht im Grundgesetz verankert.
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