Im Alter selbstbestimmt: Seniorenhaus-Bewohner kochen ihr eigenes Süppchen
lt. Horneburg. Sieben Frauen sitzen um einen großen Tisch herum, alle tragen durchsichtige Handschuhe und zupfen schwarze Fliederbeeren von kleinen Zweigen ab. Die Früchte landen in einem großen Topf und werden zu Fliederbeersuppe verarbeitet. "So wie wir es von früher kennen", ist die einstimmige Antwort der Seniorinnen, die fast den ganzen Vormittag mit den Vorbereitungen für ihr Mittagessen beschäftigt sind.
Die beschriebene Szene hat sich in einer Hausgemeinschaft des Seniorenhauses in Horneburg abgespielt. Hier leben in insgesamt vier Hausgemeinschaften bis zu 15 Männer und Frauen zusammen. Sie alle können und sollen sich - je nach ihren Möglichkeiten - in den Alltag einbringen und beim Kochen, Putzen oder Wäsche zusammenlegen helfen.
Einer der ersten Bewohner des vor rund einem Jahr komplett fertig gestellten Seniorenhauses ist Hans Dietrich Schalinski (69). Der Mann aus Dollern überlässt die Küchenarbeit zwar lieber seinen Mitbewohnerinnen, er kann dem Konzept des selbstbestimmten Zusammenlebens aber trotzdem viel abgewinnen. "Die Stimmung hier ist gut und der Kaffee schmeckt auch besser in Gesellschaft", sagt Schalinski. "Außerdem kann ich im Innenhof rauchen, wann ich will", fügt er verschmitzt lächelnd hinzu.
Angst vor dem Umzug aus den eigenen vier Wänden ins Seniorenheim hatte der Senior nicht. Zuhause sei er nach dem Tod seiner Frau meistens alleine gewesen. Das sei nun anders.
Ähnlich sieht das auch Annemarie Falk (84), die vor rund sechs Wochen von Jork-Borstel ins Horneburger Seniorenhaus gezogen ist. "Hier findet man schnell Anschluss und das Essen schmeckt aus einem großen Topf einfach besser", sagt die kontaktfreudige Seniorin. Wenn es ihrem Arm besser geht, will sie auch beim Kochen helfen. Schließlich hat sie jahrelang sechs Kinder bekocht und später auch noch zwei ihrer zahlreichen Enkelkinder mit ihrer Hausmannskost "groß gemacht".
Und in ihrem letzten Lebensabschnitt hat Annemarie Falk sogar noch ein ganz neues Hobby für sich entdeckt. Einmal die Woche nimmt die Seniorin an einem Malkursus teil. In ihrem Zimmer haben sich schon viele bunte Kunstwerke angesammelt.
In der Zwischenzeit ist die Fliederbeersuppe unter der Aufsicht von Hauswirtschafterin Silvia Schönmann fertig. Die Männer aus der Hausgemeinschaft spenden Applaus für den leckeren Schmaus. "Jetzt fehlt nur noch ein Fliederbeerschnaps", sagt eine Seniorin und lacht.
• Die Idee zum Bau eines Seniorenhauses in Horneburg stammt von dem Horneburger Immobilienentwickler Martin Adebahr, der auch den Seniorenverein "Methusalem" mit ins Boot holte. Grundlage ist das SELA-Seniorenhauskonzept. SELA steht für „selbstbestimmtes Leben im Alter“ und ist eine eingetragene Marke für ein Gebäude- und Pflegekonzept.
Träger des Seniorenhauses Horneburg ist die gleichnamige Genossenschaft.
Neben der vollstationären Pflege bietet das Seniorenhaus Horneburg auch Tagespflege, Kurzzeit- und Verhinderungspflege an.
Im Obergeschoss des Seniorenhauses gibt es außerdem 26 Eigentums-Wohnungen, die derzeit alle belegt sind.
Redakteur:Lena Stehr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.