Beengte Wohnverhältnisse und Sprachbarrieren fördern Ausbreitung des Virus im Altländer Viertel
Häufung von Corona-Fällen in Stader Stadtviertel

Größere Wohnkomplexe - wie hier im Altländer Viertel - können die Verbreitung des Coronavirus begünstigen | Foto: tp
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jd. Stade. Die Corona-Zahlen für Stade wiesen in den vergangenen Tagen eine hohe Dynamik auf: Die Zahl der akuten Corona-Fälle ist in der Hansestadt deutlich gestiegen - innerhalb von zwei Wochen um mehr als 50 Prozent. Von den rund 180 aktuell infizierten Personen soll nach Angaben von Kreis-Sozialdezernentin Susanne Brahmst etwa ein Drittel im Altländer Viertel wohnen. Von einem Corona-Hotspot mag Brahmst in diesem Zusammenhang aber nicht sprechen. Sie verweist allerdings auf die schwierigen Rahmenbedingungen, die das dortige Infektionsgeschehen noch anfeuern könnten.

"In diesem Quartier herrschen beengte Wohnverhältnisse und es leben dort viele Großfamilien mit intensiven sozialen Kontakten untereinander", sagt Brahmst. Aufgrund dieser Gegebenheiten könne sich das Coronavirus auch leichter ausbreiten.

Dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, liegt bei Betrachtung der Zahlen auf der Hand: Im Altländer Viertel leben knapp 3.000 Menschen, darunter fast die Hälfte mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft. Legt man die Zahl der aktuell mit Corona infizierten Personen zugrunde, so ist dieser Wert im "Viertel" derzeit fast sechsmal so hoch wie im übrigen Stadtgebiet. Um es noch anschaulicher zu machen: Im Altländer Viertel kommt derzeit ein Infizierter auf 40 Bewohner, im übrigen Stadtgebiet hingegen ist lediglich einer von 240 Bewohnern infiziert.

Auch aus anderen Städten ist mittlerweile bekannt, dass sich Corona verstärkt in Stadtvierteln mit prekären Wohnverhältnissen und in Quartieren ausbreitet, in denen viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. Ein Beispiel ist Köln: So liegt der Inzidenzwert im Kölner Stadtteil Chorweiler, der als sozialer Brennpunkt gilt, über 500, während er im Stadtviertel Hahnwald, wo viele Begüterte wohnen, null beträgt.

Altländer Viertel: "Ganzes Quartier ins Abseits gestellt"

Damit der Inzidenzwert im Altländer Viertel nicht durch die Decke geht, arbeitet der Landkreis nun an einer Strategie, die Corona-Kurve dort wieder abzuflachen. "Ich habe in der vergangenen Woche mit Vertretern der Stadt zusammengesessen und über mögliche Maßnahmen gesprochen", berichtet Brahmst. Auch der neue Quartiersmanager werde einbezogen .

Wichtig sei es jetzt, im "Viertel" Aufklärungsarbeit zu leisten und die Menschen über die Verhaltensregeln im Fall einer Corona-Infektion zu informieren, so Brahmst. Das soll vor allem mittels Handzetteln geschehen, auf denen die Corona-Regeln aufgeführt sind. Zusätzliche Piktogramme machen die Hinweise noch leichter verständlich. Diese Zettel gibt es bereits in verschiedenen Sprachen, darunter Türkisch und Arabisch. Weitere Versionen auf Bulgarisch und Rumänisch sollen demnächst folgen.

"Aufklärung ist hier das A und O", meint die Sozial-Dezernentin. Sie glaube nicht, dass die Menschen bewusst Corona-Regeln oder Quarantäne-Bestimmungen ignorieren. Doch aufgrund sprachlicher Barrieren fehlten ihnen oftmals die Informationen, wie sie sich richtig zu verhalten haben. Um Verhaltensregeln bei einer angeordneten Quarantäne in der jeweiligen Muttersprache zu erläutern, werde bereits ein sogenannter Video-Dolmetscher per Internet dazugeschaltet. Doch dieses Verfahren sei auch sehr zeitaufwändig.

Sie habe der Stadt bereits vorgeschlagen, sich mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN) in Verbindung zu setzen. Die KVN könnte vielleicht Kontakt zu einem pensionierten Arzt herstellen, der die Bewohner im "Viertel" in Sachen Corona aufklärt. Solch ein "Weißkittel" besitze doch eine gewisse Autorität, sodass die Menschen seine Ansage respektieren.

Eine weitere Maßnahme zur Reduzierung der Infektionszahlen ist die Einrichtung eines Schnelltest-Zentrums direkt im Altländer Viertel. Die Teststation wird noch in dieser Woche im Stadtteilhaus "ALVI" eingerichtet.

Wuchernde Sträucher und hohes Unkraut
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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