Netzwerk gegen häusliche Gewalt im Landkreis Stade
Frauen wollen gewalttätigen Partner verlassen, finden aber keine Wohnung
Das Thema Gewalt in der Partnerschaft muss immer wieder in die Öffentlichkeit getragen werden. Darüber waren sich die mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des "Netzwerkes gegen häusliche Gewalt im Landkreis Stade" bei ihrem diesjährigen Treffen einig.
Die Mitglieder des Netzwerkes wollen das öffentliche Bewusstsein für die Problematik schärfen - u.a. durch Aktionen und Projekte, wie beispielsweise die "Orange Days" Ende November. "Wir möchten für häusliche Gewalt sensibilisieren, aufklären und Betroffene ermutigen, sich Hilfe zu holen", sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade, Elena Knoop. An dem Treffen nahmen u.a. die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen im Landkreis Stade sowie Vertreterinnen und Vertreter der AWO-Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS), des Stader Frauenhauses, der Polizei, der Jugendämter und der Justiz teil.
Beratungsstelle kümmerte sich 2023 um 522 Fälle häuslicher Gewalt
Wie präsent häusliche Gewalt auch im Landkreis Stade ist, zeigten die Zahlen der BISS, die im vergangenen Jahr 522 Fälle bearbeitete. In 86 Prozent der Fälle waren die Täter männlich. Insgesamt 460 Beratungsgespräche wurden geführt. Es waren 565 Kinder betroffen, die Augenzeugen der häuslichen Gewaltausbrüche waren. Eine große Herausforderung bei der Beratungsarbeit sei, geeignete Wohnungen für Frauen zu finden, die ihren gewalttätigen Partner verlassen wollen, berichtete BISS-Leiterin Renate Winkel: „Die Frauen wollen sich trennen, finden aber keine neue Wohnung.“ Mitunter würden Opfer zu Hause bei den Tätern bleiben, um nicht in die Obdachlosigkeit zu rutschen.
Einen geschützten Wohnraum bietet das Stader Frauenhaus. Allerdings sei auch dort der Platz begrenzt, so dessen Leiterin Hanne Rathjens: „Im vergangenen Jahr betrug die Auslastung knapp 96 Prozent und damit im vierten Jahr in Folge mehr als 90 Prozent.“ Abhilfe soll das neue Schutz- und Beratungszentrum für Frauen schaffen, das in einigen Wochen eröffnet wird. Wohnungsnot dürfe kein Grund sein, bei einem gewalttätigen Partner zu bleiben, betonte Rathjens.
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