Ex-Kirche als "Schlaraffenland"
Gerüchte und Skepsis: Spaß-Ritterbund bezieht entweihtes Gotteshaus im biederen Stade-Hagen
tp. Hagen. Es ist eines der sonderbarsten Gebäude des Landkreises Stade: Die neue Burg der "Schlaraffen". Mitten im biederen Stader-Hagen, zwischen Einfamilienhäusern mit gepflegten Vorgärten, hat der Verein "Schlaraffia am Elbgestade" sein neues Domizil bezogen. Der 38 Kopf starke Männerclub, der das Rittertum in persiflierter Form pflegt, ist in die entwidmete Neuapostolische Kirche an der Brandenburger Straße 46 gezogen.
Der Kauf des leerstehenden Gotteshauses (Baujahr 1981), das jetzt "Swingeburg" heißt, wurde durch die großzügige Spende eines "Schlaraffen" möglich. Seitdem die Spaß-Ritter, Knappen und Junker vor einigen Monaten mit den Umbauarbeiten begonnen haben, beäugt man die Aktivitäten in der entweihten Kirche mit Skepsis und Neugier.
Rittertafeln wurden aufgehängt, ein Thron und Schwerter aufgestellt, die Wände des 80 Quadratmeter großen, bunt verglasten Sakralbaus mit Wappen und Bildern geschmückt. Von Oktober bis Ende April halten die Stader "Schlaraffen" einmal wöchentlich ihre sogenannten "Sippungen" ab. Die Sitzungen mit launigen Reden, Lesungen und Musik erinnern an Karnevalssitzungen. Die Kostüme der Ritter, die Namen wie "Speelmann" und "Carminus" tragen, ähneln Narrengewändern.
Gäste sind zwar willkommen, allerdings nur mit Anmeldung.
„Im Dorf hat die Angelegenheit für Gesprächsstoff und Gerüchte gesorgt“, sagt Herbert Welskop (73), Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Hagen, bei einem Pressegespräch mit den "Schlaraffen" Heino Klemenz (66), Jörn Freyenhagen (62) und Ulf Kenklies (72). Herbert Welskop lud die "Schlaraffen" zum Dorfgemeinschaftsfest am Samstag, 5. Oktober ein. Doch die Ritter reagierten mit einer Absage, denn am selben Tag wird die "Burg" eingeweiht.
Spätestens dann wird auch der neue Außenschmuck des Gebäudes angebracht sein: ein buntes Schild, das ein blinzelndes Uhu-Auge zeigt. Ein Kruzifix, das zuvor den Giebel zierte, wurde entfernt.
• Das Gebäude kann für Feiern gemietet werden. Auch planen die "Schlaraffen" eine öffentliche Kleinkunstbühne.
• Das bisherige Domizil der "Schlaraffen" war ein Gewölbekeller am Cosmae-Kirchhof.
• Die Vereinigung zur Pflege von Kunst, Humor und Freundschaft "Schlaraffia" wurde 1859 in Prag gegründet. Der mittelhochdeutsche Begriff "Schlaraffe" („Slur-Affe“) bedeutet sorgloser Genießer.
• www.am-elbgestade-404.de
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.