Im Archiv werden hunderttausende Fotos aus alten Zeiten verwahrt
Historische Fotos im Stadtarchiv: Als Stade noch schwarz-weiß war
jd. Stade. Kinder, wie die Zeit vergeht: Das denkt man sich beim Betrachten der Motive des historischen Stade-Kalenders 2021, der vor Kurzem erschienen ist. Der von der Kalender-Manufaktur (www.historische-kalender.de) in Kooperation mit dem Stadtarchiv erstellte Kalender lässt den Betrachter in längst vergangene Tage eintauchen. Es ist fast schon eine kleine Tradition, dass ein FSJler der Jugendbauhütte Stade die Bilder für die zwölf Kalenderblätter auswählt. In diesem Jahr suchte Ramatoulaye Ndione die Fotos aus. Sie entschied sich für Motive aus den siebziger Jahren. Wer sich für Aufnahmen aus der Hansestadt von anno dazumal interessiert, sollte unbedingt dem Stadtarchiv einen Besuch abstatten. Leiterin Dr. Christina Deggim schätzt, dass ihr Archiv über rund eine halbe Million Aufnahmen verfügt, darunter unzählige Bilder aus Sammlungen Stader Fotografen.
Einer davon ist Viktor Rihsé. Der im Jahr 1991 verstorbene Stader Bildjournalist hat gemeinsam mit seiner Frau Sonja, die ebenfalls als Fotografin gearbeitet hat und 2014 verstarb, rund 125.000 Bilder hinterlassen. Das umfangreiche Lebenswerk des Fotografen-Ehepaares wurde vor rund acht Jahren vom Stader Stadtarchiv erworben.
"Das sind aber längst nicht alles Aufnahmen aus unserer Stadt", sagt Deggim. Die Rihsés waren auch viel im Ausland unterwegs, machten u.a. Fotoreportagen für Reisemagazine. Aus Aufnahmen ihrer Stader Heimat erstellte das Paar Fotobücher, die sicher noch so manches Bücherregal in der Hansestadt zieren. Beliebt war beispielsweise der Bildband "Farbiges Stade", der immer wieder neu aufgelegt wurde.
Die Aufnahmen im neuen Kalender stammen allesamt vom Ehepaar Rihsé. Dort werden gerade ältere Stader vieles Vertraute wiedererkennen, auch wenn sich einiges gewandelt hat. Ein Beispiel: Das Februar-Blatt zeigt den ehemaligen Bahnübergang neben dem Stader Bahnhof. Wer von der Harsefelder Straße aus in Richtung Innenstadt fuhr, musste den Übergang passieren und oft geduldig warten, wenn die Schranken heruntergelassen waren. Vor rund 40 Jahren hatte der Bahnübergang dann ausgedient, der Autoverkehr floss über die 1979 fertiggestellte Hansebrücke und für die Fußgänger wurde dort, wo sich zuvor die Schranken senkten und hoben, eine Unterführung geschaffen.
Um den Wandel zu verdeutlichen, hat das WOCHENBLATT das Motiv aus der gleichen Perspektive noch einmal geknipst - vom zweiten Stock des Regierungsgebäudes. In dieser Etage ist jetzt die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr untergebracht. Einer der Mitarbeiter öffnete dankenswerterweise sein Bürofenster.
Solche Gestern-und-heute-Aufnahmen ließen sich von vielen Ecken in Stade erstellen. Im Stadtarchiv schlummern jede Menge fotografische Schätze. So veranlasste beispielsweise Bernhard Wirtgen, Deggims Vor-Vorgänger, dass die gesamte Stader Altstadt durchgängig abgelichtet wurde. Diese Fotoserie aus den 1960er Jahren ist ebenso wie Aufnahmen aus privaten Quellen Bestandteil einer vom Archiv angelegten speziellen Sammlung mit Stade-Bildern.
"Diese Sammlung wird auch gern genutzt", berichtet Deggim. Es kämen zum Beispiel Hauskäufer, die wissen möchten, wie das betreffende Gebäude früher ausgesehen habe, oder auch Architekten, die bestimmte Elemente eines Hauses oder bauliche Details auf Basis der alten Bilder wiederherstellen wollen.
Das Archiv steht aber auch allen offen, die sich einfach nur an den historischen Motiven erfreuen wollen. Fotos können auf Wunsch gegen einen Obolus digitalisiert werden. Wer im Archiv stöbern möchte, zahlt eine Tagesgebühr von zehn Euro.
Deggim weist darauf hin, dass wegen der Corona-Beschränkungen zwingend eine telefonische Voranmeldung erforderlich ist.
Stadtarchiv Stade, Johannisstraße 5
Tel. 04141 - 401460
stadtarchiv@stadt-stade.de
Öffnungszeiten:
dienstags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr
zusätzlich: dienstags von 13.30 bis 15.30 Uhr
und donnerstags von 13.30 bis 17.30 Uhr
• Das Stadtarchiv hat jetzt auch den kompletten Bestand der sogenannte Predigerbibliothek erfasst. Mehr dazu lesen Sie in der nächsten Mittwochsausgabe des WOCHENBLATT.
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