Brandmeister hielten Dienstversammlung ab
Kein Strom oder Gas: Feuerwehren werden im Krisenfall aktiv
"Die Zusammenarbeit mit unseren Feuerwehren ist geprägt von Verbindlichkeit und Vertrauen." Das erklärte Stades Landrat Kai Seefried bei einer Veranstaltung der Kreisfeuerwehr in Großenwörden. Diese Aussage gelte erst recht vor dem Hintergrund immer neuer Aufgaben im Zivil- und Katastrophenschutz. Schließlich würde die aktuelle politische Situation ganz neue potenzielle Einsatzlagen mit sich bringen.
Seefried dankte den Feuerwehrleuten insbesondere für ihre Unterstützung bei der Einrichtung der Notunterkunft für Ukraine-Vertriebene in Stade-Ottenbeck. Die Ehrenamtlichen waren hier zusammen mit Vertretern anderer Hilfsorganisationen sowie der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) und der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle (FRL) aktiv. Sie stapelten Matratzen, montierten Betten, bauten Zelte auf.
Die Kreisfeuerwehr ist Teil des Arbeitskreises Katastrophenschutz, der sich aktuell vor allem mit möglichen Szenarien bei Gas- oder Strommangel beschäftigt. "Wir sind auch für diese Fälle grundsätzlich gut aufgestellt", sagte der Landrat. Gleichwohl werde es etwa bei einem länger andauernden Blackout nicht möglich sein, das alltägliche Leben in gewohnter Weise aufrechtzuerhalten. Jeder Einzelne sei gefordert, Vorsorge zu treffen, unterstrich Seefried bei der Dienstversammlung der Orts- und Gemeindebrandmeister.
Auch Kreisbrandmeister Peter Winter ging auf die besonderen Herausforderungen ein, die als Folge des russischen Angriffskrieges auch vor Ort zu bewältigen sind. Habe man sich vor dem 24. Februar "nur" mit den Problemen rund um Corona befassen müssen, stünden jetzt auch für die Feuerwehren ganz andere Aufgaben an. "Bisher als unwahrscheinlich geltende Schadenlagen wie Stromausfall oder eine
Gasmangellage könnten möglich werden", so Winter. "Dann werden auch massiv unsere Freiwilligen
Feuerwehren in die Schaden- und Gefahrenabwehr eingebunden." Winter warnte eindringlich vor zunehmenden Brandeinsätzen in Folge der Energiekrise. Womöglich würden einige Bürger alte Kamine oder Öfen ohne Überprüfung durch einen Schornsteinfeger in Betrieb nehmen.
Frühjahrsstürme führten zu deutlich mehr Einsätzen
Der stellvertretende Kreisbrandmeister Henning Klensang berichtete von 4.057 Einsätzen seit November 2021. Das sind im Schnitt mehr als elf Einsätze pro Tag im Kreisgebiet. 899 mal gab es Feueralarm. Die Hälfte dieser Alarmierungen wurde durch Brandmeldeanlagen ausgelöst. Hinzu kommen 2.251 technische Hilfeleistungen, 44 Umwelteinsätze, 48 Wasserrettungen, 381 Einsätze der Notfallgruppen und 434 Sicherheitswachen. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 2.406 Einsätze. Das Plus von mehr 1.600 Einsätzen geht u.a. auf das Konto der Stürme im Frühjahr.
Zu den herausragenden Ereignissen zählt der Großbrand des Kehdinger Hofes in Freiburg. Dort gelang es, unter Einbeziehung sämtlicher Feuerwehren aus Nordkehdingen, mit Hilfe der drei Drehleitern aus Stade und Harsefeld sowie mit Unterstützung zusätzlicher Kräfte aus dem Landkreis Cuxhaven, den historischen Ortskern vor einem Großbrand zu bewahren. Als "besonders auffällig" bezeichnete Klensang die Serie von drei Bränden in Kehdinger Supermärkten. "Alle drei Brände entstanden zu Zeiten, als die Geschäfte geschlossen waren, keiner der Märkte hatte eine Brandmeldeanlage, immer brannten Kühlschränke bzw. -truhen." In allen drei Fällen sei das Ladeninnere weitestgehend zerstört worden, was jeweils einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden und lange Schließungen der Geschäfte nach sich gezogen habe.
Klensang warb dafür, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Bei einer groß angelegten Typisierungsaktion für eine Apenser Kameraden seien potenziell passende Spender gefunden worden, aktuell laufe die Suche nach einem Spender für einen an Leukämie erkrankten Kameraden aus Krummendeich.
Große Investitionen in den Brandschutz
Der Landkreis investiert kräftig in die Feuerwehr, so wurden zuletzt u.a. Chemikalienschutzanzüge und Schlauchmaterial beschafft. Die Atemschutzübungsstrecke in der FTZ wurde aufwendig modernisiert. Erste Trainings haben bereits stattgefunden. Kostenpunkt: 225.000 Euro. FTZ-Leiter Sven Ramm zeigte an Hand von Fotos die neuen Möglichkeiten. In der FRL wurde der Leitstellenraum vergrößert und technisch aufgerüstet, außerdem wurde ein Lage- und Führungsraum neu geschaffen. Ein neues Dienstfahrzeug für den Kreisbrandmeister wurde bestellt (knapp 60.000 Euro), außerdem erhält die FTZ einen Gabelstapler (35.000 Euro). 2023 sollen ein Gerätewagen Messtechnik für den Umweltzug (300.000 Euro), ein Einsatzleitwagen für den Führungsdienst Umwelt (150.000 Euro) sowie ein Abrollbehälter mit Beleuchtungsequipment (35.000 Euro) gekauft werden.
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