Freundin muss drei Jahre warten
Drei Jahre und einen Tag in der Ferne: Wandergesellen machten Station in Stade
tp. Stade. "Wunderschönes altes Fachwerk - aber teuer zu restaurieren". So lautet das Urteil von vier fremden Wandergesellen, die in der vergangenen Woche in Stade Station machten.
Die Jung-Zimmermänner Robert Rheinschmitt (24) aus Mecklenburg-Vorpommern, Fabian Frei (20) und Ivo Senti (20), beide aus der Schweiz, sowie Johann Stader (21) aus Bayern hatten sich kürzlich in Halle an der Saale getroffen und beschlossen, einen Teil ihrer abenteuerlichen und lehrreichen Wanderung gemeinsam zu gehen. In Stade hielten sie an der Berufsschule einen Vortrag über die seit dem Mittelalter gepflegten Sitten der Walz, die Gesellen nach dem Abschluss ihrer Ausbildung für mindestens drei Jahre und einen Tag in fremde Orte führt. "Wir wandern wie vor 850 Jahren", sagt Robert Rheinschmitt. Er ist stolz darauf, die rauen und einfachen Reisebedingungen streng einzuhalten: Wandergesellen tagen im Sommer wie Winter zünftige Kluft mit Hut, langer Schlaghose und dazu ihren Heimatort nicht betreten und sich nur zu Fuß oder per Anhalter fortbewegen. Bus und Bahn sind erlaubt, aber verpönt.
Ihr Hab und Gut - von der Unterhose bis zur Axt - verstauen Robert, Fabian, Ivo und Johann im traditionellen Tragetuch "Charlottenburger". Ein Handy gehört übrigens nicht in den Gepäckbeutel - hart für Ivo: Er hat eine Freundin. Den Kontakt zu ihr hält er ausschließlich mit Briefen.
Pflicht beim Stade-Besuch war die Besichtigung der Altstadt mit den Mittelalterkirchen St. Cosmae und St. Wilhadi, dem historischen Johanniskloster und den schmucken Kaufmannshäusern mit ihren kunstvollen Fachwerkfassaden. Schon nach zwei Tagen zog des das Tippel-Quartett wieder an einen anderen Ort: Mit der Elbfähre in Wischhafen setzte die Gruppe nach Schleswig-Holstein über. Weiter geht es dann nach Österreich. Und im Sommer ist Norwegen das Ziel: Dort wollen die vier lernen, wie man Blockhäuser baut.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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