Stades Gleichstellungsbeauftragte
Karina Holst verabschiedet sich nach 30 Jahren
sv. Stade. Nach genau dreißig Jahren und drei Monaten geht Karina Holst, die Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Stade, Ende März in den Ruhestand. Wer mit ihr über ihre Arbeit spricht, merkt unweigerlich, dass sie auch nach drei Jahrzehnten immer noch auf voller Flamme für ihren Job brennt.
Trotz ihres anstehenden Ruhestands stellte sie erst kürzlich noch etwas Neues mit auf die Beine und finanzierte es zugleich aus dem Geld, das eigentlich für ihre Abschiedsfeier gedacht war: Das Projekt "Xenia" bietet Ukrainerinnen ein niederschwelliges Sprach- und Beratungsangebot sowie Kinderbetreuung und war schon beim ersten Treffen mit 14 Frauen gut besucht. "Wir dürfen diese Frauen nicht als Bedürftige sehen, sondern müssen sie als Menschen mit Kompetenzen behandeln", sagt Holst. "Viele von ihnen haben Berufe gelernt, die wir hier dringend benötigen."
Veränderung geht nur im Team
Als Gleichstellungsbeauftragte ist Holst Vermittlerin und Beraterin zugleich. Sie steht als Ansprechpartnerin für Betroffene von jeglicher Art von Diskriminierung oder sexueller Belästigung bereit und setzt sich zugleich bei der Stadt für Frauen- und gleichstellungsrelevante Themen ein. Dass sie ihre Aufgabe dabei sehr aktiv wahrnimmt, ist an den zahlreichen Projekten zu sehen, die sie in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt hat. In Erinnerung geblieben sind bei ihr vor allem die Einrichtung des Frauen- und Mütterzentrums, die Koordinierungsstelle für die berufliche Förderung von Frauen und das Existenzgründungszentrum für Frauen und Männer: "Am Anfang waren es vor allem strukturelle Veränderungen, mit denen wir viel erreichen konnten", sagt Holst. "Die Einrichtungen sind inzwischen zu einem sehr wichtigen Bestandteil für die kontinuierliche Förderung von Frauen in unserer Region geworden."
Wenn sie über ihre erfolgreichen Projekte spricht, tut sie das immer in der "Wir"-Form. "Es ist typisch für meine Arbeit, Projekte anzuschieben und dann auch wieder loszulassen, damit sie von anderen fortgeführt werden können", sagt Holst. "Ich habe einfach das Glück gehabt, dass mir die Ideen nie ausgegangen sind und dass ich hier immer offene Türen und Unterstützung von vielen Seiten vorgefunden habe."
Die Zeit hat andere Herausforderungen geschaffen
Natürlich habe es auch Rückschläge gegeben und die Widerstände gegen die Gleichberechtigung von Frauen und Männern seien heute andere als vor 30 Jahren. "Die junge Generation von Frauen ist in einer Welt aufgewachsen, in der alles möglich sein sollte, und scheitert trotzdem daran, eine Führungsposition zu bekommen, weil es keine Kinderbetreuung gibt oder der Mann sich nicht zuständig fühlt", sagt Holst. "Bei den Berufsverläufen liegt der Fokus immer noch zu sehr auf der männlichen Erwerbsbiografie."
Erschreckend finde sie zudem, dass Themen wie Sexismus, Rassismus und Frauenfeindlichkeit noch immer so stark vertreten sind. "Und das auch in der jungen Generation, die eigentlich schon von klein auf eine ganz andere Art der Kommunikation und des Miteinanders gelernt hat", sagt Holst. "Es kostet uns viel Geld, dass immer noch so viel Potenzial verschenkt wird."
Ehrenamt: Karina Holst bleibt in Stade aktiv
Auch wenn Karina Holst ab April in den Ruhestand geht und mehr Zeit in ihrem Haus in Lüneburg verbringen wird, die Themen Gleichstellung und Integration werden sie weiterhin beschäftigen. Die Frage "Was kommt nun?" beschäftigt sie nicht wirklich. "Ich bin ehrenamtlich im Soroptimist Club in Stade aktiv und bin beim Projekt 'Xenia' mit dabei. Das wird alles so weitergehen", sagt Holst. Und zuhause? "Mein Mann und ich haben zwar viel gearbeitet, aber wir haben unser Leben immer genossen. Wir sind viel mit den Hunden draußen unterwegs, gehen wandern, werkeln in Hof und Garten oder lesen gerne."
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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