Noch kein Angebot
Hausärzte kritisieren Corona-Impfversorgung
sb. Stade. In der Corona-Schutzverordnung ist geregelt, dass auch Personen, die in Seniorenheimen Patienten pflegen, betreuen oder behandeln, eine höhere Priorität zur Impfung eingeräumt werden soll – so auch den Personen, die mit einem sehr hohen Ansteckungsrisiko in medizinischen Bereichen tätig sind. "Den Hausärzten unserer Region ist aber bislang kein entsprechendes Impf-Angebot gemacht worden", sagt Ruben Bernau, Bezirksvorsitzender Stade des Hausärzteverbandes Niedersachsen. "Natürlich ist uns klar, dass keine Impfstoffe verteilt werden können, wenn keine da sind. Aber es würde uns schon reichen, wenn wir bei der nächsten Lieferung berücksichtigt werden", sagt der Hausarzt aus Hambergen (Landkreis Osterholz). So würden die Hausärzte auch als Ersatz einspringen, wenn Heimbewohner ungeplant zur Impfung ausfielen.
Bernau zufolge werden landesweit sechs von sieben Covid-19-Patienten von den Hausärzten versorgt, vom Abstrich bis zur Langzeitfolgenbehandlung. Gerade deshalb ist es nach Meinung des Hausarztes wichtig, dass zumindest solche Hausarzt-Praxen möglichst gut geschützt sind, die Heimbesuche durchführen oder onkologische Patienten versorgen. "Wer würde denn die Versorgung der Corona-Patienten übernehmen, wenn wir Hausärzte und die Praxisteams aufgrund einer Infektion ausfallen und die Praxis vorübergehend schließen müssten?", fragt sich der Mediziner. So befürchtet der Stader Bezirksverband der Hausärzte einen größeren gleichzeitigen Ausfall von Hausärzten, sollte es zu einer Verbreitung der ansteckenderen Virusvarianten kommen. "In diesem Fall wäre die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung, vor allem der Hochbetagten, die zu Hause gepflegt werden, massiv gefährdet", sagt Bernau.
Ein weiteres Problem sieht Bernau in der unklaren Zuständigkeit für die Festlegung der regionalen Impfreihenfolge, also wann genau in welchem Pflegeheim geimpft wird. Eine Nachfrage hierzu bei den Landräten in seinem Bezirk brachte nach Angaben des Arztes keine Klärung. Im Saarland, in Berlin, in Bremen, Bayern, Thüringen und Rheinland-Pfalz hat sich die Politik hier mit den Ärzten verständigt und sich für eine umgehende Impfung der Hausärzte ausgesprochen. "Diese Bitte habe ich auch an die in Niedersachsen politisch Verantwortlichen gerichtet. Denn wir wünschen uns, dass schnellstmöglich alle Menschen in Deutschland geimpft werden können. Solange das aber nicht gewährleistet ist, sollten alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um die grundsätzliche Gesundheitsversorgung gewährleisten zu können", meint Bernau. "Denn die Vorbildfunktion der Hausärztinnen und Hausärzte aus unserem Bezirk, die sich impfen lassen möchten, ist gerade für die unsicheren Patienten sehr wichtig. Sie ist eine Motivation."
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