Schluss mit dem Schneckentempo beim Booster-Impfen
Künftig fünf mobile Impfteams im Kreis Stade: Landrat Kai Seefried will jetzt den Impf-Turbo zünden
(jd). "Impfungen sind und bleiben der einzige Weg aus der Pandemie." Das erklärte in dieser Woche Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens. Sie kündigte an, die Impfkampagne im Land deutlich zu forcieren. Eine der Maßnahmen ist die Aufstockung der mobilen Impfteams. Das bedeutet für den Landkreis Stade, dass er künftig fünf Teams einsetzen kann. Bisher wären drei Impfteams möglich gewesen. Doch selbst diese Möglichkeit hat der Landkreis Stade zunächst nicht ausgeschöpft. Die ersten Wochen war nur ein einziges mobiles Team im Einsatz. Jetzt sorgt der neue Landrat Kai Seefried dafür, dass das Impfen im Landkreis Fahrt aufnimmt.
Angesichts langer Warteschlangen bei den Sonder-Impfaktionen (siehe dazu diesen Artikel) stellt sich die Frage: Warum geht die Impfkampagne im Landkreis Stade so schleppend voran? Dass es besser laufen könnte, zeigt ein Blick auf den Nachbarkreis Harburg, wo bereits vier Impfteams tätig sind. Außerdem wird dort mit Hochdruck daran gearbeitet, feste Impfstationen einzurichten.
Im Landkreis Stade hingegen hielten es die Verantwortlichen zunächst nicht für nötig, mehr als ein mobiles Impfteam aufzustellen. “Da das Impfteam nur ergänzend zu den niedergelassenen Ärzten und Betriebsmedizinern arbeiten soll, wurde entschieden, zunächst nur ein Impfteam aufzustellen", lautete noch vor zwei Wochen die Antwort aus dem Gesundheitsamt auf eine WOCHENBLATT-Anfrage.
Kurz nach seinem Amtsantritt hat Landrat Seefried aber entschieden, dass die Zahl der Impfteams aufgestockt wird. Auf seine Veranlassung wurde der Impf-Dienstleister, der DRK-Kreisverband Stade, beauftragt, zwei weitere Impfteams einzurichten. Das eine Team nahm an diesem Freitag seine Arbeit auf. Das andere wird eine Woche später am Freitag, 26. November, loslegen.
"Die Teams 4 und 5 sollen in der ersten Dezemberwoche an den Start gehen", sagt Seefried. Er hatte am Mittwoch mit den elf hauptamtlichen Bürgermeistern im Landkreis darüber konferiert, wie es in Sachen Corona-Impfungen weitergehen soll. Geplant ist, in mehreren Kommunen stationäre Impfzentren einzurichten.
"Ideal sind möglichst große Fest- oder Sporthallen, damit die Wartenden jetzt im Winter nicht im Freien stehen müssen", sagt Seefried. Außerdem sei geplant, dass ein Teil der Termine vorab gebucht werden kann. So sollen lange Warteschlangen vermieden werden. Für ihn steht jedenfalls fest: "Wir müssen verstärkt in die Fläche gehen, um auch die bisher Ungeimpften zu erreichen." Er hoffe, dass die Hürde, zur Impfung zu gehen, für manche niedriger wird, wenn es im eigenen Dorf ein Impfangebot gibt.
Seefried schließt nicht aus, dass im Landkreis Stade in einigen Wochen sogar sieben Impfteams tätig sein werden. Das alles sei aber eine riesiger personeller und logistischer Kraftakt, der erst einmal gestemmt werden müsse. Außerdem setze er auf die Mitwirkung der Ärzte, so der Landrat. Mit der Kassenärztlichen Vereinigung sei er im Gespräch. Es stehe so geht wie fest, dass Ende November kreisweit vier bis fünf sogenannte Impfpraxen eingerichtet werden, die dann zusätzliche Impfangebote - womöglich auch an Wochenenden - vorhalten.
"Ich habe volles Verständnis dafür, dass jetzt jeder angesichts der vierten Corona-Welle so schnell wie möglich seine Booster-Impfung haben möchte", so der Landrat. "Doch das schaffen wir nicht von heute auf morgen." Wenn die neue STIKO-Empfehlung komme, dass alle Erwachsenen nach sechs Monaten eine Auffrischungsimpfung erhalten, gebe es im Landkreis Stade auf einen Schlag 60.000 Impfberechtigte. Das werde einige Zeit dauern, eine solche Personenzahl zu impfen. Sein Appel an die Bürger im Landkreis: "Bitte lassen Sie zunächst den Älteren den Vortritt."
Dazu der Kommentar:
Jetzt ist der Macher gefordert
(Meinungsartikel: Der Text gibt die persönliche Meinung des Autors wieder.)
Kai Seefried hat bei seinem Amtsantritt als Stader Landrat gesagt, dass er der oberste Dienstleister sein möchte. Jetzt hat er die erste Gelegenheit, einen wichtigen Dienst zum Wohle aller Bürger des Landkreises zu leisten. Er muss jetzt das vorantreiben, was das zuständige Amt in den vergangenen Wochen geradezu verpennt hat: Bei der Impfkampagne ist jetzt Tempo angesagt.
Wie man überhaupt auf den Gedanken kommen konnte, dass ein mobiles Impfteam für den gesamten Landkreis ausreichen soll, erschließt sich mir nicht. Genauso wenig wie die Idee, eine öffentliche Impfaktion in einem kleinen Hotel auszurichten. Es war doch damit zu rechnen, dass die Menschen sich scharenweise den Impf-Booster holen wollen.
Kai Seefried gilt als Macher. Beim Thema Impfen kann er jetzt beweisen, dass er diesen Ruf zu Recht hat. Er sollte die Impfkampagne im Landkreis zur Chefsache machen und dem bisherigen bürokratischen Behördendenken gezieltes Handeln entgegensetzen. Dass bei der letzten Impfaktion sogar der Impfstoff ausging, ist für die Verantwortlichen beim Gesundheitsamt Blamage genug.
Die junge, engagierte Leiterin des DRK-Impfteams tut mir leid. Sie konnte nichts dafür und musste schweren Herzens Impfwillige wegschicken. Das darf nicht noch einmal passieren.
Jörg Dammann
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