Selbstversuch von WOCHENBLATT-Redaktionsleiter
Geschirrspüler mit 15-Euro-Ersatzteil repariert
Reparieren statt wegwerfen: Ein tolles Motto, findet WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Jörg Dammann. Doch lässt es sich auch so gut umsetzen, wie es klingt? Er machte die Probe aufs Exempel. Einen Kandidaten für seinen Selbstversuch im eigenen Haushalt hatte er schnell gefunden. Der mäßig begabte Hobby-Heimwerker nahm sich den heimischen Geschirrspüler vor. Hier sein Erfahrungsbericht:
"Error" auf dem Display
"Repaircafés sind eine prima Sache. Defekte Haartrockner, Toaster oder Radios bekommen dort ein neues Leben eingehaucht. Was ist aber, wenn das Hausgerät zu groß und zu sperrig ist, um es mal eben vorbeizubringen? Ich meine damit unseren Geschirrspüler, der nach nicht einmal fünf Jahren Betrieb plötzlich über Nacht streikte. 'Error' stand auf dem Display, das zusätzlich einen Fehlercode ausgab. Laut Handbuch soll man bei dieser Fehlermeldung den Kundendienst rufen. Ich rechnete im Kopf zusammen: Anfahrtspauschale, Stundenlohn usw. Diese Kosten hätten sich unter dem Strich wohl kaum noch gelohnt. Für mich stand fest: wirtschaftlicher Totalschaden.
Wasser unter dem Gerät
Ich war schon dabei, im Internet Tests von geeigneten Ersatzgeräten abzurufen. Da kam mir der Gedanke, mal online nach der Bedeutung des Fehlercodes zu recherchieren. Tatsächlich wurde ich fündig. Das beschriebene Problem trat auch bei unserem Geschirrspüler auf: Unter dem Gerät hatte sich Wasser gesammelt. Dann sorgt ein kleiner Schwimmer dafür, dass das Spülprogramm stoppt. Nachdem ich die Verkleidung abgebaut, einen langen Arm gemacht und mittels eines Schlauches das Wasser entfernt hatte, lief der Geschirrspüler wieder. Ich war mächtig stolz.
Dichtungsgummi als Übeltäter
Doch zu früh gefreut. Nach knapp drei Wochen trat das Problem wieder auf. Also noch einmal das gleiche Prozedere von vorn. Wieder ging es eine kurze Zeit gut, dann erschien erneut die verhängnisvolle Fehlermeldung auf dem Display. Mir war jetzt klar: Symptom-Bekämpfung reicht nicht aus. Ich musste nach der Ursache für das Leck forschen. Wieder half die Internet-Recherche: Ein Dichtungsgummi könnte womöglich der Übeltäter sein.
Ersatzteil kostet nur 15 Euro
Auf der Homepage des Herstellers hatte ich das Ersatzteil schnell gefunden. Kostenpunkt: 15 Euro. Dort stand auch eine Konstruktionszeichnung für das Gerät zum Download bereit. Die einzelnen Bauteile waren praktischerweise mit den Original-Teilenummern versehen. Wären alle Hersteller so vorbildlich bei der Bereitstellung aller notwendigen Informationen für eine Reparatur, dann hätte es der neuen EU-Regelung gar nicht bedurft.
Tür musste abgebaut werden
Bei einem Preis von 15 Euro plus ein paar Euro Versandkosten war es allemal einen Versuch wert, die Dichtung selbst einzubauen. Eine große Hilfe war dabei ein Youtube-Video. Entsprechend angeleitet, machte ich mich ans Werk. Nach einer Stunde hatte ich mithilfe meines Sohnes die Abdeckung entfernt und das Innenleben des Geschirrspülers so weit freigelegt, dass ich an die Dichtung herankam. Auch die Tür musste abgebaut werden. Austausch und Zusammenbau nahmen dann die doppelte Zeit in Anspruch. Versierten Heimwerkern würde das Ganze sicher flotter von der Hand gehen. Sicherheitshalber sei hier noch angemerkt, dass ich zuvor den Stecker gezogen und die Wasserzufuhr abgedreht habe.
Das Erfolgserlebnis war am Ende gewaltig: Der Geschirrspüler lief sofort. Und er machte seitdem auch keine Anstalten, jemals wieder zu mucken. Das ist nun schon fast ein Jahr her. Eine Anmerkung abschließend: Wäre das Gerät neuer gewesen, hätte ich es sicher in die Hände eines Fachmanns gegeben. So hatte ich aber nichts zu verlieren."
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