Bisher vier Wölfe als Angreifer identifiziert
Hier schlug der Wolf 2023 im Kreis Stade zu
Der Wolf und kein Ende: In den vergangenen Tagen und Wochen überschlugen sich die Meldungen. Hier ein erneuter Riss von Nutztieren, dort eine weitere Wolfssichtung. In den betroffenen Regionen sind nicht nur die Weidetierhalter, sondern die Bewohner allgemein in Sorge. Anlass genug für die Politik vor Ort, das Thema schnell aufzugreifen. So verabschiedete der Stader Kreistag eine Resolution, in der eine Lockerung der strengen Schutzbestimmungen gefordert wird. Zu einem politischen Pingpong hat sich das Geplänkel in Sachen Wolf zwischen Stades Landrat Kai Seefried (CDU) und Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) entwickelt: Der Landrat wiederholt nach jedem Wolfsriss seine Forderung nach einer Abschussgenehmigung und der Minister weist diese Forderung jedes Mal unter Bezug auf rechtliche Vorgaben zurück. Doch wie ist überhaupt der Sachstand beim Thema Wolf im Landkreis Stade?
Im gesamten Kreisgebiet wurden in diesem Jahr bisher sieben Attacken auf Nutztiere verzeichnet, bei denen der Wolf eindeutig als Verursacher nachgewiesen wurde. Die Wolfsrisse ereigneten sich allesamt im Nordkreis.
Amtlich festgestellte Wolfsrisse in diesem Jahr
Im gesamten Kreisgebiet wurden in diesem Jahr bisher sieben Attacken auf Nutztiere verzeichnet, bei denen der Wolf eindeutig als Verursacher nachgewiesen wurde. Die Wolfsrisse ereigneten sich allesamt im Nordkreis. Folgende Nutztierschäden im Kreis Stade sind im Jahr 2023 seitens des Landes bisher offiziell registriert:
- 23. Januar: Balje (Schafe: sieben Tiere tot, sechs verletzt, zwei verschollen), Verursacher: Fähe GW3167f
- 19. März: Oederquart (Schafe: drei Tiere tot, zwei verletzt), Verursacher: Fähe GW3024f (das Tier wurde bereits bei drei Wolfsrissen im Spätherbst 2022 mit insgesamt 19 toten Schafen nachgewiesen - u.a. in Hamelwördener Moor und in Großenwörden)
- 4. Mai: Großenwörden (Schafe: fünf Tiere tot, vier verletzt): Verursacher: unbekannter Wolf
- 10. Juli: Drochtersen-Hüll (Rind: ein totes Tier), Verursacher: unbekannter Wolf
- 26. August: Estorf-Gräpel (Schafe: 55 Tiere tot, 30 verletzt), Verursacher: Wolfsrüde GW1582m
- 12. September: Großenwörden (Schafe: vier Tiere tot, eins verletzt), Verursacher: Fähe GW3647f
- 19. September: Stade-Wiepenkathen (Rinder: zwei Tiere tot), Verursacher: Wolfsrüde GW1582m
Hinzu kamen im September zwei Attacken gleich hinter der Kreisgrenze:
- 12. September: Nieder Ochtenhausen (Schafe: fünf tote Tiere, vier verletzt, fünf verschollen), Verursacher: Fähe GW3647f
- 28. September: Schüttdamm-Isensee (Rind: ein totes Tier): Verursacher: noch kein Ergebnis
Das bedeutet, dass ein Großteil der Wolfsrisse in diesem Jahr bisher vier Wölfen zugeordnet werden konnten - drei Fähen und einem Rüden, wobei dieser mit Abstand den größten Nutztierschaden angerichtet hat. Bis auf Stade-Wiepenkathen erfolgten die Wolfsrisse allesamt in den Oste-Niederungen oder in der Kehdinger Marsch. Als Rückzugsgebiete für die Wölfe werden die schwer zugänglichen Moore vermutet, die zudem noch unter Naturschutz stehen, sodass die Tiere kaum durch Menschen gestört werden.
Rudel im Hohen Moor mit den Elterntieren GW1582m und GW1571f
Ein solches Moorgebiet wird auch von offizieller Seite als Territorium des ersten amtlich festgestellten Wolfsrudels im Kreis Stade ausgemacht: "Es gibt nach jetzigem Stand ein Rudel Stade (gemeint ist das sogenannte Oldendorfer Rudel) mit den Elterntieren GW1571f und GW1582m", erklärt der Vize-Pressesprecher des Umweltministeriums, Matthias Eichler, gegenüber dem WOCHENBLATT. Dazu gebe es den nachgewiesenen, genetisch „passenden“ Welpen GW3648m. Laut Wolfsmonitoring sollen es insgesamt fünf Welpen sein. "Räumlich ist dieses Rudel im Raum Hohes Moor zu verorten", so Eichler. Dabei handele es sich sehr wahrscheinlich um das Rudel, welches vor Ort schon seit Längerem bekannt sei. Wie berichtet, kritisiert das Ministerium, dass die örtlichen Jäger ihre Informationen über die Existenz eines Rudels nicht weitergegeben haben.
Gibt es ein weiteres Wolfsrudel in Kehdingen?
Inzwischen wird über ein zweites Wolfsrudel im Kreis Stade spekuliert. Wiederholt soll es in den vergangenen Wochen Wolfssichtungen im Bereich des Kehdinger Moorgürtels gegeben haben. Als weiterer Beweis dienen wackelige Videoaufnahmen von zwei Wölfen, die ein Jäger mit einer Wärmebildkamera in der vergangenen Woche im Raum Drochtersen aufgenommen hat. Außerdem ist ein sehr stattlicher Wolf im Moor westlich von Drochtersen in eine Kamerafalle getappt. Das Foto aus der Wildtierkamera zeigt ein sehr großes und kräftiges Exemplar. Auch wenn sich die Jäger sicher sind: Für das Land ist das (noch) nicht ausreichend, um offiziell die Existenz eines zweiten Wolfsrudels im Landkreis zu bestätigen.
Bei den DNA-Analysen zu den oben aufgelisteten Wolfsrissen steht bisher nur noch das Ergebnis aus Schüttdamm-Isensee aus. Dort wurde Ende September kurz hinter der Kreisgrenze zu Cuxhaven ein Rind gerissen. Die Sichtung durch die Rissbegutachter hatten bereits ergeben, dass die Verletzungen von einem Wolf herrühren.
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