Frühlingsgefühle im Januar

"Kaum Nachfrage nach warmen Winterjacken": Rüdiger Müller vom "Hanseladen" in Stade
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Plusgrade lassen Knospen sprießen / Dicke Kleidung wird zum Ladenhüter

(tp). Ja, ist den schon Frühling? Auf den Feldern sprießt das Getreide, morgens ertönt der Balzgesang der Vögel, und in den Bekleidungsgeschäften wird die Winterware zum Ladenhüter. Nach Prognosen der Meteorologen sollte in diesem Jahr ein strenger Winter über Deutschland hereinbrechen. Doch von Eis und Schnee bislang keine Spur. Grund für die außergewöhnlich milde Witterung sind Tiefs, die warme Luft vom Atlantik nach Deutschland brachten.
Im Kreis Stade hält der Lenz Einzug. In der Stader Altstadt etwa ragen die zarten Triebe der Osterglocken aus den Blumenkästen, und in den Parks sprießen die Knospen der Rhododendren.
Auf den Äckern der Stader Geest bildet das Wintergetreide einen zartgrünen Teppich. "Uns Bauern freut der milde Winter", sagt Kreis-Landwirt Johann Knabbe (55) aus Fredenbeck. Anhaltende Temperaturen um sieben Grad plus haben den im Herbst gesäten Roggen und Weizen einen Wachstumsschub beschert. "Die Pflänzchen haben das Drei-Blatt-Stadium überschritten", so Knabbe. In dieser Phase haben die Korn-Sorten bereits ein ausgeprägtes Wurzelwerk. Gräser auf den Wiesen und Weiden betreiben Photosynthese und binden früh im Jahr Nährstoffe aus dem Boden. Für den Fall eines baldigen Wintereinbruchs hofft Johann Knabbe auf ein sanftes Abfallen der Quecksilbersäule. Denn extreme Temperaturstürze können die Pflanzen schädigen.
Laut Rüdiger Ramm (41) vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Kehdingen regen sich bei den ersten Singvögeln die Frühlingsefühle. "Die Kohlmeise hat mindestens sechs Wochen früher als üblich mit den Balzgverhalten begonnen", so Ramm. Und Buchfinken würden für die bevorstehende Brut- und Paarungszeit ihr Revier abstecken.
Negativ hingegen wirkt sich die frühlingshafte Witterung auf den Bekleidungseinzelhandel aus: Im "Hanseladen" in der Stader Altstadt bleiben die dicken Jacken hängen. Inhaber Rüdiger Müller (55): "Der Kunde weiß nicht, wohin die Reise geht. Trotz starker Preisreduzierung gehen Winterjacken und Co. nicht gut." Müller steht bereits mit einem Bein in der neuen Saison: Rund 70 Prozent des Sortiments ist Frühjahrsware.
• Unterdessen warnen Ärzte die Allergiker: In den nächsten Tagen könnten die ersten Pollen fliegen.

"Kaum Nachfrage nach warmen Winterjacken": Rüdiger Müller vom "Hanseladen" in Stade
Die Knospen der Osterglocken ragen aus dem Erdboden
Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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