Diebe bestehlen Waldkindergarten
Holz wird das neue Klopapier
Die Energiekrise dürfte uns wohl alle an den Rand der Verzweiflung bringen, doch das ist einfach nur unverschämt: 30 Holzklötze wurden vor Kurzem dem Waldkindergarten in Stade gestohlen. Ein Jahr lang sammelten die Erzieher und Kinder die großen Klötze mühsam in Absprache mit dem Eigentümer aus dem gepachteten Waldgrundstück zusammen und nutzten sie zum Werken, Klettern und als Sitzplätze. Als die Kinder dann nach dem letzten Augustwochenende in den Waldkindergarten zurückkehrten, waren die Holzklötze spurlos verschwunden. Alle 30 Stück.
"Die Größten dürften um die 80 Zentimeter hoch gewesen sein und waren schwer", sagt Erzieher Norman Rode. "Da wird jemand mit einem Anhänger bis an den Eingang gefahren sein, um das Holz abzutransportieren." Der Waldkindergarten hat nun Anzeige gegen unbekannt erstattet. Doch die Erfolgsaussichten sind gering.
Auch bei den Niedersächsischen Landesforsten würden in letzter Zeit häufiger Fälle von Holzdiebstahl bekannt. "Brennholz ist das neue Klopapier", sagt Knut Sierk von den Niedersächsischen Landesforsten. "Alle hamstern jetzt und da kommt es auch vermehrt zu Gelegenheitsdiebstählen." Die habe es zwar schon früher gegeben, aber in Anbetracht der Energiekrise würden sich die Förster schon Sorgen machen, dass diese Fälle zunehmen.
Gelegenheitsdiebstähle, das betrifft nach Sierks Erfahrung meist das kurzgeschnittene Brennholz. Diebe, die an einem solchen Stapel vorbeikommen und in Versuchung geraten, kommen dann oft spätabends mit einem Anhänger zurück. Deshalb lasse das Forstamt Brennholz in der Regel mindestens drei Meter lang. "Das hält die Diebe für gewöhnlich fern", sagt Sierk. "Und auch eine Motorsäge bringt niemand mit. Sobald jemand im Wald eine Motorsäge anschmeißt, steht der zuständige Förster auf der Matte. Der weiß ganz genau, wann in seinem Wald wo gesägt wird."
Trotzdem werden die Forstämter nun wieder verstärkt kontrollieren. Dabei helfen ihnen auch Peilsender, die sie an den Stämmen anbringen können und die sich bei Bewegung aktivieren. "So können wir genau nachvollziehen, wann das Holz beim Kunden ankommt oder ob es sich in die falsche Richtung bewegt", sagt Sierk.
Auch wenn die Nachfrage nach Brennholz stark gestiegen ist, mehr Holz werden die Förster deswegen nicht verarbeiten: "Wir wollen die Wälder auch weiterhin nachhaltig bewirtschaften", sagt Sierk. "Das meiste wird ohnehin zu Baustoffen oder für Möbel verarbeitet. Brennholz ist da nur ein Nebenprodukt." Ohnehin gehe es den Wäldern aktuell nicht gut. Wegen der Sturmschäden mussten die Förster in diesem Jahr viele umgestürzte Fichten aus den Wäldern entfernen, aus Angst vor einer Massenvermehrung des Borkenkäfers. In Kombination mit der wochenlangen Trockenheit habe sich der Schädling dennoch ausgebreitet. Sierk hofft, dass sich der Wald im kommenden Frühjahr erholt.
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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