Feuerwehrfrau hilft im Ahrtal
Helferin aus Harsefeld: Nicht die Flutopfer vergessen
jd. Harsefeld. Beim Jahrhundert-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wurden im Juli 2021 zahlreiche Orte überflutet. Als Synonym für diese Katastrophe steht das Ahrtal. Allein dort ertranken 133 Anwohner in den Fluten. Noch immer sind überall entlang der Ahr die Spuren der Zerstörung sichtbar. An Normalität ist noch lange nicht zu denken, die Menschen benötigen weiter Hilfe. Doch es sind immer weniger freiwillige Helfer vor Ort. Zu den Ehrenamtlichen, die noch tatkräftige Hilfe leisten, gehört Nora Schmidt-Eustermann. Die Harsefelderin brach am vergangenen Wochenende zum vierten Mal in Richtung Ahrtal auf. Sie setzte sich hinter das Steuer eines 7,5-Tonners, um Hilfsgüter im Katastrophengebiet abzuliefern.
Inzwischen ist fast ein Dreivierteljahr vergangen und das Hochwasser weitgehend aus dem Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Zu Unrecht, findet Schmidt-Eustermann. Die engagierte Feuerwehrfrau, die fast jeder in Harsefeld nur unter ihrem Spitznamen Nörchen kennt, hat selbst Freunde im Ahrtal und weiß aus zahlreichen persönlichen Gesprächen, dass die Not bei vielen noch immer groß ist.
Sie opferte ihren Urlaub, um zu helfen: Staderin schaufelte an der Ahr Schlamm und Schutt
Hamburger Verein hilft
Schmidt-Eustermann selbst ist bei "Der Hafen hilft" aktiv. Der Hamburger Verein richtet soziale Projekte aus und organisiert Hilfsmaßnahmen. Im Ahrtal ist er mit einem ehrenamtlichen Helferteam vertreten. Für die Ausstattung dieses Stützpunktes hatte die taffe Feuerwehrfrau auf ihrer letzten Tour Mobiliar und dringend benötigtes Material geladen. Den Lkw stellte ihr die Firma Viebrock Trockenbau zur Verfügung. Nachdem alles abgeladen war, steuerte sie mehrere Supermärkte in der Region an, um Lebensmittelspenden einzukaufen. "In einigen Märkten gab es zunächst Schwierigkeiten, weil das Personal dachte, ich wolle wegen der Ukraine-Krise hamstern." Als sie dann erklärt habe, dass es um Hilfe für das Ahrtal gehe, habe man ihr die Waren problemlos mitgegeben.
"Besonders ältere Menschen sind nach wie vor auf die Verteilung von Nahrungsmitteln und die nötigsten Dinge zum Leben angewiesen. Viele von ihnen hausen in notdürftig hergerichteten Zimmern in ihren beschädigten Häusern - meist ohne Strom, oft auch ohne Wasser", sagt Schmidt-Eustermann. Wer nicht mobil sei, habe keine Möglichkeiten, einzukaufen. "Es gibt ja keine Läden mehr im Ahrtal." Da sei es fatal, wenn jetzt die zentralen Versorgungszelte abgebaut werden. "Dann erhalten viele Betroffene nicht mal mehr eine warme Mahlzeit am Tag." Auch die meisten Hilfsorganisationen seien inzwischen abgerückt, so dass die hauptsächliche Arbeit jetzt von privaten Initiativen geleistet werde. "Denen fehlen aber die Leute", meint die Harsefelderin. "Es fahren kaum noch Freiwillige ins Ahrtal. Es gibt nur noch wenige kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten und auch die aktuellen Spritpreise schrecken so manchen ab."
Spendenaktionen für die Opfer der Flutkatastrophe
Weitere Touren geplant
Schmidt-Eustermann hat sich fest vorgenommen, weiterzumachen: "Wenn es sein muss, mache ich mich alle drei Wochen auf den Weg ins Ahrtal." Sie ist sich sicher, zumindest in der Samtgemeinde Harsefeld noch immer genügend Spenden zusammenzubekommen. Die bisherige Unterstützung sei schon enorm gewesen - auch seitens der örtlichen Geschäftsleute. Als Beispiel nennt sie die Firma Büchel aus Ahlerstedt, die große Mengen Gewürze für die zentrale Verpflegung bereitgestellt hat. "Manchmal bekomme ich auch einen Fünfziger in die Hand gedrückt - mit den Hinweis: 'Nörchen, besorg' von dem Geld etwas für die Menschen im Ahrtal.'"
Nicht gut zu sprechen ist die Harsefelderin auf die Behörden in der Region: "Von denjenigen, mit denen ich in Kontakt stand, hat bisher kaum jemand die versprochenen Hilfsgelder ausgezahlt bekommen." Immer wieder sei ihr berichtet worden, dass die Bearbeitung der Anträge sehr schleppend verlaufe. "Das ist ein Unding. Diese deutsche Bürokratie macht mich richtig wütend." Wenn schon die staatliche Hilfe auf sich warten lasse, sei privates Engagement umso wichtiger: "Wir dürfen die Menschen dort nicht im Stich lassen."
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