WOCHENBLATT-Serie Corona-Beschäftigung

Heike Wagner aus Wischhafen strickt verrückte Socken

sla. Wischhafen. Handarbeiten war früher groß in Mode. Auch Heike Wagner hat in jungen Jahren gerne gehäkelt und gestrickt. Durch den Corona-Lockdown entdeckte sie diese einstige Vorliebe wieder. Seitdem ist Stricken ihre große Masche - und zugleich Beschäftigungstherapie und Ablenkung von Fernweh.
Als Mitarbeiterin im Natureum Niederelbe ist die ehemalige Reiseleiterin normalerweise zuständig für Veranstaltungen wie die große "Garten-Magie", die derzeit leider nicht stattfinden kann. Auch ihre ehrenamtliche Freizeitbeschäftigung im Kehdinger Küstenschifffahrts-Museum wurde durch Corona ausgebremst. Stattdessen macht Heike Wagner jetzt lange Spaziergänge am Deich in Hamelwörden, Freiburg oder Balje und beobachtet die Natur von ihrem Wintergarten in Wischhafen aus. Dabei strickt sie, was die Wolle hergibt. Zuerst waren es Tücher aus fröhlich-buntem Farbverlaufsgarn und Socken mit Musterwolle. Dann wurden ihr die vorgegebenen Farbschattierungen zu langweilig. Sie beschloss, sich ihre eigene Wollwelt zu schaffen. Große Kisten voller Wollreste, nach Farbtönen sortiert, lagern nun in ihrem Handarbeitszimmer. Je nach Lust und Laune stellt sie sich daraus eigene Farbkombinationen zusammen.
Der Lockdown und das Reiseverbot stören die einstige Globetrotterin, die neben ihrer Tätigkeit auf Kreuzfahrten auch privat zahlreiche Länder mit dem Rucksack bereiste, momentan nicht mehr. Wenn sie mit türkiser Wolle stricke, denke sie an die Südseestrände mit ihrem glasklaren Wasser. Grün erinnere sie an die tiefen Regenwälder Südamerikas, bei Weiß und Hellblau erscheinen die Eisberge der Antarktis vor ihren Augen, Pinguine rutschen die Hänge herab und stürzen sich kopfüber in das kalte Nass. Gelb und Orange bringen die Sonnenaufgänge der Karibik zurück und Rot ähnelt dem Strahlen des australischen Ayers Rock im Abendlicht.
So entstehen Strickwaren wie Tücher und Pullover in leuchtenden Farben, individuellen Verläufen, einzigartigen Wellen und Schattierungen. Ihre neue Kollektion trägt den Namen „Crazy Socks“. Unter diesem Label entstehen Strümpfe und Stulpen mit asymmetrischer Farbgebung. "Rechts ist nicht wie links, oben ist nicht wie unten. Regelmäßigkeit gibt es in unserer Gesellschaft schon genug, Abwechslung tut not und Langeweile ist tödlich", sagt Heike Wagner.
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