Alte Festung bietet schaurig-schönes Ambiente
In Stade den Tod entdecken

Leichenwagen in der Festung Grauerort: So werden Besucher auf ein düsteres Thema eingestimmt   | Foto: Kretschmer; Fotomontage: msr
  • Leichenwagen in der Festung Grauerort: So werden Besucher auf ein düsteres Thema eingestimmt
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jd. Stade. Sterben und Tod: Dieses Thema ist in Zeiten von Corona vielen stärker ins Bewusstsein gerückt. Doch ernsthaft beschäftigen mag sich damit eigentlich niemand. Das soll eine Veranstaltung in der Festung Grauerort in Stade-Abbenfleth am kommenden Samstag, 15. August, ändern. Dort können sich Besucher auf eine ganz besondere Weise dem Thema Tod annähern. Unter dem Motto "Den Tod entdecken, das Leben feiern" dreht sich einen Tag lang alles um dieses dunkle Kapitel, das unserem Dasein auf Erden folgt. Mit dabei ist u.a. der bekannte Hamburger Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel.

Initiatorin ist die Rostocker Kunsthistorikerin Dr. Anja Kretschmer. Für sie ist der Tod ein fast ständiger Begleiter ihres beruflichen Alltags. Kretschmer hat mit einer Doktorarbeit über Grabarchitektur promoviert, ist als Trauerrednerin tätig und bietet stimmungsvolle Erlebnisführungen auf Friedhöfen. Bei ihrem "Friedhofsgeflüster" zur Dämmerstunde läuft so manchem Teilnehmer ein kalter Schauer über den Rücken.
"Die Festung Grauerort mit ihrem geheimnisvollen Charme eines Lost Place bietet das passende Ambiente", sagt Kretschmer. Das Gemäuer mit seinen dunklen Gewölbekellern und engen Geheimgängen sei der ideale Ort für dieses Wissensfestival zum Thema Tod. Kretschmer sucht sich bewusst solche Orte aus.

Auch wenn Freunde des Morbiden sicher auf ihre Kosten kommen, ist die Veranstaltung, die den Titel "Von der Wissenschaft der Toten" trägt, durchaus keine billige Spuk-Show. Es gibt Vorträge, Lesungen und ein musikalisches Rahmenprogramm. Dass hier durchaus seriös mit der heiklen Materie umgegangen wird - das aber auf eine höchst unterhaltsame Weise -, zeigt bereits die Auswahl der Mitwirkenden. Zuallererst ist da der Pathologe Püschel zu nennen. Püschel hat viele Corona-Tote obduziert und dabei neue Erkenntnisse zur Schwere der Covid-19-Erkrankung geliefert. Leichen sind auch für Rurik von Hagens allgegenwärtig. Der Sohn des Mediziners Gunther von Hagens, der seinerzeit mit der Ausstellung "Körperwelten" für Aufsehen sorgte, führt die Arbeit seines Vaters fort. Hagens betreibt das sogenannte Plastinarium, eine Art Werkstatt und zugleich Museum, wo Tote sozusagen für die Ewigkeit präpariert werden.

Spannende Einblicke in die Welt der Toten gewähren auch andere Referenten wie Joerg Vieweg. Als Thanatologe (von griech. thanotos = Tod) bereitet Vieweg auch schwer entstellte Verstorbene etwa nach Autounfällen so auf, dass Angehörige trotzdem am offenen Sarg Abschied nehmen können.
Wer die Festung an diesem Tag betritt, sollte nicht erschrecken: Rund ein Dutzend Leichenwagen werden dort geparkt sein. Ihr Anblick soll die Besucher auf das Thema einstimmen.

"Von der Wissenschaft der Toten": Samstag, 15. August, in der Festung Grauerort (Schanzenstraße 52). Die Veranstaltung läuft von 11 bis 21 Uhr (Einlass ab 10 Uhr). Das Programm findet sich unter www.anja-kretschmer.de. Eintritt: 39 Euro. Karten im Vorverkauf unter info@anja-kretschmer.de

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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